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Fall Prokon 23.02.2014 17:48:35

Prokon lockt Windparkinvestoren ...

Die Windparks des in Finanznot geratenen Ökostromkonzerns Prokon locken Investoren aus dem Ruhrgebiet - das Interesse professioneller Aufkäufer an den Genussrechten des Unternehmens aber schwindet: Sowohl der Kraftwerksbetreiber Steag als auch die RAG-Stiftung prüfen offenbar einen Kauf von Windparks des norddeutschen Unternehmens. Doch der Chef des Fondsunternehmens Exchange Investors, Frank Scheunert, dämpft die Erwartungen der Genussrechtsinhaber. Es sehe derzeit so aus, als würde für die Papiere "nur ein Angebot knapp über null Prozent" des Nennwerts Sinn machen, sagte der Fondsmanager dem Wall Street Journal Deutschland.

   Scheunert hatte Prokon-Genussrechtsinhabern kurz nach der Insolvenzanmeldung des Unternehmens Ende Januar die Übernahme ihrer Papiere in Aussicht gestellt. Bislang allerdings habe Exchange Investors nicht über den Ankauf der Genussrechte entschieden, sagte Scheunert nun. Die komplizierte Lage des Windparkbetreibers mache die Überlegungen schwierig. Prokon hatte bis zu seiner Insolvenzanmeldung rund 1,4 Milliarden Euro von etwa 75.000 Anlegern eingeworben. Das Unternehmen geriet nach eigener Darstellung in Finanznot, weil Investoren vermehrt ihr Geld zurückforderten.

   Bislang allerdings ist offen, ob auf das vorläufige Insolvenzverfahren ein reguläres folgt. Es sei unklar, ob tatsächlich ein Insolvenzgrund vorliege hatte Ende Januar etwa der vom Gericht eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter, Dietmar Penzlin, gesagt. Er will nach eigenen Angaben durch mehrere Rechtsgutachten klären lassen, wie die Rückforderungen der Geldgeber zu werten sind: Womöglich seien die "nachrangigen Forderungen" der Genussrechtsinhaber bei der Insolvenzbeurteilung nicht zu berücksichtigen. Es ist damit auch offen, wann die Anleger mit einer Auszahlung rechnen können und wie hoch diese ausfällt.

   In jedem Fall aber dürften Teile des Prokon-Konzerns den Eigentümer wechseln: Unternehmenschef Carsten Rodbertus hatte kurz nach der Insolvenzanmeldung angekündigt, Windparks zum Verkauf zu stellen. Nun signalisieren ausgerechnet Unternehmen Interesse, die bislang vor allem mit der konventionellen Energieerzeugung in Verbindung gebracht werden, darunter der Kraftwerksbetreiber Steag und die RAG-Stiftung, die eigentlich Teile des deutschen Bergbaus abwickeln helfen soll.

   Investitionen in die Windenergie seien für Steag grundsätzlich von Interesse, sagte eine Sprecherin des Unternehmens dem Wall Street Journal Deutschland. Zu den interessanten Anlagen gehörten auch Prokon-Windparks. Steag ist mehrheitlich im Eigentum von Stadtwerke-Gesellschaften im Ruhrgebiet. Das Unternehmen betreibt weltweit elf Steinkohlekraftwerke. Steag entwickelt seit einiger Zeit aber auch Projekte zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien.

   Auch der Vorstandschef der RAG-Stiftung, Werner Müller, gab sich interessiert an einer Übernahme von Prokon-Windparks. Vor Mitgliedern der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Nordrhein-Westfalen berichtete er von entsprechenden Prüfungen. Möglich sei, dass die RAG-Stiftung bei einem Kauf der Windkraftanlagen mit Steag zusammenarbeite, sagte Müller. Die RAG-Stiftung, die im Moment rund 68 Prozent der Anteile an dem Chemieunternehmen Evonik hält, bemüht sich derzeit, das eigene Vermögen in verschiedene Anlagen zu streuen.

   Als möglicher Käufer von Prokon-Windparks gilt darüber hinaus der RWE-Konzern. Eine Sprecherin von RWE Innogy, der Erneuerbare-Energien-Sparte des Konzerns, widersprach dem am Freitag nicht. Sie sagte, es sei "alltägliches Geschäft, den Markt für Erneuerbare Energien zu sondieren und verschiedene Projekte zu prüfen". Die Sprecherin ließ allerdings offen, ob RWE auch für Prokon-Anlagen bieten will. Prokon selbst und dessen vorläufiger Insolvenzverwalter Penzlin antworten derzeit nicht auf Anfragen.

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com DJG/hev/kla Dow Jones Newswires Von Hendrik Varnholt  

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