20.04.2007 12:03:00
|
INTERVIEW/Münchener Rück will Marktanteil in den USA verdoppeln
Dow Jones Newswires
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Münchener Rückversicherung will in den USA profitabel wachsen und ihren Marktanteil dort mittelfristig auf rund 10% verdoppeln. Für das Jahr 2006 hatte der Rückversicherer angesichts von Nachreservierungen für Asbest-Schäden und eines negativen Steuereffekts einen Verlust in Milliardenhöhe bei seiner US-Tochter Munich Re America ausgewiesen.
"Wir streben in den USA profitables Wachstum an, selbst in der jetzt herrschenden Softmarkt-Phase", sagte Wolfgang Engshuber, President Corporate Centers der Munich Re America, in einem Interview mit Dow Jones Newswires.
Die Münchener Rück habe gegenwärtig einen Marktanteil in der Schaden-und Unfall-Rückversicherung von rund 5% (gemessen an den Bruttobeiträgen der Rückversicherung in den USA). "Wir streben in den USA eine deutliche Marktführerschaft an; ein Marktanteil von 10% ist mittelfristig nicht aus der Welt", sagte Engshuber, der als Chief Operating Officer (COO) als zweiter Mann hinter CEO John Phelan bei der Munich Re America fungiert. Konkreter wollte er den Zeitrahmen nicht beziffern.
Die Munich Re America hatte 2006 einen Verlust von 1,035 Mrd USD verzeichnet, nachdem die Gesellschaft Nachreservierungen für Asbestschäden früherer Jahre von rund 600 Mio USD vornehmen musste und zudem mit 993 Mio USD einen Großteil ihrer aktiven Steuerabgrenzung aus Verlustvorträgen abgeschrieben hat. Davon war das Ergebnis des Gesamtkonzerns von rund 3,5 (Vorjahr 2,7) Mrd EUR aber nicht belastet, da die Münchener Rück für Spätschäden Vorsorge getroffen hatte.
Mit dieser Nachreservierung sieht sich die Münchener Rück zumindest für die nächsten Jahre vor Belastungen aus Asbestschäden geschützt. "Mit der Nachreservierung für Asbest 2006 ist jetzt lange Zeit Ruhe im Haus. Ich kann aber nicht sagen, dass das für alle Zeit ist", sagte Nicholas Roenneberg, Geschäftsbereichsleiter Corporate Unterwriting/Global Clients, zu Dow Jones Newswires.
Die Münchener Rück kalkuliert mit einer Survival Ratio von 18 Jahren. Dies ist die Frist, für die bei gleicher Schadenszahlung die heutigen Reserven ausreichen würden. Allerdings rechnet das Unternehmen damit, dass die Zahlungen in Zukunft deutlich zurückgehen, was die Frist verlängern würde.
Der US-Markt ist mit seinem Volumen von insgesamt rund 53 Mrd USD Bruttobeiträgen allein in der Rückversicherung unentbehrlich für global agierende Unternehmen wie die Münchener Rück. Die Tochter Munich Re America steuerte mit Bruttobeitragseinnahmen von rund 3,7 Mrd USD (umgerechnet rund 2,7 Mrd EUR) 2006 gut 7% zu den Bruttobeitragseinnahmen des Gesamtkonzerns von 37,4 Mrd EUR bei.
Im laufenden Jahr will die Munich Re America schwarze Zahlen schreiben, wenngleich Engshuber keine konkreten Ziele für Ergebnis und Bruttobeitragseinnahmen nennt. "Wir haben im Zeitraum 2002 bis 2006 ohne Berücksichtigung der Nachreservierungen, aber einschließlich der Belastungen durch die Hurrican-Schäden ein Ergebnis nach Steuern von insgesamt 2,4 Mrd USD erzielt, also im Durchschnitt ca knapp 0,5 Mrd USD pro Jahr. Daraus können sie sehen, was wir als potenziellen Gewinn erwarten", sagte der Manager.
Für künftiges profitables Wachstum analysiert die Münchener Rück Engshuber zufolge derzeit ihre Positionierung in den USA. Erste Maßnahmen sollen zum Jahresende umgesetzt sein.
Das über Versicherungs-Makler gezeichnete Geschäft will die Munich Re America deutlich ausbauen. Mittlerweile wird in den USA rund 80% des Rückversicherungsgeschäfts über Broker abgewickelt, vor allem von Großkunden (national accounts). "Wir sind im Broker-Markt bislang unterrepräsentiert", sagte Engshuber. Jedoch habe Munich Re America im vergangenen Jahr Verträge mit allen global tätigen Maklerhäusern geschlossen. "Die Infrastruktur ist jetzt gelegt, wir sind in einer Aufbauphase."
