Warum Bitcoin als Wertspeicher in keinem diversifizierten Portfolio fehlen sollte. Jetzt lesen -w-
Digitaler Geldregen 29.11.2014 03:00:02

Megatrend Cloud-Computing: Die wirklichen Gewinner

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Facebook drängt in einen neuen Markt. Etwa 1,35 Milliarden Nutzer des weltgrößten sozialen Netzwerks speichern und versenden regelmäßig Nachrichten und Bilder in der Datenwolke des US-Unternehmens. Jetzt will Firmengründer Mark Zuckerberg auch Mitarbeitern in Unternehmen seine Dienste in der Facebook-Wolke anbieten.

Der Einstieg des mächtigen Unternehmens aus dem Silicon Valley in das Geschäft mit Unternehmenskunden dürfte einen Megatrend weiter anheizen: den zum Cloud-Computing. Um langfristig Kosten zu sparen, optimieren Unternehmen weltweit ihre IT-Systeme für die Nutzung externer Rechenleistung sowie Speicherkapazität über das Internet - was gewöhnlich als Datenwolke bezeichnet wird.

Es geht um die Anpassung und Öffnung der IT-Infrastrukturen für die Dienste externer Anbieter - vom Softwaredienstleister oder Speicherservice bis zum kompletten Rechenzentrum.
Öffentliche Datenwolken - englisch: public clouds - nutzt inzwischen jeder, der sich Messengerdiensten wie Whatsapp bedient, zu Hause Filme von Streaminganbietern ansieht oder online einkauft.

Analysen im Himmel Auch Unternehmen nutzen die Wolkendienste zunehmend. Hier geht es auch um die Möglichkeit, riesige Datenmengen zu analysieren. So können etwa die Gewohnheiten und das Kaufverhalten von Millionen von Kunden in Echtzeit, also bei ihrer Entstehung, untersucht werden. Der Trend heißt Big Data - und er verändert ebenfalls die Art, wie Unternehmen ihre gesamte IT aufbauen.

Intensive Datenanalysen sind inzwischen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. "Marketingchefs werden auf die IT-Budgets der Unternehmen künftig größeren Einfluss bekommen als IT-Leiter", prophezeit der renommierte Branchenkenner Steven Milunovich. Der Analyst der UBS-Bank geht davon aus, dass die IT-Budgets der Unternehmen in den nächsten vier Jahren um ein Fünftel auf 1,7 Billionen Dollar steigen. Die Hälfte der Mittel werden die Unternehmen demnach in den Ausbau der Datenwolken investieren. Dabei werden sowohl eigene Netzwerke, sogenannte Private Clouds, ausgebaut, zum anderen wird in Dienstleistungen externer Anbieter investiert.

Die Megatrends Cloud, Big Data und der Internetboom sollten bei etablierten Spezialisten für Datenspeicherung eigentlich schon längst einen Wachstumsschub ausgelöst haben. Doch beim Weltmarkführer EMC sowie der Nummer 2, Net­App, haben sich Umsatz- und Gewinnwachstum bislang noch nicht stark beschleunigt. Zumindest ist Net­App gut im Geschäft: Das Unternehmen liefert nach eigenen Angaben die meisten Systeme an Cloud-Dienstleister wie etwa Amazon Web Services (AWS), die Microsoft-Tochter Azure oder den Webriesen Google.

Während das Geschäft der Großen bestenfalls moderat zulegt, glänzen Start-ups im Speicherbusiness wie Nimble Storage mit hohen Zuwachsraten. Im Gegensatz zu den Großen hat Nimble Storage sehr schnelle Produkte im Angebot. Der Grund: Das Unternehmen setzt vor allem auf Flashspeicher, die viel flotter sind als herkömmliche Speichersysteme mit Festplatten. Ob sich der Aufsteiger - Marktanteil derzeit unter einem Prozent - durchsetzen wird, ist allerdings offen. Den ersten Gewinn soll es erst 2017 geben.

Die Macht der Cloud-Konzerne
Inzwischen bieten auch die Etablierten die Flashspeicher-Technologie an. Das größte Handicap der beiden Großen, EMC und NetApp, ist damit allerdings noch nicht beseitigt: Die Unternehmen haben zu lange auf komplexe Speichersysteme mit spezieller Hard- und Software gesetzt, die den Datenaustausch mit anderen Systemen erschweren.
Die Speicherriesen haben den Einfluss großer Wolkenbauer wie AWS, Microsoft oder jetzt auch Facebook unterschätzt. Denn mit ihrer Einkaufsmacht setzten diese Unternehmen bei Herstellern von Speicherchips oder Mikroprozessoren eigene Standards durch. "Es ist deshalb nicht klug, die Konzerne als Konkurrenten in der Datenspeicherung zu sehen. Wir wollen von deren Wachstum profitieren und passen unsere Software an deren Standards an", sagt NetApp-Chef Tom Georgens ­gegenüber dieser Zeitung.

