06.03.2020 22:17:46

MÄRKTE USA/Aktientalfahrt vor Wochenende - Ölpreise im freien Fall

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die Talfahrt an der Wall Street hat sich zum Wochenausklang fortgesetzt - hätte aber gravierender ausfallen können. Die Sorgen über die anhaltende Ausbreitung des Coronavirus gingen immer stärker in Rezessionsängste über - befeuert durch eine steigende Anzahl warnender Unternehmen. Zudem verkündeten immer mehr US-Bundesstaaten Notfallmaßnahmen gegen die Seuche. Gerade vor dem Wochenende bauten Anleger Risikopositionen ab und verkauften daher Aktien. Selbst ein überraschend positiver US-Arbeitsmarktbericht lieferte kaum Unterstützungen für die Börsen. Im späten Geschäft besannen sich die Anleger, die Indizes erholten sich und schlossen in der Nähe der Tageshochs.

"Der US-Arbeitsmarktbericht fiel ordentlich aus, aber er kann die Verwerfungen am Aktienmarkt nicht zügeln. Investoren sind nicht einmal im Entferntesten an risikoreicheren Anlagen interessiert", urteilte Chefmarktanalyst Naeem Aslam von AvaTrade. Im Februar wurden deutlich mehr Stellen geschaffen als Analysten für möglich gehalten hatten. Zudem wurde der Januarwert leicht nach oben revidiert. Auf größeres Interesse würden erst Daten stoßen, die die Auswirkungen des Virus widerspiegelten, hieß es.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,0 Prozent auf 25.865 Punkte nach einem Tagestief bei 25.227 Zählern, S&P-500 und Nasdaq-Composite fielen um 1,7 bzw. 1,9 Prozent. Den 554 (Donnerstag: 316) Kursgewinnern an der NYSE standen 2.454 (2.689) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 28 (21) Aktien.

Im Gegenzug blieben sichere Häfen wie Yen, Gold und vor allem Rentenpapiere gesucht. Zuletzt brach die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 13,1 Basispunkte auf 0,78 Prozent ein. Im Verlauf rentierten die US-Benchmark-Anleihen auch schon mit weniger als 0,70 Prozent und bewegten sich damit weiter auf Allzeittief. Händler sprachen von Panikkäufen angesichts der Rezessionsängste und der Erwartung weiterer Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank Mitte März.

Ölpreise im freien Fall

Auch am Ölmarkt dominierten Rezessions- und damit Nachfragesorgen. Der Preisverfall beschleunigte sich massiv. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent rutschte auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Neben den Nachfragesorgen belastete auch die Angebotsseite. Denn das Erdölkartell Opec hatte sich nicht mit Russland auf eine geplante signifikante Fördersenkung einigen können. Die Gespräche der Gruppe Opec+ wurden am Freitag ergebnislos abgebrochen.

Das Scheitern der Konferenz deutete auch auf ein Ende der vier Jahre währenden Zusammenarbeit der Opec mit den verbündeten Ölproduzenten um Russland hin. "Diesen Tag werden wir noch bereuen", sagte der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman laut Sitzungsteilnehmern. Laut Händlern will Russland mit dem gezielten Preisrutsch die US-Ölförderung in die Knie zwingen. Dieses Unterfangen sei aber schon einmal schiefgegangen, hieß es. US-Leichtöl der Sorte WTI brach um 10,1 Prozent auf 41,28 Dollar ein, Brent um 9,4 Prozent auf 45,27 Dollar. Der Preis für Brent verbuchte den heftigsten Tagesabsturz seit über zehn Jahren.

Am Devisenmarkt verlor der ICE-Dollarindex 0,8 Prozent - auf Wochensicht stand ein Abschlag von 2,3 Prozent zubuche. Die Schwäche der US-Währung begründeten Händler mit der festen Erwartung weiterer US-Zinssenkungen. Auch die wegbrechenden US-Marktzinsen drückten den Greenback vor dem Hintergrund des sich ausbreitenden Coronavirus. Der Euro kletterte erstmals seit Sommer vergangenen Jahres wieder über die Marke von 1,13 Dollar. Hier sahen Händler aber auch das Auflösen von Euro-Carry-Trades im Zuge des Abbaus von Risikopositionen als Grund für den festen Euro. Dies sei ein Alarmsignal, hieß es.

