Geschäftsentwicklung mau |
06.06.2024 23:24:00
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GameStop-Aktie dank Meme-Rally im Höhenrausch - doch im Unternehmen kriselt es gewaltig
• Umsatzentwicklung schon seit Jahren rückläufig
• Hohe Kosten belasten Gewinnergebnis
Keith Gill, bekannt als "Roaring Kitty", meldete sich Mitte Mai nach drei Jahren auf seinen Social-Media-Kanälen zurück. Das Comeback des Finfluencers, der 2021 die Meme-Aktien-Rally mitverursachte, löste prompt einen starken Kursanstieg der Meme-Papiere aus. Besonders die Aktie von GameStop, die 2021 den Hype anführte, stieg durch Gills Comeback innerhalb eines Monats um mehr als 40 Prozent.
Comeback des GameStop-Hypes
Ein Ende der Rally ist offenbar noch nicht in Sicht, wie ein am Sonntag auf Reddit veröffentlichter Screenshot mit Nachdruck bewies. Diesem zufolge besitzt "Roaring Kitty" fünf Millionen GameStop-Aktien, für die er im Durchschnitt 21,27 US-Dollar zahlte - insgesamt ist das Paket somit 115,7 Millionen US-Dollar wert. Dazu kommen noch 120.000 Call-Optionen, deren Wert sich auf 65,7 Millionen US-Dollar beläuft. "Roaring Kitty" scheint somit ein schwerreicher Investor zu sein - der bei der GameStop-Aktie noch Luft nach oben sieht. Allerdings: Die fundamentalen Unternehmenszahlen sprechen eine ganz andere Sprache.
Online-Handel belasten GameStop-Filialen
Dass die zahlreichen Filialen von GameStop in den örtlichen Einkaufszentren schon bessere Zeiten gesehen haben, ist nicht nur für leidenschaftliche Gamer offensichtlich. Der Trend, dass Zocker ihre Videospiele lieber im Internet bei integrierten Plattformen wie beispielsweise Steam und ihre PlayStation, Xbox & Co. per Onlineshops wie Amazon bestellen, belastet GameStop. Der boomende Online-Handel setzt GameStop, früher einer der absoluten Lieblingsorte für Gamer, schon seit Jahren zu. Daran konnte auch der enorme Hype um die Papiere der Einzelhandelskette nichts ändern, auch wenn die Hoffnungen bestehen, dass GameStop wieder an ehemalige glänzende Zeiten anknüpfen können wird.
Umsatz sackt schon seit Jahren ab
Das Gros der Analysten ist aber äußerst skeptisch, was die Zukunft von GameStop angeht. Das Hauptproblem: GameStop gelang es bislang nicht einmal annähernd, der wachsenden Konkurrenz etwas entgegenzusetzen. Seit Jahren schon stürzt der Umsatz immer weiter ab. Im Geschäftsjahr 2023 beliefen sich die Erträge nur auf 5,273 Milliarden US-Dollar - vor zehn Jahren lag dieser Wert noch deutlich über zehn Milliarden US-Dollar und 2018 immerhin noch bei 9,225 Milliarden US-Dollar. Trotz der Inflation der vergangenen Jahre, durch die Geld weniger wert geworden ist, nehmen GameStops Ertragsziffern konstant ab.
Der rückläufige Umsatztrend dürfte sich in den kommenden Jahren nicht umkehren - vielmehr könnte es sogar noch schlimmer werden. So rechnen die von Bloomberg erfassten Analysten für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 4,7 Milliarden US-Dollar, 2026 dürften es dann demnach nur noch 4,6 Milliarden US-Dollar sein, wie "DER AKTIONÄR" schreibt. Tatsächlich setzte sich der Abwärtstrend im ersten Quartal 2024 fort, wie GameStop in einer Gewinnwarnung bekanntgab. Demnach werde der Nettoumsatz zwischen 872 und 892 Millionen US-Dollar liegen und damit nicht nur deutlich unter dem Vorjahresquartalswert von 1,237 Milliarden US-Dollar, sondern auch unterhalb der Analystenerwartungen von 1,045 Milliarden US-Dollar. Man muss kein Prophet sein: Sollte sich diese Entwicklung unaufhaltsam fortsetzen, dürfte GameStops Zukunft irgendwann auf dem Spiel stehen.
Hohe Kosten belasten GameStops Ergebnis
Es sind aber nicht nur die sinkenden Erträge, die GameStop belasten. Zu allem Überfluss sind auch die Kosten weiterhin extrem hoch, da die Einzelhandelskette hohe Mietzahlungen für ihre mehr als 4.000 Filialen in den USA, Europa, Kanada und Australien entrichten muss. Dass die Mietkosten derart hoch sind, liegt an der prominenten Stelle der meisten GameStop-Geschäfte in stark frequentierten Fußgängerzonen und Einkaufszentren. Die Unternehmensführung von GameStop verfolgt schon seit Jahren den Ansatz, bestmöglich von potenziellen Kunden wahrgenommen zu werden. Doch trotz der teilweise sehr prominenten Lage sind die meisten Filialen mittlerweile meist eher schlecht besucht.
Die GameStop-Läden scheinen somit eher pure Verlustgeschäfte als Goldgruben zu sein. Die hohen Kosten haben nämlich zur Folge, dass von den über fünf Milliarden US-Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2023 am Ende nur ein Nettogewinn von 6,7 Millionen US-Dollar übrig blieb.
Kapitalerhöhung soll Linderung verschaffen
Zu allem Überfluss bezifferte GameStop seine Schulden zuletzt auf 600 Millionen US-Dollar. Um die leeren Kassen wieder mit neuer Liquidität aufzufüllen, führte die Gaming-Firma kürzlich eine Kapitalerhöhung durch. 45 Millionen Aktien wurden neu ausgegeben, wodurch etwa 933,4 Millionen US-Dollar eingenommen wurden. GameStop wolle das frische Kapitel für allgemeine Unternehmenszwecke nutzen, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung berichtete. Unter anderem werde sich GameStop bei potentiellen Akquisitionen und Investitionen umsehen.
Höhenflug der GameStop-Aktie - überbewertet oder Luft nach oben?
Aus einer rein fundamentalen Perspektive, die vom Aktiensentiment und etwaigen Aussichten auf bessere Zeiten abstrahiert, erscheint die gegenwärtige Bewertung der GameStop-Aktie deutlich überhöht, wenn nicht sogar vollkommen widersinnig. Zuletzt kostete ein Anteilsschein des Gaming-Unternehmens an der NYSE 26,50 US-Dollar (Stand: 04. Juni 2024). Die Marktkapitalisierung lag dementsprechend bei 8,57 Milliarden US-Dollar und damit um ein Vielfaches über dem 2023er-Nettogewinn von nur 6,7 Millionen US-Dollar. Dennoch stieg das Papiere seit Jahresbeginn bereits um 51,17 Prozent.
Allerdings hat die Meme-Rally 2021 hinlänglich bewiesen, dass Aktien trotz katastrophaler fundamentaler Aussichten atemberaubende Kurssprünge hinlegen können, sofern sich eine genügend große Anzahl an Käufern auf Social Media-Plattformen wie allen voran Reddit organisiert. Ob GameStop nochmals an seine Rekord-Börsenbewertung von 2021, als das Unternehmen zeitweise 210 Milliarden US-Dollar wert war, heranreichen wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Redaktion finanzen.at
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