Kundenschwund |
15.03.2024 16:11:00
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HelloFresh-Aktie dennoch mit Kurssprung: HelloFresh ringt weiter mit Verlust seiner Kunden - vorläufige Zahlen bestätigt
In der Vergangenheit hatten Analysten die Zahl der aktiven Kunden als einen Parameter für das Wachstum bei HelloFresh gesehen. Dabei werden alle Konsumenten erfasst, die in den letzten drei Monaten mindestens eine Kochbox kostenlos, rabattiert oder zum vollen Preis bestellt haben. "Wir werden unsere aktiven Kunden ab dem ersten Quartal 2024 nicht mehr vierteljährlich veröffentlichen", sagte Finanzchef Christian Gärtner vergangene Woche. Der Manager verwies stattdessen darauf, dass die Zahl der Bestellungen, der durchschnittliche Bestellwert (AOV) und der Umsatz "deutlich bessere" Kennziffern seien.
Vergangene Woche hatten Konzernchef Dominik Richter und Gärtner vorläufige Zahlen bekannt gegeben, diese wurden am Freitag bestätigt. Zudem hatten sie ihre Mittelfristziele zurückgezogen; das bisher für 2025 gesetzte operative Margenziel dürfte erst langfristig greifbar sein. Die HelloFresh-Aktie hatte daraufhin fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Analysten monierten, dass die Glaubwürdigkeit des Managements beschädigt worden sei. Dem will HelloFresh entgegenwirken und künftig Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) für seine Kochboxen und Fertigmahlzeiten ausweisen.
HelloFresh mit Erholungsversuch trotz Kundenschwund
Keine neuen Hiobsbotschaften sind manchmal schon gute Nachrichten. Die Aktien von HelloFresh zogen am Freitag nach der Vorlage endgültiger Jahreszahlen im Tageshoch auf 7,61 Euro an - trotz kritischer Stimmen zur Kundenentwicklung. Später gewinnt sie noch zeitweise 9,55 Prozent auf 7,39 Euro. Anleger reagierten also insgesamt erleichtert, dass der Geschäftsbericht nach den jüngsten Erschütterungen keine ganz großen negativen Überraschungen mehr brachte.
Die Erholung reichte, um den Kurs auf das höchste Niveau seit einer Woche zu heben. Unter anderem wegen kassierter Mittelfristziele waren die Papiere am vergangenen Freitag um zeitweise fast die Hälfte abgesackt und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2019 angekommen. Ein Börsianer betonte am Freitag die desolate Lage bei dem Kochboxenlieferanten, die er mit "verbrannter Erde" verglich.
"Unsere wichtigste Erkenntnis ist der starke Rückgang aktiver Kunden trotz des plötzlichen Anstiegs der Marketingkosten", konstatierte William Woods von Bernstein Research zu Wochenschluss in einer ersten Reaktion auf die neuen Details. Zwischen Oktober und Ende Dezember sank die Zahl der aktiven Kunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,5 Prozent auf 6,6 Millionen.
Die am Freitag veröffentlichten weiteren Kennzahlen stimmten laut Woods mit den zuvor vermeldeten Eckdaten weitgehend überein. Gute Nachrichten, die die Kurserholung fundamental rechtfertigten, wollten Experten aber nicht erkennen in dem finalen Jahresbericht. Laut JPMorgan-Experten Marcus Diebel entwickelt sich die Kundenzahl weiter schwach und dies vor allem im internationalen Geschäft, was eine negative Überraschung sei.
Allenfalls als erfreulich angesehen wurde die Entwicklung des freien Finanzmittelflusses. Dieser war 2023 mit 78 Millionen Euro wieder positiv und dies war Woods zufolge einer vorteilhaften Entwicklung des Betriebskapitals zu verdanken. HelloFresh hob in seiner Mitteilung hervor, dass vor allem das vierte Quartal mit 33 Millionen Euro einen positiven Beitrag dazu geleistet habe.
Trotz der Erholung am Freitag liegen die HelloFresh-Aktien 2024 immer noch fast 50 Prozent im Minus. Sie waren vor einer Woche auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren abgerutscht.
Während der Pandemie wurden Ende 2021 von Anlegern noch Kurse nahe 100 Euro bezahlt. Seitdem haben die HelloFresh-Aktien mehr als 90 Prozent ihres Wertes eingebüßt. In Lockdown-Zeiten waren die Kochboxen angesichts geschlossener Restaurants heiß begehrt, zeitweise hatte es für HelloFresh daher sogar zu einer Mitgliedschaft im Dax gereicht. Mittlerweile hat sich der Effekt davon aber erübrigt und die Aktien sind unter das Niveau zu Beginn der Pandemie abgesackt.
BERLIN (dpa-AFX) / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)
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