06.03.2007 15:01:00

FOKUS: Nike will dem DFB Trennung von adidas vergolden

Von Archibald Preuschat

   Dow Jones Newswires

   DÜSSELDORF (Dow Jones)--Es ist ein Angebot, dem sich nur schwer widerstehen lässt: 50 Mio EUR jährlich bietet der US-Sportartikelhersteller Nike dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), um ab 2011 die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auszurüsten. Es ist mehr als zweifelhaft, ob sich die Offerte jemals rechnen wird. Gleichwohl könnte sie Nike in die Lage versetzen, den Rivalen adidas in seinem Heimatmarkt anzugreifen, in dem jährlich für rund 7 Mrd EUR Sportartikel gekauft werden.

   "Aus wirtschaftlicher Sicht ist es unwahrscheinlich, dass sich das Sponsorenangebot für Nike rechnen wird, wenn es nur um die Ausrüstung der deutschen Elf geht", sagte der in London ansässige Analyst Paul Rossington von KBC Peel Hunt. Rossington sieht gleichwohl eine "enorme Chance" für Nike, adidas auf dem deutschen Markt Anteile abzujagen und an Bekanntheit zu gewinnen. "Schließlich ist Fußball die populärste Sportart in Deutschland."

   Die Attacke von Nike gegen adidas könnte durchaus von Erfolg gekrönt sein. Zumindest wird sie adidas aber zwingen, künftig tiefer in die Tasche zu greifen, um die Dominanz auf dem deutschen Sportartikelmarkt zu behaupten. Die Nike-Offerte, die der DFB bereits als "wirtschaftlich überaus attraktiv" bezeichnet hatte, erwischt adidas außerdem auf dem falschen Fuß.

   Nike greift adidas just zu dem Zeitpunkt an, zu dem der in Herzogenaurach ansässige Sportartikelhersteller erfahren muss, dass sich der jüngste Zukauf des US-Mitbewerbers Reebok nicht so schnell in wirtschaftlichen Erfolg ummünzen lässt, wie man sich das in Herzogenaurach erhofft hatte.

   In Deutschland geben die Verbraucher pro Jahr rund 7 Mrd EUR für Sportartikel und -bekleidung aus. Weder adidas noch Nike veröffentlichen Umsatzzahlen für einzelne Märkte, dennoch hegen Branchenbeobachter keinerlei Zweifel, dass sich Nike schon seit einigen Jahren mit dem zweiten Platz hinter adidas zufrieden geben muss. "Nike hat aber den Ehrgeiz, hierzulande die Nummer 1 zu werden", sagte Peter Thürl, der Sprecher des Verbandes des deutschen Sportfachhandels.

   Eine der größten Einkaufsgenossenschaft des Branchenfachhandels ist Intersport, deren unabhängige Händler auf einen Marktanteil von 30% kommen. Deutlich lauter klingeln die Kassen der Intersport-Händler, wenn adidas-Produkte über die Ladentheke gehen. Ein Intersport-Sprecher sagte, dass mit Nike-Produkten nur 40% der Umsätze erzielt werden, die vergleichbare Artikel des Konkurrenten adidas erlösen.

   Zahlen, die durch das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des DFB unter 1.000 Deutschen untermauert werden. Bei der Markenbeliebtheit rangiert adidas mit 61% klar vor Nike, die auf 43% kommen. Mehrfachnennungen waren dem DFB zufolge bei der Umfrage möglich. Noch klarer führt adidas bei den Fußball-Interessierten. Hier bevorzugen 74% die Produkte mit den typischen drei Streifen, Nike kommt auf 49%.

