Optikkonzern überzeugt |
25.08.2013 03:00:01
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Jenoptik: Blitzsaubere Bilanz
Ein greller Blitz - schon weiß der Autofahrer, dass es teuer wird. Wenn auf Autobahnen oder Landstraßen Raser in flagranti erwischt werden, bedient sich die Polizei meist der Technik von Jenoptik. Doch nicht nur deutsche Autofahrer ärgern sich über die Messsysteme aus Thüringen. Auch im arabischen Raum, etwa in Oman, oder im asiatischen Malaysia leiden Liebhaber der flotten Fortbewegung unter den pingelig genauen Anlagen der Ostdeutschen. Bei Blitzern sind die Thüringer schließlich Weltmarktführer.
Genau hinsehen - das ist die Stärke des in Jena ansässigen Mittelständlers, der vom Mechaniker Carl Zeiss 1846 gegründet wurde. Zu DDR-Zeiten war das Unternehmen für seine optischen Linsen und Prismen bekannt. Heute stellt Jenoptik optoelektronische Sensoren sowie prüf- und messtechnische Anlagen für eine Vielzahl von Absatzmärkten her. Die Kunden kommen aus der Halbleiterbranche, der Medizintechnik und der Rüstung ebenso wie aus der Automobilindustrie.
Das einstige Vorzeigeunternehmen des real existierenden Sozialismus aber schrieb noch bis vor wenigen Jahren regelmäßig Verluste - die Schwankungen der Aufträge vor allem aus dem Halbleiterbereich waren einfach zu groß. Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Derzeit läuft es trotz der gegenwärtigen Flaute der Chipbranche gut bei Jenoptik.
Für das erste Halbjahr 2013 meldete Vorstandschef Michael Mertin soeben 23,5 Millionen Euro operativen Gewinn. Das war zwar rund 13 Prozent weniger als im Vorjahr, dafür investiert das Unternehmen derzeit kräftig - in neue Produkte, in eine konzernweit einheitliche Software-Infrastruktur und in den Ausbau des internationalen Vertriebs.
Gute Geschäfte mit den Scheichs
Aus dem Traditionsunternehmen ist ein globalisierter Mittelständler geworden. Über 20 Prozent des Geschäfts stammen aus Nordamerika, 16 Prozent aus den Emerging Markets. Der Auslandsanteil soll künftig stark steigen. "Wir wollen in vier Jahren 40 Prozent unseres Umsatzes in den USA und in Asien erzielen - den Mittleren Osten und Afrika nicht eingerechnet", sagt Mertin. Vor allem auf dem US-Markt und im arabischen Raum sieht der Ingenieur, der Jenoptik seit 2007 leitet, großes Wachstumspotenzial. China wachse dagegen etwas schwächer - hier spüre man die Abkühlung der Konjunktur.
Blitzer und Laserfallen sind ein Exportschlager, rund 15 Prozent des Umsatzes macht Jenoptik mit der Verkehrsüberwachung. Malaysia beispielsweise orderte im vergangenen Jahr 550 Überwachungssysteme im Wert von rund 40 Millionen Euro. Es folgte eine Order im unteren zweistelligen Millionenbereich aus Oman, das seine aufstrebende Mittelklasse ebenfalls einbremsen möchte. Laut Mertin sind weitere Großaufträge in der Pipeline. "In Asien und in Nordamerika, aber auch im arabischen Raum haben wir vielversprechende Projekte", sagt der Firmenchef.
Gleichzeitig läuft das Geschäft mit der US-Automobilindustrie gut. Der Konzern bietet hier Messsysteme an, die auf winzige Bruchteile von Millimetern genau sind - und die sind für Autohersteller beim Bau moderner Turbomotoren unabdingbar. "Wir profitieren von der permanenten Optimierung im Motorbau", erklärt Mertin.
Die Zulassungszahlen in den USA, dem zweitgrößten Automarkt der Welt nach China, steigen, die Industrie investiert kräftig in ihre Produktionsanlagen. Jenoptik legt hier beim Umsatz prozentual zweistellig zu. Das überdeckt die Schwäche in Europa sowie die gedämpfte Nachfrage aus China - und führt dazu, dass Jenoptik den Umsatz insgesamt steigern kann.
Rundumpakete für Chipkonzerne
Im mit etwa 37 Prozent des Umsatzes größten und auch konjunktursensibelsten Bereich, Laser und optische Systeme, der vor allem die Halbleiterbranche beliefert, setzt Mertin künftig auf eine neue Strategie. Statt einzelner Komponenten, etwa Sensoren, bietet Jenoptik inzwischen Komplettsysteme für die Überwachung der Chipfertigung. Inspektionsanlagen, die aus mehreren Hochleistungsmikroskopen bestehen, entdecken kleinste Schwankungen in Stärke und Struktur etwa von Wafern.
Die Chipbranche erlebte lange schwierige Zeiten. Doch nun mehren sich die Anzeichen einer Erholung. Große Hersteller von Produktionsanlagen wie die niederländische ASML schlagen in jüngster Zeit wieder zuversichtlichere Töne an - auch wegen des Booms bei Chips für Smartphones oder Tablet-Computer. Mertin ist zuversichtlich, dass Jenoptik auf dem richtigen Weg ist, um stärker als Wettbewerber von einer Erholung der Halbleiterbranche zu profitieren.
Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass der Masterplan des Managements aufgeht. 2013 soll es zwar nur ein mäßiges Umsatzplus von bis zu fünf Prozent geben, der Gewinn dürfte stagnieren. Ab 2014 will Mertin jedoch wieder Wachstumsraten von rund zehn Prozent jährlich erreichen, der Gewinn soll dann noch deutlicher anziehen.
Schließlich hat der Chef derzeit ein waches Auge darauf, dass die Produktion schlanker wird. So wird der Standort Essen abgewickelt, in den USA legt Jenoptik gerade zwei Werke zusammen. "2014 werden wir unsere neue Struktur auch im Ergebnis spüren", sagt Mertin. Mittelfristig soll die Gewinnmarge, die im ersten Halbjahr noch leicht auf acht Prozent gesunken war, wieder deutlich zulegen. Neun bis zehn Prozent sind angepeilt. Gute Aussichten für Aktionäre.
Investor-Info
Jenoptik
Verschnaufpause nutzen
Jenoptik hat die Schulden deutlich reduziert und ist mit einer Eigenkapitalquote von 50 Prozent sehr solide aufgestellt. Die Aktie hat nach starkem Kurszuwachs 2012 im laufenden Jahr bislang eine Verschnaufpause eingelegt. Wir gehen davon aus, dass der Kurs anzieht, wenn sich eine Erholung in der Chipbranche abzeichnet. Für 2014 rechnen Analysten mit rund 30 Prozent Gewinnplus. Attraktiv.
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