Euro am Sonntag |
31.10.2015 03:00:05
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Höhenflug: Bei welcher Billig-Airline der Einstieg lohnt
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Selbst die Lufthansa macht jetzt auf günstig. Ein großer Airbus im lila-blauen Anstrich der künftigen Discount-Tochter Eurowings testet die Strecke zwischen Köln und Palma de Mallorca. Offiziell abheben sollen die Jets von Eurowings ab dem 2. November mit Flügen von Köln nach Kuba und in das Duty-Free-Paradies Dominikanische Republik. Das günstigste Ticket, einfache Strecke, ohne Essen, Bordprogramm und Koffer kostet 99 Euro. Für 50 Euro mehr sind Verpflegung und ein Gepäckstück im Preis drin.
Ab Dezember werden weitere Reiseziele auf Langstrecken angeboten. Mit nur sieben zusätzlichen Jets tastet sich die Lufthansa vorsichtig ins Billigsegment vor. Auf Langstrecken müssen die Frankfurter die Konkurrenz durch Discounter wie Ryanair und Easyjet nicht fürchten. Die Preisbrecher aus Irland und Großbritannien haben außerhalb Europas schließlich noch keine ansteuerbaren Knotenpunkte aufgebaut.
Der Ryanair-Lenker Michael O’Leary sieht das ähnlich: "Wir sind in der Branche wie Lidl und Aldi." Konkurrenten sollten sich deshalb "lieber nicht auf einen Preiskampf mit uns einlassen", droht der stets wortgewaltige Manager.
Schätzungen zufolge haben die Billigheimer in Europa bereits die Hälfte des Gesamtmarkts erobert. Das Geschäft mit Flügen innerhalb Europas ist zu einem Massenmarkt geworden, in dem Anbieter mit niedrigen Kosten gut verdienen. Die erfolgreichen Börsendebüts von Neueinsteigern wie Norwegian Airshuttle oder Wizz Air zeigen, dass auch Investoren in diesem Markt noch viel Potenzial sehen. Verständlich, die Zuwachsraten sind schließlich immens: Der Gesamtgewinn der Billigflieger in Europa hat sich 2014 im Vergleich zum Vorjahr auf knapp drei Milliarden Euro versechsfacht. Mehr als ein Drittel der Profite sammeln nach Schätzungen die größten Anbieter Easyjet und Ryanair ein.
Easyjet-Chefin McCall, die ihren Job vor gut fünf Jahren antrat, hat Europas zweitgrößtem Billigflieger endlich Pünktlichkeit beigebracht. Daher nutzen inzwischen auch Geschäftsleute die Discounterangebote der Briten. Dafür hat die Airline ihr Netzwerk um große Flughäfen wie Charles de Gaulle in Paris und Schiphol in Amsterdam erweitert. Und sie bietet trotz günstiger Tickets auch mehr Komfort, etwa bei der Mitnahme von Gepäck oder bei der Buchung.
Der irische Konkurrent hielt diese Extras lange Zeit für unnötig und war deshalb auch bei Geschäftsleuten tabu. Vor zwei Jahren zwangen zwei Gewinnwarnungen in Folge und das ramponierte Image Ryanair zum Kurswechsel. Mit der "Always Getting Better"-Kampagne verbesserte die Airline den Service und punktet seither auch bei Geschäftskunden.
Auch europaweit setzt die Nummer 1 der Billigflieger zum Steigflug an. In sechs bis acht Jahren will Ryanair jährlich 160 Millionen Passagiere befördern. Voraussichtlich schon in diesem Jahr werden es 100 Millionen sein - im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Zuwachs von mehr als 13 Prozent. Kein Zweifel: Europas zweitgrößte Airline nach Zahl der Passagiere wird den Abstand auf den Primus weiter verkürzen.
Überdies lief der Sommer perfekt. Vom überaus guten Feriengeschäft profitierte die gesamte Luftfahrt. "In den 28 Jahren, in denen ich in der Branche tätig bin, habe ich noch nie einen solchen Sommer erlebt. Sogar unfähige Konkurrenten haben Geld verdient", frotzelte Ryanair-Chef O’Leary. Bei den beiden größten Billigfliegern erreichten die Auslastungsniveaus in einigen Sommermonaten mit 95 Prozent neue Rekorde.
So konnte Easyjet Belastungen aus dem Frühjahr etwa durch den Streik der Fluglotsen in Frankreich und später durch zwei Brände am Flughafen Fiumicino in Rom kompensieren - und sogar die Prognosen anheben. Im neuen Geschäftsjahr will das Unternehmen mehr als 300 Piloten einstellen und das Kabinenpersonal um mehr als 800 Mitarbeiter erhöhen.
Ryanair baut seine Flotte bis 2024 um 380 Jets aus und will in sechs bis acht Jahren fast doppelt so viel verdienen wie 2015. Der sprudelnde Gewinn bringt O’Leary auf neue Ideen. Via Web werde man künftig auch Übernachtung und Pauschalreisen anbieten. "Wir haben die Größe, um das Amazon der Reisebranche zu werden", sagt er. Der Ire kann nicht anders - er muss provozieren.