   Nike machte keine Angaben zu dem Angebot, das sie dem DFB unterbreitet hat. Der Verband machte allerdings öffentlich, dass der US-Sportartikelhersteller sich die Ausrüstung der deutschen Kicker jährlich 40 Mio EUR mehr kosten lassen will als adidas. Einer mit den Sponsoring-Verträgen vertrauten Person zufolge, die ungenannt bleiben möchte, zahlt adidas unter dem bestehenden Vertrag, der mindestens noch bis 2010 läuft, rund 10 Mio EUR jährlich für die Ausrüstung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

   Die Offerte von Nike ist teilweise zweckgebunden. "Der US-Sportartikelhersteller will sozial benachteiligte Jugendliche in Deutschland unterstützen", sagte Olaf Markhoff, Sprecher des US-Konzerns in Deutschland. Auch in anderen Ländern fördert der US-Konzern vergleichbare Projekte. Aber auch wenn man die soziale Komponente heraus rechne, die an sich schon attraktiv ist, biete Nike dem DFB immer noch mehr als adidas derzeit zahlt, bestätigte Verbandssprecher Harald Stenger Dow Jones Newswires.

   Ein Ausrüsterwechsel käme einer Revolution im deutschen Fußball gleich. Die Nationalelf spielt seit jeher in den Trikots mit den drei Streifen. So auch beim "Wunder von Bern". 1954 schlug die deutsche Nationalmannschaft die hoch favorisierten Ungarn im Endspiel um die in der Schweiz ausgetragenen Weltmeisterschaft. Der Triumph wird teilweise auch dem adidas-Gründer Adi Dassler gut geschrieben. Er rüstete die deutschen Kicker mit Stollenschuhen aus, was sich auf dem vom Regen durchweichten Rasen während des Endspiels als Vorteil erwies.

   Über fünf Jahrzehnte ist das Unternehmen jetzt offizieller Ausrüster der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Allein im WM-Jahr 2006 hatte adidas 1,5 Millionen Deutschland-Trikots verkauft. Die Deutschen ließen es sich 65 EUR beziehungsweise 48 EUR in den Kindergrößen kosten. Weltweit setzte adidas im vergangenen Jahr 1,2 Mrd EUR mit Fußballartikeln um.

   Über die vergangene Jahre hinweg war adidas ein Garant für Unternehmenserfolg, dann erwarb der Konzern aus Herzogenaurach vor etwas mehr als einem Jahr für 3,1 Mrd EUR den US-Mitbewerber Reebok und ist gemessen am Umsatz dem Weltmarktführer Nike dicht auf den Fersen. Der hatte im Geschäftsjahr 2005/06 Erlöse von 15 Mrd USD gemeldet, adidas sollte im vergangenen Geschäftsjahr auf Umsätze von rund 13 Mrd USD kommen.

   Die reine Freunde ist der US-Zukauf, mit dem adidas seine Position auf dem größten Sportartikelmarkt der Welt gestärkt hat, für das Management bislang aber nicht. Es dauert länger als ursprünglich angenommen, die rückläufigen Umsätze von Reebok wieder ins Positive zu drehen. "Aus heutiger Sicht hat adidas 1 Mrd USD zu viel für Reebok bezahlt", sagte Analyst Rossington im Gespräch mit Dow Jones.

   Tim Burkhardt, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in Stuttgart, widerspricht: "Es ist noch nicht an der Zeit, die Akquisition abschließend zu beurteilen. Sicherlich wachsen die Umsätze von Reebok nicht so schnell, wie sich adidas das erhofft hatte", sagte der LBBW-Analyst, der empfiehlt, die Aktie zu halten. Ein Desaster für adidas bahnt sich Burkhardt zufolge aber auch nicht an. Er geht von einem langsamen Turnaround bei Reebok aus.

   "Käme Nike als Sponsor des DFB-Teams zum Zuge, wäre das ein gewaltiger Image-Gewinn", so Burkhardt. Das 50-Mio-EUR-Angebot hat für ihn aber ein US-Profiligen-Niveau und ist allenfalls in einem Jahr sinnvoll, in dem ein großes Turnier ausgespielt wird.

