22.03.2013 18:08:31

"Nie wieder" 80 Millionen Euro Boni bei Deutscher Bank

   Von Madeleine Nissen

   Die Deutsche Bank will Schluss machen mit Boni-Exzessen, denkt aber auch gleichzeitig an höhere Fixgehälter für Führungskräfte. Extreme Fälle wie die einem einzelnen Händler ursprünglich zugesprochenen Boni in Höhe von 80 Millionen Euro dürften "nie wieder" vorkommen, sagte der ehemalige BASF-Vorstandschef und Leiter der Vergütungskommission der Deutschen Bank, Jürgen Hambrecht. Wenn es allerdings in Europa zu einer Obergrenze für das Verhältnis zwischen fixer und variabler Vergütung kommt, werden die Festgehälter voraussichtlich steigen, sagte er.

   Zunächst einmal sind die Gehälter der Vorstände jedoch gesunken, und zwar deutlich. Im vergangenen Jahr verdiente die Vorstandsriege insgesamt 26,3 Millionen Euro und damit gut ein Drittel weniger als im vergangenen Jahr. Die beiden Co-Vorstandschefs, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, teilten sich 2012 nicht nur den Vorstandsposten, sondern auch das zugehörige Gehalt. Beide verdienten 2012 jeweils 4,8 Millionen Euro und damit zusammen gerade soviel wie Vorgänger Josef Ackermann, der 2011 auf 9,4 Millionen Euro kam.

   Das Gehalt der Vorstände wurde nach der Bilanz-Korrektur für 2012 "selbstverständlich neu gerechnet", wie der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Paul Achleitner, sagte. Wegen hoher Rückstellungen für laufende Rechtsstreitigkeiten hatte die Bank in einem überraschenden Schritt im Wochenverlauf ihren Gewinn für 2012 nachträglich auf 291 Millionen Euro mehr als halbiert.

   Die derzeit anlaufenden Bestrebungen in Europa und Deutschland, die Boni für Unternehmenslenker zu beschränken, könnte aber künftig zu höheren Fixgehältern bei den Managern führen, erwartet Hambrecht. Damit reagiert die Bank auf Befürchtungen, im Wettbewerb nicht mithalten zu können, weil sie Talente an asiatische und amerikanische Banken verliert, die nicht von Bonus-Schranken bedroht sind.

   Zugleich versucht die Bank den Spagat, den angestrebten Kulturwandel auch durch längerfristige Anreize für ihre Mitarbeiter leben. In der In Zukunft spielt nicht nur der wirtschaftliche Erfolg oder Misserfolg eine entscheidende Rolle für das Salär. Vielmehr werden die Vorstände auch danach beurteilt, inwieweit sie dem "Wohl der Menschheit" dienen, sagte Hambrecht. So sollen sie weniger verdienen, wenn etwa Stellen gestrichen werden. Die Deutsche Bank baut derzeit rund 2.000 Stellen ab.

   Der angestrebte Kulturwandel unter der Führung von Jain und Fitschen fließt auch in die Beurteilung der rund 100.000 Mitarbeiter ein. Zu den Zielen gehören Kundenzufriedenheit, nachhaltige Geschäftspraktiken sowie Werte, Unternehmenskultur und Ethik.

   Längerfristige Anreize statt hohe Boni sollen die Mitarbeiter motivieren, nicht kurzlebigen Erfolgen hinterherzujagen, sondern nachhaltig zu denken. Bei den jährlichen Boni werde nunmehr nicht allein beurteilt, was erreicht wurde, sondern wie es erreicht wurde, erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Paul Achleitner.

   Damit will die Bank Lehren aus alten Fehlern ziehen. Die Deutsche Bank kämpft seit Jahren mit unzähligen Prozessen, die sie nicht nur Milliarden kosten, sondern auch ihrem Ruf schaden. Die Vorwürfe gegen die Bank reichen von falscher Beratung bis Betrug. So positionieren sich derzeit in den USA klagewillige Kunden verschiedener Institute, die sich durch die Manipulation der Referenzzinssätze Euribor und Libor geschädigt sehen. Die Deutsche Bank hat insgesamt sieben Mitarbeiter entlassen oder suspendiert.

   Die Untersuchungen, inwieweit Mitarbeiter an der Manipulation beteiligt waren, laufen noch. Im Fokus steht dabei der ehemalige Zinshändler Christian Bittar. Er verdiente Millionen für die Bank und wurde an dem Erfolg beteiligt, so dass ihm am Ende Boni in schwindelerregender Höhe zustanden.

   Banken wie der Deutschen Bank wird daher vorgeworfen, falsche Anreize gesetzt zu haben. "Die Karotte, die man hinhängt, muss auch verdaubar sein", sagte etwa der Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re, Nikolaus von Bomhard.

   Kontakt zur Autorin: madeleine.nissen@wsj.com

   DJG/mln/kgb

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   March 22, 2013 12:37 ET (16:37 GMT)

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