Investor-InfoRyanair
Im Juli flog Ryanair zehn Millionen Passagiere, so viele wie bisher keine andere europäische Airline in einem Monat. Die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr (bis Ende März) wurde um 25 Prozent auf bis zu 1,225 Milliarden Euro erhöht - in sechs bis acht Jahren
sollen es zwei Milliarden Euro sein. Die Nettogewinnmarge von 25 Prozent für 2015 zählt zu den höchsten der Branche. Im neuen Jahr werden 40 Prozent Plus erwartet. Kaufen.
Easyjet
Die Strategien im Geschäftskundensegment werden von vielen in der Branche kopiert, seit Chefin Carolyn McCall den Konzern führt. Dank hoher Nettogewinnmargen kann sich Easyjet nachhaltige Ausschüttungen leisten. Im neuen Geschäftsjahr (ab Oktober) sollen es 12,5 Prozent werden. Analysten erwarten rund 20 Prozent Gewinnwachstum. Solide Dividendenrendite. Aussichtsreich.
Lufthansa
Die Lufthansa will ihr globales Netzwerk zum Einstieg in das Billigsegment auf der Langstrecke nutzen. Wenn Eurowings Erfolg hat, wird das Modell nach Asien expandieren. Die Kosten sollen 40 Prozent unter denen der Marke Lufthansa liegen. Die Profitabilität des Konzerns ist mau: Analysten trauen dem
British-Airways-Mutterkonzern IAG für 2016 eine Nettogewinnmarge von 8,3 Prozent zu, der Lufthansa nur 3,5 Prozent. Halten.
Selbst die Lufthansa macht jetzt auf günstig. Ein großer Airbus im lila-blauen Anstrich der künftigen Discount-Tochter Eurowings testet die Strecke zwischen Köln und Palma de Mallorca. Offiziell abheben sollen die Jets von Eurowings ab dem 2. November mit Flügen von Köln nach Kuba und in das Duty-Free-Paradies Dominikanische Republik. Das günstigste Ticket, einfache Strecke, ohne Essen, Bordprogramm und Koffer kostet 99 Euro. Für 50 Euro mehr sind Verpflegung und ein Gepäckstück im Preis drin.
Ab Dezember werden weitere Reiseziele auf Langstrecken angeboten. Mit nur sieben zusätzlichen Jets tastet sich die Lufthansa vorsichtig ins Billigsegment vor. Auf Langstrecken müssen die Frankfurter die Konkurrenz durch Discounter wie Ryanair und Easyjet nicht fürchten. Die Preisbrecher aus Irland und Großbritannien haben außerhalb Europas schließlich noch keine ansteuerbaren Knotenpunkte aufgebaut.
Coole Billigheimer
Dass der einst dominierende Anbieter in Europa künftig öfter im Billigsegment fliegen will, beobachten die Discounter ganz gelassen - mit der Lufthansatochter Germanwings etwa hatten sie bislang ja auch kaum Probleme. "Germanwings ist für uns keine Billigairline. Sie haben weder günstige Tickets noch besonders niedrige Kosten. Das schafft nur Platz für wirklich gute Discounter", stichelt Easyjet-Chefin Carolyn McCall.Der Ryanair-Lenker Michael O’Leary sieht das ähnlich: "Wir sind in der Branche wie Lidl und Aldi." Konkurrenten sollten sich deshalb "lieber nicht auf einen Preiskampf mit uns einlassen", droht der stets wortgewaltige Manager.
Billigflieger sahnen ab
Vor gut fünf Jahren betrachtete die Branche Airlines wie Ryanair bloß als freche Aufsteiger mit zweifelhaftem Ruf. Easyjet wurde angesichts der notorischen Verspätungen von Kunden lange als "SleazyJet" (schäbiger Jet) verspottet. Heute ist alles anders.Schätzungen zufolge haben die Billigheimer in Europa bereits die Hälfte des Gesamtmarkts erobert. Das Geschäft mit Flügen innerhalb Europas ist zu einem Massenmarkt geworden, in dem Anbieter mit niedrigen Kosten gut verdienen. Die erfolgreichen Börsendebüts von Neueinsteigern wie Norwegian Airshuttle oder Wizz Air zeigen, dass auch Investoren in diesem Markt noch viel Potenzial sehen. Verständlich, die Zuwachsraten sind schließlich immens: Der Gesamtgewinn der Billigflieger in Europa hat sich 2014 im Vergleich zum Vorjahr auf knapp drei Milliarden Euro versechsfacht. Mehr als ein Drittel der Profite sammeln nach Schätzungen die größten Anbieter Easyjet und Ryanair ein.
Easyjet-Chefin McCall, die ihren Job vor gut fünf Jahren antrat, hat Europas zweitgrößtem Billigflieger endlich Pünktlichkeit beigebracht. Daher nutzen inzwischen auch Geschäftsleute die Discounterangebote der Briten. Dafür hat die Airline ihr Netzwerk um große Flughäfen wie Charles de Gaulle in Paris und Schiphol in Amsterdam erweitert. Und sie bietet trotz günstiger Tickets auch mehr Komfort, etwa bei der Mitnahme von Gepäck oder bei der Buchung.
