16.09.2010 20:48:11

INTERVIEW/Munich Re will Ölplattform-Versicherung mit Wettbewerbern abstimmen

Von Ulrike Dauer Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die Munich Re will die neuen Versicherungen für US-Ölbohrungen im Meer zusammen mit Wettbewerben in den kommenden Wochen abstimmen. Der deutsche Rückversicherer sei offen für Vorschläge, mit denen die Versicherungsprodukte noch verbessert werden könnten, sagte der für das Zeichnungsgeschäft verantwortliche Vorstand Torsten Jeworrek zu Dow Jones Newswires. Das Hauptziel sei, kurzfristig eine branchenweite Initiative vorzulegen, mit der die Haftungsfragen geklärt würden.

   "Wir werden alles tun, um die Versicherer und Makler an einen Tisch zu bringen, so dass wir innerhalb der Versicherungsindustrie einen Konsens erzielen", sagte Jeworrek. "Wichtig ist uns auch ein zügiger Dialog mit der US-Administration."

   Am Sonntag hatte der Münchener DAX-Konzern angekündigt, Havarien bei einer Ölbohrung im Meer mit Schadensdeckungen bis zu 20 Mrd USD zu versichern. Der Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon und die dadurch ausgelöste Ölkatastrophe habe gezeigt, dass für entstehende Schäden besser vorgesorgt werden müsse. Derzeit liege die Obergrenze für den Versicherungsschutz bei rund 1,5 Mrd USD.

   Es könne nicht sein, so Jeworrek, dass die Gewinne der Ölunternehmen privatisiert werden, aber die Steuerzahler bei einem großen Unfall, der leicht die Zahlungsfähigkeit der Betreiber übersteigen kann, einspringen müssen oder die Geschädigten leer ausgehen.

   Nach dem Untergang der Ölbohrplattform Deepwater Horizon und der anschließenden Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko sind einige Haftungsfragen nach wie vor ungeklärt. Nahezu 5 Mio Barrel Öl flossen infolge der Katastrophe ins Meer. Wie auch im Fall der untergegangenen Plattform arbeiten üblicherweise mehrere Firmen bei der Erschließung und Förderung zusammen. Bisher werden Ölbohrungen nicht separat versichert, sondern sind im Rahmen der individuellen Haftpflichtpolicen der beteiligten Unternehmen gedeckt.

   Vor wenigen Tagen hatte der britische Ölkonzern BP mitgeteilt, die Bekämpfung der Ölpest und erste Schadenersatzzahlungen hätten bislang rund 8 Mrd USD gekostet. Zu den Kosten für das Verschließen des Bohrlochs und die Beseitigung der Verschmutzung kommen noch 20 Mrd USD für einen Schadenersatzfonds.

   In den USA wird derzeit erwogen, dass Haftungslimit von 75 Mio USD für Ölunternehmen bei einer Havarie anzuheben. Diese Überlegungen werden allerdings von kleinen Unternehmen der Branche scharf kritisiert. Sie befürchten, ihr Geschäft im Golf von Mexiko infolge höherer Versicherungskosten aufgeben zu müssen.

   Jeworrek sagte, dass die Obergrenze von 75 Mio USD angesichts der enormen Schadenpotenziale zu wenig ist, wenn etwas schiefläuft. Es gebe Signale von der US-Regierung, das Haftungslimit deutlich anzuheben. "Es werden Beträge im Milliarden-US-Dollar-Bereich genannt."

   Der Plan der Munich Re zielt auf eine Kombination einer Großzahl von Ölbohrprojekten. Damit soll sichergestellt werden, dass ausreichend Prämien eingenommen werden, um mögliche Kosten zu decken. Zugleich sollen die beteiligten Versicherer die Risiken zu einem für die Ölunternehmen bezahlbaren Preis anbieten können. Die absolute Untergrenze für den Plan sei eine Haftungssumme von 10 Mrd USD oder 100 Ölbohrprojekte.

   "Wenn wir es hinbekommen, dass alle 300 neuen Ölbohrungspojekte, die jedes Jahr im Golf von Mexiko begonnen werden, verpflichtend einbezogen werden, dann wird das auf Einzelprojektbasis nach heutiger Schätzung weniger als 10% der Bohrinvestitionen kosten", erklärte der Munich-Re-Manager. Wenn Versicherer in der Lage seien, eine Lösung für diese schnell existenzbedrohende Haftung anzubieten, dann würde sie auch gekauft, so Jeworrek.

   Die neuen Versicherungen sollen zuerst in den USA angeboten werden. Die Produkte könnten aber auch auf Ölprojekte in anderen Regionen ausgeweitet werden, sagte Jeworrek.

   Die Hannover Rückversicherung AG hatte erklärt, den Plan grundsätzlich zu unterstützen. Damit der Plan aber auch umgesetzt werde, müssten die Versicherungen verpflichtend werden. Zudem müssten eine große Anzahl von Rückversichern und Versicherern dem Plan zustimmen. Die Swiss Re hatte mitgeteilt, sie könne den Plan unterstützen.

- Von Ulrike Dauer, Dow Jones Newswires +49 (0)69 29 72 51 10, unternehmen,de@dowjones.com (Rüdiger Schoss in Frankfurt hat an der Meldung mitgewirkt,)

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   September 16, 2010 14:16 ET (18:16 GMT)

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