Raus aus der Wachstumsfalle will NetApp jetzt vor allem mithilfe von AWS. Die Amazon-Tochter fährt mit über einer Milliarde Dollar Quartals­umsatz so viel Cloud-Geschäft ein wie die vier nächstgrößeren Anbieter Microsoft, IBM, Salesforce und Google zusammen. Die neuen Versionen der Speicherverwaltungssoftware von Netapp wurden zuerst an die Standards der Amazon-Tochter angepasst. Mittelfristig sollen die Systeme auch mit denen anderer Cloud-Anbieter zusammenarbeiten.

Das Ziel: Die Kunden sollen Anwendungen in beliebigen Umgebungen betreiben können - auf eigenen Rechnern, in privaten oder öffentlichen Datenwolken. NetApp soll laut Georgens vom Anbieter von Speichersystemen zum Spezialisten für Datenmanagement werden.

Geld dafür ist genug vorhanden: Die 5,3 Milliarden Dollar Cashreserven entsprechen knapp 40 Prozent des Börsenwerts. Die Reserven lockten vorübergehend auch Hedgefonds an. Im Frühjahr stieg Elliot-Management-Chef Paul Singer bei NetApp jedoch aus und kaufte sich stattdessen beim Konkurrenten EMC ein. Dort drängt Singer auf eine wertsteigernde Entflechtung der Konzernstruktur. Auch Hedgefondsmanager David Einhorn ist jetzt bei EMC an Bord.

Während EMC und NetApp an ihrer Rückkehr auf den Wachstumskurs arbeiten, ist einer ihrer deutschen Kunden auf Rekordkurs: Nach einem starken dritten Quartal sind für den Münchner IT-Dienstleister Cancom die angepeilten 800 Millionen Euro Umsatz und 50 Millionen Euro operativer Gewinn im Jahr 2014 in Reichweite. Treiber für das Geschäft ist der Cloud-Trend - und das Bedürfnis von Unternehmen nach Datensicherheit.

Cancom hat sich auf den Schutz von sensiblen Informationen bei Projekten, auf die weltweit mehrere Niederlassungen eines Unternehmens Zugriff haben, spezialisiert. Ein großer Kunde ist beispielsweise der Autozulieferer Mahle. Das Unternehmen kann in seiner privaten Wolke statt Original-CAD-Dateien, denen Betriebsgeheimnisse entlockt werden können, datensichere Formate verwenden. Die Rechenzentren der Firma, die weltweit 50.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat Cancom komplett auf Private-Cloud-Technologie umgestellt.

Die Münchner waren von Anfang an beim Boom in der Wolke dabei - im Unterschied zu den Riesen aus den USA.

Investor-Info

Cancom
Weiter auf Rekordkurs

Deutschlands drittgrößtes IT-Systemhaus profitiert vom Cloud-Computing-Boom. Für 2014 werden bei Umsatz und Gewinn neue Rekordzahlen angepeilt. Bis 2017 erwarten Analysten jährliche Gewinn­zuwächse von mindestens 20 Prozent. Kaufen.

NetAPP
Wendemanöver

Mit neuer Software, die mit allen Standards großer Cloud-Betreiber wie Amazon Web Services oder Microsoft Azure kompatibel ist, versucht der zweitgrößte Datenspeicherspezialist sein Wachstum jetzt anzukurbeln. Mit 5,3 Milliarden Dollar Cash verfügt der US-Konzern über erhebliche Reserven. Noch ist nicht absehbar, ob die Wende gelingt. Abwarten.

EMC
Im Visier von Hedgefonds

Branchenprimus EMC enttäuscht mit schwachem Wachstum. Die Auflösung der komplexen Konzernstrukturen, etwa die vollständige Abspaltung des Virtualisierungsspezialisten VMWare, hätte nach Ansicht von Hedgefonds deutliche Wertsteigerungen zur Folge. Das treibt den Kurs. Spekulativer Kauf.

Glossar

Wolkenkunde
Cloud-Computing: Via Web mieten Unternehmen Rechenleistungen, Datenspeicher oder Software. Im Vergleich mit herkömmlichen Netzwerken setzen Unternehmen auch ihre eigenen IT-Ressourcen damit flexibel ein. Die Cloud-Technologie ist zudem die Voraussetzung für die Geschäftsmodelle von Streaming-Anbietern wie Spotify und Netflix.
Public Cloud: Persönliche Daten sind öffentlich und können von jedem gelesen werden, wenn sie nicht als "privat" markiert sind (z.B. bei Facebook). Für Firmenkunden gibt es besondere Angebote.
Private Cloud: Dienstleister wie Cancom oder Bechtle bauen im Auftrag Datenwolken um das Netzwerk eines Firmenkunden. Der Datenverkehr in den Datenwolken ist verschlüsselt.

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31.10.24 Meta Platforms Kaufen DZ BANK
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31.10.24 Meta Platforms Buy UBS AG
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