Der irische Konkurrent hielt diese Extras lange Zeit für unnötig und war deshalb auch bei Geschäftsleuten tabu. Vor zwei Jahren zwangen zwei Gewinnwarnungen in Folge und das ramponierte Image Ryanair zum Kurswechsel. Mit der "Always Getting Better"-Kampagne verbesserte die Airline den Service und punktet seither auch bei Geschäftskunden.
Wachstum in Deutschland
Die etablierten Fluglinien aber geraten immer stärker unter Druck. Während die Lufthansa etwa versucht, ihr Discountgeschäft aufzubauen, muss sie regelmäßig Streiks abwehren. Ryanair und Easyjet greifen unterdessen ungeniert an. Deutschland und die Schweiz seien wichtige Wachstumsmärkte, sagt Easyjet-Chefin McCall - noch ohne konkrete Ziele zu nennen. Ryanairs neuer Verkaufschef hierzulande, Tim Howe Schröder, will den Marktanteil "auf 20 Prozent verfünffachen". Die Iren wollen Deutschland zur "Heimat der Tiefpreis-Tickets" machen.Auch europaweit setzt die Nummer 1 der Billigflieger zum Steigflug an. In sechs bis acht Jahren will Ryanair jährlich 160 Millionen Passagiere befördern. Voraussichtlich schon in diesem Jahr werden es 100 Millionen sein - im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Zuwachs von mehr als 13 Prozent. Kein Zweifel: Europas zweitgrößte Airline nach Zahl der Passagiere wird den Abstand auf den Primus weiter verkürzen.
Ölpreis beflügelt
Wie die gesamte Branche profitieren auch die Discounter von niedrigen Ölpreisen und günstigen Finanzierungsbedingungen. Ihre Kerosinkosten haben die Billigflieger langfristig abgesichert. Easyjet kann nun 80 Prozent seines Bedarfs im neuen Geschäftsjahr, das im Oktober begann, günstiger bestellen. Ryanair hat für 70 Prozent seines Bedarfs für 2016 mehr als 25 Prozent Rabatt ausgehandelt. Das wird sich in höheren Margen niederschlagen.Überdies lief der Sommer perfekt. Vom überaus guten Feriengeschäft profitierte die gesamte Luftfahrt. "In den 28 Jahren, in denen ich in der Branche tätig bin, habe ich noch nie einen solchen Sommer erlebt. Sogar unfähige Konkurrenten haben Geld verdient", frotzelte Ryanair-Chef O’Leary. Bei den beiden größten Billigfliegern erreichten die Auslastungsniveaus in einigen Sommermonaten mit 95 Prozent neue Rekorde.
So konnte Easyjet Belastungen aus dem Frühjahr etwa durch den Streik der Fluglotsen in Frankreich und später durch zwei Brände am Flughafen Fiumicino in Rom kompensieren - und sogar die Prognosen anheben. Im neuen Geschäftsjahr will das Unternehmen mehr als 300 Piloten einstellen und das Kabinenpersonal um mehr als 800 Mitarbeiter erhöhen.
Ryanair baut seine Flotte bis 2024 um 380 Jets aus und will in sechs bis acht Jahren fast doppelt so viel verdienen wie 2015. Der sprudelnde Gewinn bringt O’Leary auf neue Ideen. Via Web werde man künftig auch Übernachtung und Pauschalreisen anbieten. "Wir haben die Größe, um das Amazon der Reisebranche zu werden", sagt er. Der Ire kann nicht anders - er muss provozieren.
Investor-Info
Ryanair
Billig und profitabel
Im Juli flog Ryanair zehn Millionen Passagiere, so viele wie bisher keine andere europäische Airline in einem Monat. Die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr (bis Ende März) wurde um 25 Prozent auf bis zu 1,225 Milliarden Euro erhöht - in sechs bis acht Jahren
sollen es zwei Milliarden Euro sein. Die Nettogewinnmarge von 25 Prozent für 2015 zählt zu den höchsten der Branche. Im neuen Jahr werden 40 Prozent Plus erwartet. Kaufen.
Easyjet
Billig und solide
Die Strategien im Geschäftskundensegment werden von vielen in der Branche kopiert, seit Chefin Carolyn McCall den Konzern führt. Dank hoher Nettogewinnmargen kann sich Easyjet nachhaltige Ausschüttungen leisten. Im neuen Geschäftsjahr (ab Oktober) sollen es 12,5 Prozent werden. Analysten erwarten rund 20 Prozent Gewinnwachstum. Solide Dividendenrendite. Aussichtsreich.
Lufthansa
Billig und lang
Die Lufthansa will ihr globales Netzwerk zum Einstieg in das Billigsegment auf der Langstrecke nutzen. Wenn Eurowings Erfolg hat, wird das Modell nach Asien expandieren. Die Kosten sollen 40 Prozent unter denen der Marke Lufthansa liegen. Die Profitabilität des Konzerns ist mau: Analysten trauen dem
British-Airways-Mutterkonzern IAG für 2016 eine Nettogewinnmarge von 8,3 Prozent zu, der Lufthansa nur 3,5 Prozent. Halten.
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