01.01.2015 11:33:33

MÄRKTE USA/Gutes Börsenjahr 2014 endet mit Schönheitsfehler

   Von Victor Reklaitis, Sara Sjolin und Steffen Gosenheimer

   Ein gutes Börsenjahr 2014 an Wall Street ist am Silvestertag mit nachgebenden Aktienkursen zuende gegangen. Dass der Dow-Jones-Index nach einem Tagesminus von 0,9 Prozent auf 17.823 Punkte die in der Vorwoche erstmal eroberte 18.000er Marke nicht halten konnte, war allerdings ein Schönheitsfehler. Das wichtigste Börsenbarometer der Welt hatte in den zurückliegenden 12 Monaten 38 Rekordhochs auf Schlusskursbasis markiert, beim breiteren S&P-500-Index waren es sogar 52. Er gab am Mittwoch um 1 Prozent auf knapp 2.059 Punkte nach.

   Für den Dow war 2014 bereits das sechste Börsenjahr in Folge mit einem Plus. Das ist die längste Gewinnstrecke seit 1999. Für den S&P-500 und auch den Nasdaq-Composite war es das dritte Gewinnjahr hintereinander. Die Jahresbilanz zeigt für den Dow ein unterdurchschnittliches Plus von 7,5 Prozent. In den vergangenen Jahrzehnten konnte er durchschnittlich nämlich um 9,7 Prozent zulegen.

   Besser sieht es für den S&P-500 aus. Für ihn ging es 2014 um 11,4 Prozent aufwärts, womit er in den vergangenen drei Jahren um fast 64 Prozent zulegte. In den zurückliegenden 20 Jahren brachte es der S&P-500 auf ein durchschnittliches Jahresplus von lediglich 9,7 Prozent, 2013 hatte er mit einem Anstieg von fast 30 Prozent weit überdurchschnittlich abgeschnitten. Der Nasdaq-Composite brachte es 2014 auf einen Anstieg von 13,4 Prozent.

   Dass der Dow 2014 etwas hinterherhinkte erklären Marktexperten mit der Zusammensetzung des Index mit 30 reifen Unternehmen, bei denen es sich nicht um ausgesprochene Wachstumsunternehmen handele. Das mache den "Dinosaurier" andererseits aber in nicht so gut laufenden Börsenjahren auch widerstandsfähiger.

   Nach einem anfangs wenig ereignisreichen Handel mit kleineren Abgaben hatten sich die Verluste im Verlauf des Mittwoch ausgeweitet, so dass der Dow den Dezember trotz der jüngsten Rekordjagd mit einem Minus beendete. Händler machten mehrere Faktoren für das Tagesminus aus. Vor allem sei das Geschäft relativ dünn gewesen, was stärkere Kursbewegungen begünstigt habe. Zum anderen habe es wie oft zum Ende eines Quartals Positionsanpassungen und -glattstellungen gegeben. Die Konjunkturdaten des Tages waren gemischt ausgefallen und dürften eher keine Rolle gespielt haben, hieß es.

   Unter Druck standen Aktien aus dem Energiesektor angesichts weiter nachgebender Ölpreise. Zum US-Settlement gab der Preis der US-Sorte WTI um 1,6 Prozent nach auf 53,27 Dollar. Marktteilnehmer führten die Abgaben auf enttäuschende Konjunkturdaten aus China zurück. Sie wiesen auf eine eher schleppende Wirtschaft im Reich der Mitte hin, das als der zweitgößte Ölverbraucher weltweit gilt. Keine Unterstützung erhielt der Ölpreis dagegen von einem etwas stärker als erwartet ausgefallenen Rückgang der wöchentlichen Lagerbestände in den USA.

   Das WTI-Öl war damit Ende des Jahres 46 Prozent billiger als noch zu Jahresbeginn. Eingesetzt hatte der dramatische Absturz im Sommer, als sich die Anzeichen zu verdichten begannen, dass weltweit ein Überangebot an Öl besteht. Verstärkt wurde der Druck durch die Untätigkeit der Opec-Staaten, die statt ihre Förderung zu drosseln im weiteren Jahresverlauf Preissenkungen ankündigten, allen voran Saudi-Arabien.

   Der Absturz der Ölpreise sorgte in den vergangenen Wochen dann auch verstärkt für Verunsicherung an den Aktienmärkten. Auch weil immer mehr Akteure hinter dem Verfall der Preise nicht nur ein zu hohes Angebot vermuten, sondern auch eine schwache Nachfrage, was wiederum Konjunktursorgen auslöste.

   Geprägt wurde das US-Börsenjahr 2014 von anziehenden Unternehmensgewinnen, einer sich kontinuierlich erholenden US-Konjunktur, vor allem aber der Geldpolitik der US-Notenbank. Zwar hatte sie bereits frühzeitig 2013 damit begonnen, die Märkte auf einen allmählichen Ausstieg aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik vorzubereiten, dem sogenannten Quantative Easing, unter dem Strich agierte sie damit aber immer noch sehr expansiv und sorgte für reichlich Liquidität, die auf der Suche nach Anlage am Aktienmarkt einfach nicht vorbeikam angesichts wenig attraktiver Renditen am Anleihemarkt.

   Im Dezember 2013 begann die Fed damit, das Volumen der monatlichen Anleihekäufe von 75 Milliarden Dollar zu drosseln. Im November 2014 hatte sie das Programm dann auf Null heruntergefahren.