   Nike-Sprecher Markhoff lehnt es ab, den wirtschaftlichen Sinn der Offerte an den DFB zu kommentieren. "Deutschland ist eine große Fußball-Nation und ihre Spielweise ist in den vergangenen Jahren brasilianischer geworden. Dadurch ist für Nike die Ausrüstung des deutschen Teams auch attraktiver geworden", sagte er lediglich.

   Der DFB ist dem Angebot des US-Sportartikelhersteller augenscheinlich nicht abgeneigt. Präsident Theo Zwanziger forderte in einem kürzlich veröffentlichen Zeitungsinterview adidas auf, in den deutschen Fußball zu investieren, so wie Nike es tun will. "Es zählt nicht nur die Tradition", sagte Zwanziger und verstärkte damit den Druck auf adidas. Der DFB beruft sich auch darauf, dass die deutsche Bevölkerung einen Ausrüsterwechsel akzeptieren würde.

   Der vom Verband in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge haben sich zwar nur 19% für die deutsche Elf in Nike-Trikots ausgesprochen. Unter der Prämisse, dass mit den Sponsorengeldern aber Jugendliche gefördert werden, ergibt sich ein anderes Bild. Dann würden 72% einen Ausrüsterwechsel befürworten, nur 10% lehnen ihn ab.

   Die Ausrüsterfrage hat bereits einen Keil in die 52 Jahre andauernde Zusammenarbeit zwischen adidas und dem DFB getrieben. Öffentlich wird ein Streit über die getroffenen Vereinbarungen nach dem so genannten Schuhkrieg im vergangenen Herbst ausgetragen, der die adidas-Dominanz im deutschen Fußball bröckeln ließ. Nach der WM im eigenen Land bestanden einige Nationalspieler darauf, nicht in adidas-Fußballstiefeln sondern in denen ihrer persönlichen Ausrüster für Deutschland zu spielen.

   adidas willigte schließlich in eine Änderung des bestehenden Vertrages mit dem DFB ein, stellt sich aber auf den Standpunkt, dass der DFB im Gegenzug den Vertrag über die Ausrüstung mit Trikots, Hosen und Socken bis mindestens 2014 verlängert habe. Das wird von DFB-Präsident Zwanziger bestritten.

   Ganz gleich, ob adidas oder Nike am Ende zum Zuge kommen werden, ein anderer Gewinner steht mit dem DFB schon fest. Der neue Sponsor müsste dem Verband eine deutlich höhere Summe zahlen, wird von Analysten allgemein erwartet.

   LBBW-Experte Burkhardt geht davon aus, dass die deutsche Nationalmannschaft zwar auch nach 2010 in drei Streifen spielt, sich adidas das aber deutlich mehr kosten lassen muss. Käme es so, würde Nike abermals als Verlierer aus dem Spiel gehen. Bereits 2002 unterbreitete der US-Sportartikelhersteller dem DFB eine höhere Offerte als adidas, kam aber dennoch nicht zum Zuge.

   Zumindest einen Zwischenstand in dem Sponsoren-Duell sollte es am 9. März geben. Dann beschäftigt sich das DFB-Präsidium mit der Ausrüsterfrage.

   Webseiten: http://www.nike.com

   http://www.adidas-group.com

   -Von Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 138 72 18,

   archibald.preuschat@dowjones.com

   DJG/apr/mim

   (END) Dow Jones Newswires

   March 06, 2007 09:00 ET (14:00 GMT)

   Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 00 AM EST 03-06-07

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu adidasmehr Analysen

09.01.25 adidas Outperform RBC Capital Markets
06.01.25 adidas Outperform Bernstein Research
20.12.24 adidas Overweight JP Morgan Chase & Co.
12.12.24 adidas Outperform RBC Capital Markets
11.12.24 adidas Buy UBS AG
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

adidas 246,00 -0,08% adidas

Indizes in diesem Artikel

DAX 20 344,00 0,13%
Prime All Share 7 877,51 0,12%
HDAX 10 596,59 0,10%
CDAX 1 732,17 0,03%
EURO STOXX 515,69 0,03%