Zinsen bewegen sich kaum 30.12.2022 17:30:00

Längerfristig hohe Zinsen nötig: Versicherer bei Zinserhöhung für Lebensversicherungen eher zögerlich

Längerfristig hohe Zinsen nötig: Versicherer bei Zinserhöhung für Lebensversicherungen eher zögerlich

Für die Konsumenten ist das derzeit vor allem in höheren Kreditzinsen spürbar, die Zinsen für Spar- und Anlageprodukte wie Lebensversicherungen bewegen sich dagegen noch kaum. Für eine Erhöhung seien längerfristig hohe Zinsen nötig, heißt es zur Begründung von einigen heimischen Versicherern.

"Mittel- bzw. langfristig hohe Zinsen können aus heutiger Sicht zu einer höheren Gewinnbeteiligung führen", sagt beispielsweise die UNIQA auf APA-Anfrage. Derzeit ist jedoch keine Erhöhung geplant, die Gewinnbeteiligung 2023 (aus dem Geschäftsjahr 2022) soll unverändert bei 2 Prozent bleiben. Als Grund führt der Versicherer an, dass die Anstiege der Zinsen 2022 noch "zu keiner signifikanten Steigerung der Kapitalerträge aus Veranlagungen in der klassischen Lebensversicherung" geführt hätten.

Bei der klassischen Lebensversicherung setzt sich die Gesamtverzinsung aus dem Garantiezins sowie einer variablen Gewinnbeteiligung, die sich aus dem Ergebnis der Veranlagung ergibt, zusammen. Der höchstmögliche Garantiezinssatz für Lebensversicherungen und Zukunftsvorsorge liegt seit Mitte 2022 für ab 1. Juli abgeschlossene Neuverträge bei 0,0 Prozent.

Der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) festgelegte Garantiezinssatz (Rechnungszinssatz) soll dafür sorgen, dass sich Versicherungen nicht übernehmen. Die Festlegung hat laut FMA den langfristigen nachhaltigen Trend zugrunde zu legen. Änderungen erfolgen - wie nach unten so auch nach oben - zeitverzögert und relativ langsam. Etwaige Gewinnbeteiligungen sind davon grundsätzlich nicht betroffen.

"Für die Gewinnbeteiligung wird die Nachhaltigkeit der Zinsentwicklung entscheidend sein. Nur wenn der Zinsanstieg auch mittel/längerfristig bestehen bleibt, wird er sich in der Folge auch in der Gewinnbeteiligung widerspiegeln", heißt es auch von der Generali Österreich. Aus aktueller Sicht seien aber keine Änderungen der Rate von derzeit 2,15 Prozent abzusehen. Denn die Gewinnbeteiligung bestimme sich vor allem aus dem Anlageergebnis, das 2022 durch den Zinsanstieg negativ belastet worden sei.

Bei der Allianz Österreich wird die Gewinnbeteiligung im kommenden Jahr ebenfalls unverändert bleiben, derzeit liegt sie bei 2,0 Prozent. Weiter vorausschauende Prognosen seien schwierig, da diese von den weiteren geopolitischen und ökonomischen Rahmenbedingungen abhängig seien.

Etwas optimistischer schätzt die Situation dagegen die Wiener Städtische ein. "Die Zinswende ist ein Schritt in Richtung geldpolitischer Normalität. Dadurch wird der Vermögensaufbau gerade für jüngere Menschen wieder interessanter. Die steigenden Zinsen machen die Lebensversicherung wieder attraktiver und ermöglichen es uns - aus heutiger Sicht - die Gesamtverzinsung für unsere Kunden zu erhöhen", schreibt die Versicherung in einem Statement an die APA. Die Wiener Städtische wird ihre Gewinnbeteiligung für das Jahr 2022 deshalb voraussichtlich auf 2 Prozent anheben, von 1,75 Prozent, die für das Geschäftsjahr 2021 gegolten haben.

In Deutschland haben Anfang Dezember einige Versicherer eine Anpassung ihrer Zinsen für Lebensversicherungen angekündigt. So hat die Allianz in Deutschland Anfang Dezember für die klassischen Lebens- und Rentenversicherungen eine Erhöhung der laufenden Verzinsung 2023 von 2,3 auf im Schnitt 2,5 Prozent bekannt gegeben. Auch R+V Leben, Deutschlands zweitgrößter Lebensversicherer, hat die Gesamtverzinsung auf neu abgeschlossene Rentenversicherungen 2023 um 0,75 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent angehoben. "Das Zinsniveau hat sich im laufenden Jahr sehr schnell und sehr kräftig erhöht", hatte R+V-Leben-Chefin Claudia Andersch die Erhöhung begründet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinsen im heurigen Jahr aufgrund der stark gestiegenen Inflation binnen weniger Monate von Null auf mittlerweile 2,5 Prozent angehoben. Für das kommende Jahr werden weitere Zinserhöhungen erwartet.

bel/tpo

APA

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