   Trotzdem zeigte der Zinstrend am US-Anleihemarkt entgegen der Erwartungen kontinuierlich nach unten und nicht etwa nach oben. Nur ganz zu Beginn des Jahres legte die Zehnjahresrendite etwas zu auf rund 3 Prozent, danach ging es aber abwärts. Zunächst weil das US-Wachstum im ersten Quartal unerwartet schwach ausfiel, was, wie sich erst einige Zeit später herausstellte, dem sehr strengen Winter geschuldet war.

   Im Dezember erreichte die Rendite mit 2,06 schließlich den niedrigsten Stand des Jahres, nachdem die Notenbank ihr Versprechen, die Leitzinsen für eine "beträchtliche Zeit" praktisch auf Null zu belassen, immer wieder wiederholt hatte. Zuletzt verlautbarte sie, auch wenn 2015 eine erste Zinserhöhung wohl ansteht, dabei geduldig vorgehen zu wollen. Zum Jahresausklang lag die Rendite bei 2,17 Prozent, das waren 0,857 Prozentpunkte weniger als zu Beginn des Jahres. Für die Anleihekurse bedeutete dies den stärksten Anstieg seit 2011. Experten hatten einen Anstieg der Zehnjahresrendite auf über 3 Prozent vorhergesagt

   Unter dem Strich lief auch das Aktienjahr 2014 in den USA deutlich besser als von Experten vorausgesagt. Am nächsten kamen dem S&P-500 noch Jonathan Golub von RBC Capital Markets und Tomas Lee von J.P. Morgan. Beide hatten als Ziel 2.075 Punkte ausgegeben, womit sie am oberen Ende der Spanne lagen. Am unteren Rand lag David Bianco von der Deutschen Banks, der dem S&P-500 lediglich 1.850 Punkte zutraute.

   Beste Aktien im Dow waren 2014 Intel mit einem Plus von 40 Prozent und United Health mit einem Anstieg von 34 Prozent. Im S&P-500 ragten Southwestern Airlines mit einem Plus von 125 Prozent heraus, während Transocean 63 Prozent an Wert einbüßten. Bei den Branchen führten Versorgeraktien die Rangliste mit einem Plus von 28 Prozent an. Verlierer war der ölpreisgeplagte Energiesektor mit einem Minus von 20 Prozent.

   Für Furore sorgte die Apple-Aktie. Die Aktie des inzwischen längst wieder teuersten Unternehmens der Welt schaltete 2014 wieder den Turbo ein und erklomm neue Rekordhochs. Um rund 40 Prozent ging es seit Beginn des Jahres nach oben mit dem Kurs. Getrieben wurde er zum einen von einem Aktiensplit im Verhältnis 1:7, der die Aktie optisch deutlich billiger machte und damit für mehr Anleger erschwinglich. Zum anderen sorgten neue bzw. erfolgreiche Produkte wie das iPhone 6 und der Bezahldienst Apple für Kursfantasie. Nach Erkenntnissen des Brokers TD Ameritrade war Apple 2014 die bei Kleinanlegern beliebteste, sprich am regsten gehandelte Aktie.

   Als viertpopulärste Aktie listet Ameritrade Microsoft auf, allerdings schaffte sie es beim Handelsvolumen nicht unter die Top 10. Weit vorne landeten auch Facebook und Twitter, wobei letztere zwar sehr rege gehandelt aber nicht länger gehalten wurden von den Privatanlegern. Favoriten bei den am stärksten gehandelten Aktien waren sogenannte "Momentum-Aktien" wie Tesla Motors, Netflix und Amazon.com, die immer wieder mit kräftigen Kursausschlägen für Aufsehen sorgten.

   Die Aktie des Elektrosportwagenbauers Tesla erlebte dabei eine Berg- und Talfahrt. Mit 150 Dollar gestartet schoss der Kurs bis März auf 254 Dollar nach oben, ehe er in eine breite Seitwärtsbewegung überging. Ende August nahm die Aktie dann nochmals Fahrt auf und markierte im September ein neues Rekordhoch von 291 Dollar. Seitdem bröckelte der Kurs zwar ab, unter dem Strich reichte es aber immer noch für ein Plus von annähernd 50 Prozent. Bei Facebook betrug das Plus mit 63 Prozent, kräftig unter die Räder kam dagegen die Twitter-Aktie. Sie büßte über 45 Prozent ihres Wertes ein.

   Ein Highlight der besonderen Art war der Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba. Allein bis zur Ermittlung des ersten Kurses brauchte es am 19. September gut zwei Stunden Geduld. Erst dann wurde er mit 92,70 Dollar festgestellt - ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Ausgabekurs von 68 Dollar. Im Anschluss stieg die Alibaba-Aktie sogar kurz bis an die 100-Dollar-Marke. Der Börsengang bestimmte wochenlang die Schlagzeilen. Mit rund 21,8 Milliarden Dollar war es einer der größten aller Zeiten und der größte eines Unternehmens an der US-Börse.

   Der Hype um den Alibaba-Börsengang war groß, die Nachfrage für die Aktien ebenfalls. Das Unternehmen hatte die Spanne für den Ausgabepreis deshalb deutlich angehoben. Anleger die dabei zum Zug kamen, dürfen sich freuen. Im Jahreshoch erreicht die Aktie Mitte November 120 Dollar und weist mit 106 Dollar zum Jahresausklang immer noch eine stattliche Performance von etwa 53 Prozent auf.

   Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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