Der "sichere Hafen" Gold legte zwischenzeitlich weiter zu, kam aber von den Tagehochs zurück. Das Edelmetall war aber weiterhin - abgesehen vom Jahreshoch vor einer Woche - so teuer wie zuletzt vor sieben Jahren. Die Feinunze verteuerte sich um 0,1 Prozent auf 1.674 Dollar und verbuchte den höchsten Wochenaufschlag seit 2011. Rezessionsängste, Dollarschwäche und wegbrechende Marktzinsen spielten dem Edelmetall in die Hände, hieß es.

Banken- und Ölwerte brechen ein

Mit den abstürzenden Marktzinsen zählten Bankenwerte wie schon am Vortag zu den schwächsten - der Branchenindex büßte weitere 4,7 Prozent ein. Im Dow bildeten JP Morgan mit minus 5,2 Prozent das Schlusslicht. Mit dem Ölpreisverfall verloren Energietitel gar 5,6 Prozent im Schnitt - Exxon Mobil sanken um 4,8 Prozent.

Auch bei den Unternehmen wurden die Auswirkungen der Coronavirusepidemie immer deutlicher sichtbar. So hatte Starbucks ihre Umsatzprognose für China, den zweitgrößten Markt, um mindestens 400 Millionen US-Dollar für das laufende Quartal gesenkt. Der Konzern will zudem von der geplanten Eröffnung neuer Läden in dem Land absehen. Die Aktie verliert 1,1 Prozent.

Aktien des Halbleiterherstellers AMD stiegen dagegen um 1 Prozent. Der Konzern hatte vor dem Hintergrund der grassierenden Ängste vor negativen Folgen der Coronavirusepidemie seinen Ausblick für das erste Quartal bestätigt und mitgeteilt, mit nur moderaten Auswirkungen auf das Geschäft zu rechnen.

Für H&R Block ging es um 5,9 Prozent nach unten. Das Steuerberatungsunternehmen setzte im dritten Quartal des Geschäftsjahrs zwar mehr um, weitete aber zugleich den Verlust aus.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.864,78 -0,98 -256,50 -9,37

S&P-500 2.972,37 -1,71 -51,57 -8,00

Nasdaq-Comp. 8.575,62 -1,87 -162,98 -4,42

Nasdaq-100 8.530,34 -1,63 -141,32 -2,32

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 0,52 -8,1 0,60 -68,6

5 Jahre 0,61 -6,5 0,68 -131,3

7 Jahre 0,72 -9,5 0,82 -152,4

10 Jahre 0,78 -13,6 0,91 -166,7

30 Jahre 1,31 -23,6 1,54 -176,0

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:15 Uhr Do, 17:14 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1306 +0,68% 1,1227 1,1186 +0,8%

EUR/JPY 119,19 -0,05% 118,96 119,32 -2,2%

EUR/CHF 1,0607 -0,12% 1,0607 1,0629 -2,3%

EUR/GBP 0,8666 -0,03% 0,8661 0,8652 +2,4%

USD/JPY 105,41 -0,74% 105,95 106,68 -3,1%

GBP/USD 1,3046 +0,73% 1,2963 1,2927 -1,6%

USD/CNH (Offshore) 6,9314 -0,11% 6,9458 6,9401 -0,5%

Bitcoin

BTC/USD 9.123,51 +0,58% 9.111,52 9.105,01 +26,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 41,56 45,90 -9,5% -4,34 -31,2%

Brent/ICE 45,56 49,99 -8,9% -4,43 -29,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.674,03 1.672,35 +0,1% +1,68 +10,3%

Silber (Spot) 17,33 17,45 -0,7% -0,12 -2,9%

Platin (Spot) 894,85 867,55 +3,1% +27,30 -7,3%

Kupfer-Future 2,56 2,58 -0,7% -0,02 -8,7%

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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

March 06, 2020 16:18 ET (21:18 GMT)

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