16.10.2023 22:13:39

MÄRKTE USA/Risikoneigung auf Rückzug - Hoffen auf Entspannung in Nahost

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben zum Start in die neue Woche eine Gegenbewegung auf die jüngsten Verluste vollzogen. Händler sprachen von einer marktübergreifend gestiegenen Risikoneigung nach der Flucht in vermeintliche Sicherheit im Zuge des Nahostkrieges. Der Dow-Jones-Index erholte sich um 0,9 Prozent auf 33.985 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 1,1 bzw. 1,2 Prozent zu. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 2.156 (Freitag: 1.079) Kursgewinner und 752 (1.809) -verlierer. Unverändert gingen 65 (69) Titel aus dem Handel. Gleichzeitig kamen die Preise für Erdöl und Gold leicht zurück, auch Dollar und US-Renten neigten zur Schwäche.

Positiv wurde an der Börse gewertet, dass es bislang wenig Anzeichen für einen bevorstehenden israelischen Einmarsch in den Gazastreifen gab. Gleichwohl sei ein solcher noch immer wahrscheinlich, hieß es. Von anderer Seite wurde darauf verwiesen, dass die Region für die Weltwirtschaft kaum eine Rolle spiele. Lediglich eine Ausweitung des Nahostkrieges könne das Wachstum empfindlich treffen, hieß es weiter. "Werden geopolitische Themen zum vorherrschenden Marktthema? Bis Freitag war der Nahe Osten nur ein Thema mit begrenzten Auswirkungen auf die Märkte", stellte Chef-Wirtschaftsstratege Kent Engelke von Capitol Securities fest.

Sichere Häfen werden gemieden

An Konjunkturdaten wurde nur der Empire State Manufacturing Index veröffentlicht. Er fiel im Oktober nicht ganz so schlecht aus, wie Volkswirte befürchtet hatten. Gleichwohl verschlechterte er sich auf Monatssicht. Am Rentenmarkt ließ die gestiegene Risikoneigung die Notierungen zurückkommen, nachdem die Flucht in vermeintliche Sicherheit diese zuletzt hatte steigen lassen. Die Renditen erholten sich somit. Auch der besser als befürchtet ausgefallene Empire-State-Index befeuerte die Renditen leicht, lieferte er doch wenig Argumente für Zinssenkungen.

Der Dollarindex verlor mit den mutiger agierenden Anlegern 0,4 Prozent. Anleger sähen nicht mehr viel Aufwertungspotenzial für den Greenback, hieß es dazu von Unicredit. Der Markt sei skeptisch, was eine mögliche Zinserhöhung der US-Notenbank im Dezember angehe, so die Analysten. Die steigenden Anleiherenditen drückten derweil den Goldpreis.

Auch am Ölmarkt kamen die Preise nach dem jüngst kräftigen Anstieg etwas zurück. Furcht vor einem Übergreifen des Kriegs zwischen Israel und der Hamas auf andere Länder der Region wie den Iran und eine daraus resultierende Angebotsverknappung hatte die Ölpreise zuletzt steil nach oben getrieben. Dass der Iran direkt in den Krieg einsteigt, galt indes als wenig wahrscheinlich. Belastet wurden die Preise auch von Meldungen über ein mögliches Lockern der US-Sanktionen gegenüber Venezuela. Denn dort wollen Regierung und Opposition ihre seit fast einem Jahr auf Eis liegenden Gespräche wieder aufnehmen. Bei einer Lockerung der Sanktionen könnte venezolanisches Öl verstärkt an die Märkte kommen.

Gewinnwarnung lässt Pfizer kalt - Biontech sacken ab

Pfizer zeigten sich unbeeindruckt von der Gewinnwarnung des Pharmakonzerns und gewannen 3,6 Prozent. Das Unternehmen muss unter anderem Abschreibungen auf Lagerbestände des Corona-Impfstoffs Comirnaty vornehmen, weil die Nachfrage geringer ausfiel als erwartet. Analystin Daina Graybosch von Leerink Partners rechnete gleichwohl mit einer kräftig steigenden Nachfrage nach Comirnaty und dem Medikament Paxlovid zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen.

Der Kurs des Mainzer Impfstoffpartners Biontech sackte dagegen um 6,4 Prozent ab; das Unternehmen muss voraussichtlich Abschreibungen bis zur gleichen Höhe wie Pfizer vornehmen. Dazu hatte HSBC die Aktie abgestuft und das Kursziel gesenkt.

Trotz des noch unsicheren Impfverhaltens der US-Bevölkerung im kommenden Winter hält Moderna (-6,5%) an ihrer Anfang August veröffentlichten Umsatzprognose für den eigenen Covid-19-Impfstoff fest. Allerdings wurde der Kurs belastet von Aktienverkäufen durch Co-Gründer und Chairman Noubar Afeyan.

Linkedin, die zu Microsoft gehörende Social-Media-Plattform für Berufstätige, baut rund 670 Stellen ab. Der Kurs der Mutter gewann 1,5 Prozent. Positiv reagiert die Albemarle-Aktie (+2,7%) darauf, dass der Lithiumkonzern seine 4,16 Milliarden US-Dollar schwere Offerte für die australische Liontown zurückgezogen hatte.

Lululemon (+10,3%) profitierten von der bevorstehenden Aufnahme in den S&P-500. Sie ersetzen dort die Aktien von Activision Blizzard, die infolge der Übernahme durch Microsoft den Index verlassen. Vista Outdoor brachen um 23,7 Prozent ein. Das Unternehmen hatte enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt und einen pessimistischen Ausblick gegeben. Außerdem kündigte Vista den Verkauf des Sportartikelgeschäfts für 1,9 Milliarden Dollar an die tschechische Czechoslovak Group an. Die Trennung von der Sparte ist Teil der geplanten Aufspaltung in zwei Unternehmen.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 33.984,54 +0,9% 314,25 +2,5%

S&P-500 4.373,63 +1,1% 45,85 +13,9%

Nasdaq-Comp. 13.567,98 +1,2% 160,75 +29,6%

Nasdaq-100 15.172,73 +1,2% 177,62 +38,7%

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 5,10 +5,5 5,05 68,1

5 Jahre 4,72 +7,5 4,64 71,9

7 Jahre 4,74 +8,5 4,65 76,5

10 Jahre 4,71 +8,7 4,62 83,2

30 Jahre 4,86 +9,8 4,76 89,2

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:05 Uhr Fr, 17:20 % YTD

EUR/USD 1,0560 +0,4% 1,0529 1,0503 -1,4%

EUR/JPY 157,88 +0,4% 157,42 157,16 +12,5%

EUR/CHF 0,9503 +0,2% 0,9498 0,9499 -4,0%

EUR/GBP 0,8645 -0,2% 0,8656 0,8651 -2,3%

USD/JPY 149,51 +0,0% 149,50 149,63 +14,0%

GBP/USD 1,2215 +0,6% 1,2165 1,2141 +1,0%

USD/CNH (Offshore) 7,3087 -0,0% 7,3133 7,3098 +5,5%

Bitcoin

BTC/USD 28.463,40 +4,7% 27.957,97 26.758,54 +71,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 86,97 87,69 -0,8% -0,72 +11,8%

Brent/ICE 90,03 90,89 -0,9% -0,86 +10,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.919,35 1.933,06 -0,7% -13,71 +5,2%

Silber (Spot) 22,58 22,73 -0,7% -0,15 -5,8%

Platin (Spot) 895,60 884,13 +1,3% +11,48 -16,1%

Kupfer-Future 3,58 3,57 +0,2% +0,01 -6,1%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

October 16, 2023 16:14 ET (20:14 GMT)

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