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Aktien aus Nordafrika 18.05.2014 03:00:01

Nach dem arabischen Frühling

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Im Arabischen Frühling vor drei Jahren rollte eine Welle des Protests durch Nordafrika. In Tunesien wurden die Herrschenden ebenso aus dem Amt gejagt wie in Ägypten. Anders in Staaten wie Marokko, wo sich das Regime mit Zugeständnissen halten konnte. Die Börsen in Nordafrika bieten risikofreudigen Anlegern heute wieder große Chancen, wobei sich die wirtschaftliche und politische Situation von Land zu Land stark unterscheidet.

Ägypten: Wachsender Unmut
Revolutionen fressen ihre Kinder. Das zeigt sich in Ägypten. Es gab Tausende von Toten in den vergangenen Jahren. Die Muslimbrüder unter Ex-Präsident Mohammed Mursi wurden im Juli 2013 nach einem Jahr Herrschaft durch das Militär abgesetzt. 683 Anhänger Mursis wurden zum Tode verurteilt. Das deutet eher auf eine Abrechnung des Militärs mit den Islamisten hin als auf einen ordnungsgemäßen Prozess. Am 26. und 27. Mai soll es nun Neuwahlen geben. Neben dem früheren Armeechef Abdel Fattah al-Sisi tritt der Linkspolitiker Hamdeen Sabbahi an, dem aber kaum Chancen eingeräumt werden. Al-Sisi ist seit dem Sturz Mursis inoffizieller Machthaber. Von ihm erhoffen sich die Ägypter, dass er die unsichere Lage beruhigt.

Bei vielen sind die mit der Machtübernahme der Militärs verbundenen Erwartungen aber bereits in Ernüchterung umgeschlagen. Das Militär geht gegen Gegner noch brutaler vor als zu Zeiten des Ex-Diktators Hosni Mubarak üblich. Nicht nur Muslimbrüder und Salafisten, auch die weltliche Opposition landet im Knast. Selbst kritische ausländische Journalisten werden inhaftiert.

"Der Polizeistaat funktioniert", sagt Stephan Roll, Nordafrika-Spezialist bei der Stiftung Wissenschaft & Politik. Er widerspricht auch der im Westen verbreiteten Auffassung, unter der Militärherrschaft sei Ägypten sicherer geworden. Fast jeden Tag gebe es einen Bombenanschlag. "Die ägyptische Bevölkerung ist tief gespalten", so Roll. Unterstützern der Armee stehen Anhänger Mursis und die liberale Opposition gegenüber. Gefährlich sei, dass die jungen Leute begännen, sich zu radikalisieren.

Entscheidend für den Machterhalt von al-Sisi wird sein, ob er den Lebensstandard der Ägypter erhöhen kann. Viele kommen nur dank staatlicher Subventionen für Lebensmittel und Energie über die Runden. Das Land kann sich das aber nicht mehr leisten. Die Schulden sind mit 104,5 Prozent des BIP hoch, das Haushaltsdefizit lag 2013 bei 13,6 Prozent des BIP. Vom IWF erhält Ägypten nichts, da dieser fordert, die Subventionen zu kürzen. Am Leben halten das Land die Kredite aus Kuwait und Saudi-Arabien. Diese unterstützen das Militär, weil den dortigen Königshäusern die Muslimbrüder suspekt waren. Zudem haben sie viel Geld in Ägypten investiert.

Zum Beispiel in den Öl- und Gassektor. Energieexporte sind neben den Einkünften aus dem Suezkanal Haupteinnahmequellen Ägyptens. Der wichtige Wirtschaftsfaktor Tourismus liegt wegen der schlechten Sicherheitslage dagegen am Boden.

Diese ist neben der hohen Korruption auch der Grund, dass kaum ausländische Investitionen ins Land fließen. Dagegen boomt der Bau. Die hohe Inflation von fast 14 Prozent führt zur Flucht in Sachwerte - Immobilien. Folge: Bau- und Immobilienaktien an der Börse Kairo haussie­ren seit Januar, der Leitindex EGX kletterte um 20 Prozent in Euro.

Es half auch, dass viele AfrikaFonds den Ägypten-Anteil erhöhten, da Kairo eine der wenigen liquiden Börsen des Kontinents ist. Die Fonds setzen darauf, dass es der Armee gelingt, das Land zu befrieden. "Angesichts wachsenden Unmuts der Bevölkerung gegen das Militär scheinen auf Ägypten noch Jahre wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit zuzukommen", warnt jedoch Verena Strobel, Analystin der BayernLB. Die Unzufriedenheit steigt auch, weil sich die Militärs immer mehr Pfründe in der Wirtschaft aneignen. Anleger sollten besser abwarten, bis sich die Lage geklärt hat.

