27.01.2020 12:47:50

MÄRKTE EUROPA/Börsen bauen Verluste aus - ifo hilft nicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen die Verluste bis Montagmittag kräftig aus. Die Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus ist das Hauptthema an den Finanzmärkten. Zwar hält die chinesische Regierung das neue Virus für weniger gefährlich als Sars. Sie hat aber bereits vorsorglich das chinesische Neujahrsfest um drei Tage bis zum kommenden Sonntag verlängert. Und in Japan könnte das Wachstum nach ersten Berechnungen um 0,2 Prozentpunkte niedriger ausfallen, vor allem weil der Tourismus stark von chinesischen Reisenden abhängig ist.

Die unmittelbaren ökonomischen Folgen - Produktionsausfälle aufgrund von Krankheits- oder Todesfällen - liegen nach Einschätzung der Commerzbank sehr wahrscheinlich in Dimensionen unter dem Niveau, das im Bruttoinlandsprodukt Chinas sichtbar werde. Selbst Sars habe 2002/03 weltweit weniger Todesopfer verursacht als die Grippewelle 2012 allein in Deutschland, die keine sichtbaren ökonomischen Folgen hatte. Der DAX verliert 2,2 Prozent auf 13.278 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,1 Prozent auf 3.702 Punkte nach unten.

Nicht hilfreich ist ein unter den Erwartungen ausgefallener ifo-Geschäftsklimaindex. Dieser ist im Dezember auf 95,9 von 96,3 gefallen - die Erwartung lag bei 97 Punkten. Allerdings ist der Index nach Einschätzung der Commerzbank auf den zweiten Blick gut ausgefallen. Denn der entscheidende Index für das exportorientierte verarbeitende Gewerbe sei merklich gestiegen. "Der Trend weist hier wie beim Einkaufsmanangerindex zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder nach oben. Das stützt unsere Erwartung, dass der Rückgang der Industrieproduktion im Frühjahr auslaufen sollte", so die Analysten.

Rohstoff-, Reise- und Luxus-Aktien schwach

Mit Blick auf die Situation in China meiden Anleger zum Start in die Woche vor allem die Rohstoff-, Öl-, Reise- und Luxus-Aktien. "Für eine Tendenzwende gibt es hier noch keinen Anlass", sagt ein Händler. Dazu müssten entsprechende Entspannungsanzeichen zur Bekämpfung der Krankheit her. Die Rohstoff-Preise stehen mit den Sorgen unter Druck, die Krankheit könnte das Wachstum belasten. Die Reisetätigkeit leidet unter der Quasi-Quarantäne für 50 Millionen Chinesen, die auch die Einkäufe von Luxusgütern verringern dürfte.

Der Sektor-Index der europäischen Rohstoffwerte stellt mit einem Minus von 3,9 Prozent den größten Verlierer, die Aktien der Flug- und Reiseunternehmen geben im Schnitt um 2,8 Prozent nach. Der volatile Techsektor gibt um 2,9 Prozent nach. Dagegen halten sich die defensiven Versorger mit einem Abschlag von 0,6 Prozent vergleichsweise gut. Im Luxussegment, welches stark vom chinesischen Markt profitiert, geht es für LVMH um 3,4 Prozent nach unten, Kering geben um 3,7 Prozent nach. Lufthansa verlieren 3,9 Prozent.

Als positiv für die Aktie von Aareal Bank wird ein Bericht des Handelsblatts gewertet, nach dem die Investment-Gesellschaft Petrus Advisors den Anteil von gut 2 Prozent aufstocken könnte. Die Zeitung beruft sich auf Finanzkreise. Petrus-Advisors-Partner Till Hufnagel habe Interesse an einem stärkeren Engagement in Deutschland bestätigt, aber keinen Namen genannt: "Wir haben schon ein Unternehmen im Auge", zitierte ihn die Zeitung. Die Aktie hält sich mit einem Minus von 0,3 Prozent sehr gut.

Italienische Renditen fallen nach Regionalwahlergebnis

Die Renditen italienischer Staatsanleihen kommen kräftig zurück, nachdem bei der Regionalwahl in Emilia-Romagna am Wochenende die schon bislang regierenden Sozialdemokraten gewonnen haben. Die Umfragen hatten einen Sieg von Lega nicht ausgeschlossen, was eine Regierungskrise in Rom hätte auslösen können. Die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen (BTP) sinkt um 18 Basispunkte auf 1,05 Prozent.

Das Ergebnis der Wahl in der Region Emilia-Romagna dürfte den Druck auf die Koalitionsregierung in Rom lindern und dieser in den kommenden Monaten den Rücken stärken, sagen Chefvolkswirtin Loredana Maria Federico und Anleihestrategin Chiara Cremonesi von Unicredit. Sie halten es für möglich, dass der Spread zehnjähriger BTP zu Bundesanleihen auf 135 bis 140 Basispunkte schrumpft. Aktuell liegt er bei 142 Punkten.

Die Analysten der Citigroup vermuten, dass sich das italienische Länderrisiko als Folge des Wahlergebnisses stabilisiert. Das Wahlergebnis habe überrascht, fügen sie hinzu.

Italienische Banken halten sich nach dem Wahlausgang besser als der Sektor europaweit. Monte dei Paschi steigen um 3,2 Prozent, UBI Banca um 0,3 Prozent und Unicredit verlieren 0,2 Prozent. Sie profitieren von den nachgebenden italienischen Anleihenrenditen.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.701,80 -2,05 -77,36 -1,16

Stoxx-50 3.400,14 -1,90 -65,76 -0,08

DAX 13.278,34 -2,20 -298,34 0,22

MDAX 28.198,12 -2,10 -604,12 -0,41

TecDAX 3.139,22 -2,69 -86,75 4,12

SDAX 12.319,17 -2,04 -256,05 -1,54

FTSE 7.419,25 -2,20 -166,73 0,58

CAC 5.894,62 -2,15 -129,63 -1,40

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,37 -0,03 -0,61

US-Zehnjahresrendite 1,62 -0,07 -1,06

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Uhr Fr, 17.35 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1024 -0,06% 1,1035 1,1021 -1,7%

EUR/JPY 120,08 -0,06% 120,36 120,56 -1,5%

EUR/CHF 1,0690 -0,16% 1,0714 1,0709 -1,5%

EUR/GBP 0,8425 -0,12% 0,8442 0,8435 -0,5%

USD/JPY 108,92 -0,00% 109,07 109,41 +0,1%

GBP/USD 1,3084 +0,05% 1,3070 1,3066 -1,3%

USD/CNH (Offshore) 6,9826 +0,42% 6,9680 6,9359 +0,2%

Bitcoin

BTC/USD 8.610,26 +0,68% 8.639,76 8.471,26 +19,4%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 52,52 54,19 -3,1% -1,67 -13,6%

Brent/ICE 58,67 60,69 -3,3% -2,02 -11,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.583,70 1.571,80 +0,8% +11,90 +4,4%

Silber (Spot) 18,29 18,10 +1,0% +0,19 +2,5%

Platin (Spot) 990,05 1.006,65 -1,6% -16,60 +2,6%

Kupfer-Future 2,63 2,68 -1,9% -0,05 -5,9%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/ros

(END) Dow Jones Newswires

January 27, 2020 06:48 ET (11:48 GMT)

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