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28.04.2015 22:45:46

MÄRKTE USA/Gewinnwarnung lässt Twitter-Aktie abstürzen

   NEW YORK (Dow Jones)--Enttäuschende Konjunkturdaten haben die Aktienkurse an der Wall Street am Dienstag gebremst. Die Stimmung unter den US-Verbrauchern hat sich im April überraschend eingetrübt. Das verdarb den Anlegern die (Kauf-)Laune, auch wenn einzelne Unternehmensausweise Glanzlichter setzten. Kurz vor Handelsschluss schreckte Twitter mit einer Gewinnwarnung die Märkte auf.

   Die Investoren waren ohnehin etwas nervös, denn am Dienstag begann die zweitägige Sitzung der US-Notenbank. Das Ergebnis der Sitzung wird am Mittwoch um 20.00 Uhr deutscher Zeit bekanntgegeben. Anleger hoffen, dabei Genaueres über den geldpolitischen Kurs der Federal Reserve zu erfahren und den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit der Finanzkrise besser eingrenzen zu können. Optimisten erwarten, dass die zuletzt überwiegend schwächeren US-Konjunkturdaten die Fed noch etwas länger an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten lassen.

   Etwa eine halbe Stunde vor Handelsende wurden überraschend die Erstquartalszahlen von Twitter bekannt, die eigentlich erst nach der Schlussglocke veröffentlicht werden sollten. Das Ergebnis je Aktie übertraf zwar die Erwartungen, doch lag der Umsatz unter dem Analystenkonsens. Überdies senkte Twitter die Jahresziele. Die Aktie fiel zunächst um fast 6 Prozent und wurde vom Handel ausgesetzt. Unmittelbar nach der Wiederaufnahme des Handels brach der Kurs um über 20 Prozent ein. Die Titel schlossen 18,2 Prozent schwächer.

   Die Twitter-Zahlen wurden vom Datendienstleister Selerity verbreitet, und zwar über Twitter. Selerity behauptete, die Zahlen von der Investor-Relations-Seite der Twitter-Homepage zu haben. Die Seite sei nicht gehackt worden und es seien auch keine vertrauenlichen Informationen nach außen gegeben worden, betonte Selerity.

   Der Dow-Jones-Index stieg um 0,4 Prozent auf 18.110 Punkte. Eine wichtige Stütze des Dow war die Aktie von Merck & Co, die um 5 Prozent zulegte. Der Pharmakonzern hat im ersten Quartal überraschend gut verdient und sich überdies ehrgeizigere Jahresziele gesetzt. Der S&P-500 gewann 0,3 Prozent, während der Nasdaq-Composite um 0,1 Prozent fiel. Das Umsatzvolumen betrug 786,6 (Montag: 800,2) Millionen Aktien. Auf 1.974 Kursgewinner kamen 1.163 -verlierer. Unverändert schlossen 106 Titel.

   Während der schwächere Index des Verbrauchervertrauens und die laufende Fed-Sitzung den breiten Markt belasteten, bestimmten Quartalszahlen die Richtung einzelner Aktien. Für den Kurs von Apple ging es nach anfänglichen Gewinnen um 1,6 Prozent nach unten. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, denn die Zahlen, die das Unternehmen am Montag nach Börsenschluss präsentiert hatte, waren deutlich besser als erwartet. Dass Apple das Volumen seines Aktienrückkaufs aufstockte, kam ebenfalls gut an und trug die Aktie gleich nach der Startglocke auf ein Rekordhoch bei 134,54 Dollar, von sie aber rasch wieder zurückkam. Für ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 750 Milliarden Dollar sei es eben nicht leicht, die Anleger nachhaltig zu beeindrucken, kommentierten Marktteilnehmer den Rücksetzer der Aktie.

   Der Kurs von Ford Motor stieg um 1 Prozent. Das Geschäft in Europa und Südamerika hat dem Automobilkonzern den Jahresauftakt verhagelt. In Nordamerika habe das Unternehmen aber gut abgeschnitten, sagten die Analysten von Morgan Stanley. Die Preisentwicklung dort sei beeindruckend und dürfte die Anleger über das schwächere Überseegeschäft hinwegtrösten.

   Pfizer gaben dagegen 0,3 Prozent ab. Das Unternehmen hat im ersten Quartal unter dem Auslaufen des Patentschutzes einiger seiner Medikamente gelitten, auch wenn es insgesamt besser abgeschnitten hat als befürchtet.