Im so genannten Specialty-Geschäft sieht Munich Re America ebenfalls gute Geschäftsmöglichkeiten. Dabei werden Kunden Komplettlösungen angeboten, die neben der Rückversicherung auch Risikomanagement und Erstversicherung einschließen. Derzeit zeichnet das Unternehmen allein in diesem Bereich Bruttobeitragseinnahmen von rund 700 Mio USD. "Wir sehen Potenzial, diese Zahl zu verdoppeln", sagte Engshuber, ohne einen Zeitraum dafür zu nennen.
Das Geschäftsmodell mit public non-profit Organisationen wie beispielsweise Stadtverwaltungen, in dem sich die Munich Re America als Marktführer sieht, soll auf andere Bereiche wie Transport und Gesundheitsvorsorge ausgedehnt werden.
Im so genannte Direkt-Geschäft mit mittelgroßen Kunden, die in einigen US-Bundesstaaten aktiv sind - dem Kernstück unter ihren Vertriebswegen - erwartet die Munich Re America stabile Beitragseinnahmen. Zudem sieht sich das Unternehmen im fakultativen Geschäft sehr gut positioniert, da die Gesellschaft über ein flächendeckendes Netz von Filialen in den USA verfügt. In diesem Segment übernimmt der Rückversicherer Einzelrisiken, etwa die Feuerversicherung einer Fabrik. Die Gegebenheiten müssen aber von Fachleuten vor Ort beurteilt werden. Dies lässt sich zeitnah durch die Experten aus den Filialen erledigen.
Zuversicht hinsichtlich künftiger Belastungen aus den Asbest-Risiken früherer Zeichnungsjahre schöpft die Münchener Rück auch aus einer sich allmählich ändernden Rechtsprechung in den USA. "Der Wind in den USA hat sich zum Besseren gedreht. Durch die Rechtsprechung ist mehr Klarheit geschaffen worden", sagte Roenneberg. Gerichte haben in den vergangenen Jahren Ansprüche von vermeintlich Asbest-Geschädigten, also von Personen, die nur marginal mit Asbest in Berührung gekommen sind, und keine nachweislichen Schäden davongetragen haben, vermehrt abgewiesen.
Webseite: http://www.munichre.com
-Von Rolf Neumann, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 4031,
rolf.neumann@dowjones.com
DJG/rne/brb
(END) Dow Jones Newswires
April 20, 2007 06:02 ET (10:02 GMT)
Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 02 AM EDT 04-20-07
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re)mehr Nachrichten
09.01.25 |
Zuversicht in Europa: Zum Ende des Donnerstagshandels Pluszeichen im STOXX 50 (finanzen.at) | |
09.01.25 |
Freundlicher Handel: Euro STOXX 50 zum Ende des Donnerstagshandels stärker (finanzen.at) | |
09.01.25 |
DAX-Handel aktuell: DAX notiert zum Ende des Donnerstagshandels im Minus (finanzen.at) | |
09.01.25 |
STOXX-Handel: STOXX 50 liegt am Donnerstagnachmittag im Plus (finanzen.at) | |
09.01.25 |
Optimismus in Europa: So steht der Euro STOXX 50 am Donnerstagnachmittag (finanzen.at) | |
09.01.25 |
Pluszeichen in Frankfurt: DAX liegt am Donnerstagnachmittag im Plus (finanzen.at) | |
09.01.25 |
LUS-DAX aktuell: LUS-DAX präsentiert sich nachmittags schwächer (finanzen.at) | |
09.01.25 |
Munich Re: Schäden durch Naturkatastrophen 2024 weit über dem Durchschnitt (Spiegel Online) |
Analysen zu Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re)mehr Analysen
07.01.25 | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
19.12.24 | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Neutral | UBS AG | |
17.12.24 | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
17.12.24 | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
13.12.24 | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Overweight | Barclays Capital |
Aktien in diesem Artikel
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re) | 491,20 | -0,59% |
Indizes in diesem Artikel
DAX | 20 317,10 | -0,06% | |
EURO STOXX 50 | 5 017,91 | 0,43% | |
EURO STOXX Insurance | 435,30 | -0,37% | |
Prime All Share | 7 868,39 | -0,04% | |
HDAX | 10 586,51 | -0,07% | |
CDAX | 1 731,64 | 0,02% | |
DivDAX | 183,61 | -0,73% | |
EURO STOXX | 515,52 | 0,41% |