Tunesien: Gutes Vorbild
In Tunesien spielt das Militär als Machtfaktor keine Rolle. Vielleicht blieb es deshalb dort friedlich. Ähnlich wie in Ägypten wurde eine islamische Partei, die Ennahda, an die Macht gewählt. Die trat im Januar 2014 freiwillig ab - zu groß war der Druck aus der Bevölkerung. Nun leitet eine Technokratenriege bis zur Wahl im November die Geschicke des Landes. Im Januar wurde eine säkulare Verfassung eingeführt. Der Islam bleibt Staatsreligion. Keiner darf aber verfolgt werden, falls er sich dagegen ausspricht. Derzeit liegen die weltlichen Parteien in Umfragen leicht vor der Ennahda.

Ökonomisch bessert sich die Situation langsam, da die Sicherheitslage bis auf seltene Terroranschläge gut ist. Die Investitionen aus dem Ausland in die Textil-, Elektronik- und Kfz-Industrie erholen sich. Der Tourismus ist fast wieder auf dem Niveau von 2010. Problematisch sind hohe Arbeitslosigkeit und Inflation sowie das Leistungsbilanzdefizit von 8,2 Prozent des BIP - Folge hoher Energieimporte. Das Wachstum dürfte nach der Wahl anziehen, für 2015 sind 4,2 Prozent prognostiziert.

Die Börse Tunis goutierte den Ennahda-Rückzug und die moderne Verfassung mit einer Hausse, seit einigen Wochen korrigiert sie jedoch. "Tunesien ist auf einem guten Weg und kann Vorbild für die gesamte Region werden", sagt Fausi Najjar, Nordafrika-Experte bei Germany Trade & Invest in Tunis.

Marokko: Stabiler Profiteur
Die Marokkaner hofften, dass ihr stabiles Land von den Umwälzungen in Tunesien und Ägypten profitieren würde - Firmenverlagerungen blieben jedoch die Ausnahme.

Im Königreich gab es zwar auch Proteste, aber nur kosmetische politische Änderungen. Das Volk durfte ein Parlament wählen, de facto blieb die Macht beim König. Auch er konnte den Niedergang der Textilindustrie indes nicht verhindern. Zudem hat Marokko ein Leistungsbilanzdefizit von 7,2 Prozent des BIP wegen der großen Energieimporte.

Stabile politische Lage und gute Verkehrsanbindungen zu Westafrika locken aber Investoren an, vor allem aus der Auto- und Flugzeugbranche. Zudem brach der Tourismus nicht ein, da es keine Gewaltexzesse gab. Das Land ist somit ein Gewinner des Arabischen Frühlings. Die Wachstumsraten gingen seit 2011 nicht zurück, sie lagen bei fünf Prozent jährlich; 2014 sollen es 3,8 Prozent sein. Die Arbeitslosenzahl blieb ebenfalls konstant. Trotzdem sind weite Teile der Bevölkerung enttäuscht von der Reformpolitik - ihr Lebensstandard verbesserte sich nicht.

Auch an der Börse Casablanca konnten sie nichts dazuverdienen. Der Leitindex CFG 25 wurde in Sippenhaft für die Region genommen und fiel von Anfang 2011 bis August 2013 um ein Drittel. Nun hat er seinen Boden gefunden, seit Herbst zog er um 14 Prozent an. Für risikobereite Anleger bieten Marokko und Tunesien gute Chancen. Die Gefahr eines Umsturzes in Marokko sieht Najjar jedenfalls nicht: "Proteste sind zwar nicht auszuschließen, der König sitzt aber fest im Sattel."

Investor-Info

Arbeitslosigkeit
Kein Frühling am Jobmarkt

In Tunesien und Ägypten ging wegen Protesten und Unruhen das Wirtschaftswachstum zurück, was die Arbeitslosigkeit nach oben trieb. Bisher haben sich dort die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft nicht erfüllt. In Marokko gab es anders als in Tunesien und Ägypten keine Revolution - dies hat sich wirtschaftlich bemerkbar gemacht. Die Arbeitslosigkeit blieb seit 2010 konstant bei neun Prozent.

Silk African Lions FUND
Marokko und Tunesien

Anleger, die in Tunesien und Marokko kaufen wollen, können das derzeit nur indirekt über Afrika-Fonds tun. Ende April kündigte BNP Paribas, die das Zertifikategeschäft der RBS übernehmen wird, die Marokko- und Tunesien-Zertifikate der RBS. Der Silk African Lions Fund, der von der britischen Fondsboutique Silk Invest gemanagt wird, investiert zu 17 Prozent in Ägypten, zu 14 Prozent in Marokko und zu zwei Prozent in Tunesien. Der Rest des Geldes fließt in Länder wie Nigeria, Kenia und Südafrika. 

RBS-EGX-30-Zertifikat
Ägypten nur für Nervenstarke

Die 30 größten Aktien Ägyptens bildet das RBS-Zertifikat auf den Leitindex EGX 30 ab. Banken und Telekomfirmen dominieren in der Benchmark, die seit Januar in Euro um 20 Prozent kletterte. Nur sehr risikobereite Anleger sollten kaufen, da die politische und ökonomische Situation wacklig ist. Die Staatsverschuldung ist hoch, es droht eine Bankenkrise. Auch das Ägyptische Pfund verliert permanent an Wert. Die Dividenden von 2,3 Prozent entgehen den Anlegern. Der Spread ist 3,5 Prozent.

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