   Der Paketdienstleister UPS hat im ersten Quartal von Sparmaßnahmen sowie einem soliden Geschäft auf dem Heimatmarkt profitiert und die Erwartungen übertroffen. Für die Aktie ging es 3,4 Prozent aufwärts. Der Kurs von IBM stieg um 1,9 Prozent, nachdem das Unternehmen seine Quartalsdividende um 18 Prozent auf 1,30 Dollar erhöht hatte.

   Die enttäuschenden Daten zum US-Verbrauchervertrauen belasteten den Dollar. Der Euro stieg auf rund 1,0970 Dollar. Am Vorabend um die gleiche Zeit kostete die Gemeinschaftswährung rund 1,0880 Dollar. Trotz der Erholung vom Dienstag ist der Euro aber noch weit entfernt von seinem Jahreshoch bei 1,2268 Dollar, das er Mitte Januar erreichte. Seither haben die gegenläufige Zinspolitik von Europäischer Zentralbank und Fed den Euro zum Dollar stark nachgeben lassen. Erwartungen, dass sich die erste Zinserhöhung in den USA noch etwas nach hinten verschieben könnte, haben den rasanten Anstieg des Dollar zuletzt aber etwas gebremst. Der starke Dollar ist indessen ein zentrales Thema der laufenden Bilanzsaison. Viele exportorientierte US-Unternehmen klagen deswegen über Ertragseinbußen. Es wird daher erwartet, dass sich die US-Notenbank im Anschluss an ihre Sitzung am Mittwoch auch dazu äußert

   Der US-Ölpreis wurde etwas gestützt von einem Bericht, laut dem die iranischen Seestreitkräfte ein US-Frachtschiff aufgebracht und in den Hafen von Bandar Abbas gelotst haben. Das Barrel Leichtöl der US-Sorte WTI kostete zum Settlement 57,06 Dollar und damit 0,1 Prozent bzw 0,07 Dollar mehr als am Montag. Der Preis für die europäische Sorte Brent sank indessen um 0,3 Prozent bzw 0,19 Dollar auf 64,64 Dollar.

   Gold war ebenfalls gefragt. Der Preis für die Feinunze erhöhte sich um 0,9 Prozent bzw 10,70 Dollar auf 1.213,90 Dollar. Viele Anleger sind zuversichtlich, dass die US-Notenbank aufgrund der zuletzt meist schwächeren Konjunkturdaten die Zinsen zumindest den Sommer über noch bei nahe null lässt. Erst wenn die Zinsen steigen, dürfte Gold, das keine Zinsen abwirft, "Konkurrenz" von interessanteren Anleiherenditen bekommen.

   Zunächst aber schienen Anleger den "sicheren Hafen" des US-Staatsanleihemarkts nicht ansteuern zu wollen - trotz der schwächeren Konjunkturdaten. Fallende Kurse ließen die Rendite zehnjähriger Anleihen um fünf Basispunkte auf 1,98 Prozent steigen. Grund für die Zurückhaltung der Anleger war auch hier die Fed-Sitzung. Dazu kam ein umfangreiches Angebot an neuen Staats- und Unternehmensanleihen. Das US-Finanzministerium platzierte im Auktionsverfahren fünfjährige Anleihen im Volumen von 35 Milliarden Dollar, die auf rege Nachfrage stießen. Neue Unternehmensanleihen boten unter anderem Oracle und Amgen an.

INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 18.110,14 0,40 72,17 S&P-500 2.114,76 0,28 5,84 Nasdaq-Comp. 5.055,42 -0,10 -4,82 Nasdaq-100 4.515,27 -0,22 -9,77

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-year 99 28/32 dn 1/32 0,559% +1,4BP 3/4% 3-year 99 19/32 dn 2/32 0,884% +2,7BP 1 3/8% 5-year 99 30/32 dn 6/32 1,385% +4,3BP 1 3/4% 7-year 100 3/32 dn 10/32 1,735% +5,0BP 2% 10-year 100 7/32 dn 15/32 1,975% +5,2BP 2 1/2% 30-year 96 11/32 dn 1 10/32 2,670% +6,6BP

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.14 Uhr Mo, 17.25 Uhr EUR/USD 1,0973 0,83% 1,0882 1,0903 EUR/JPY 130,43 0,63% 129,61 129,87 EUR/CHF 1,0492 1,02% 1,0386 1,0359 USD/JPY 118,89 -0,17% 119,09 119,12 GBP/USD 1,5323 0,53% 1,5242 1,5235 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/cln

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   April 28, 2015 16:14 ET (20:14 GMT)

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