16.11.2015 12:56:51
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Europäische Börsen reagieren kaum auf Terroranschläge
FRANKFURT (Dow Jones)-- Nach den Anschlägen von Paris am Freitagabend laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Laut dem französischen Premierminister Manuel Valls wurde die Terrorserie von Syrien aus organisiert. Frankreichs Präsident Francois Hollande sprach von Krieg und verhängte den Ausnahmezustand.
Unterdessen haben die Ermittler zwei weitere Attentäter identifiziert: Einer fiel bereits 2012 auf, ein zweiter kam als Flüchtling über Griechenland in die EU.
An den europäischen Börsen fielen die Verluste unter dem Eindruck der Terroranschläge geringer aus als von Beobachtern befürchtet. Der deutsche Leitindex Dax verlor zu Handelsbeginn 0,9 Prozent, der französische Leitindex rutschte um 1,1 Prozent ab. Gegen Mittag notiert der DAX mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent, der CAC-40 verliert 0,2 Prozent. Während französische Luxusgüterhersteller sowie Transport- und Hotelaktien unter Druck geraten, profitieren Rüstungsaktien von den Anschlägen.
Luxusgüterhersteller, Transport- und Hotelaktien unter Druck LMVH verlieren 1,4 Prozent, Hermes 1,3 Prozent, Christian Dior 0,9 Prozent, Hugo Boss 0,9 Prozent, Salvatore Ferragamo 4,6 Prozent, Burberry 1,4 Prozent und Tod's 1,9 Prozent. Hintergrund ist die Befürchtung, dass die Anschläge das Konsumverhalten der Bürger negativ beeinflussen könnten.
Mit Abgaben reagierten auch französische Aktien aus dem Transport- und Hotelsektor auf die Terroranschläge in Paris. Air France KLM verlieren 5,6 Prozent und Aeroport de Paris 4,8 Prozent. Für Eurotunnel geht es 5 Prozent nach unten. Die Aktien der Hotelgruppe Accor geben derweil 4,6 Prozent nach.
An den asiatischen Börsen, die sich insgesamt ebenfalls recht unbeeindruckt zeigten, stand der Airline- und Tourimussektor auch am stärksten unter Druck. Die Stimmung im Sektor reagiert erfahrungsgemäß empfindlich auf Sicherheitsprobleme, da solche das Reiseverhalten der Menschen beeinflussen können, hieß es im Handel. Die Lufthansa-Aktie trug gegen Mittag im DAX die rote Laterne mit einem Abschlag von 2,4 Prozent.
Kräftig nach oben ging es mit Titeln aus dem Rüstungssektor. Die Branche profitiert von der Möglichkeit einer Verschärfung des Syrien-Konflikts. Sollte sich Frankreich auf Artikel 5 der Nato-Verträge, also den Bündnisfall, berufen, könnte dies nach Einschätzung von IG zu einer deutlichen Ausweitung der westlichen Militär-Operationen in Syrien und im Irak führen. Das wären natürlich gute Nachrichten für den Rüstungssektor. Rheinmetall steigen um 3,5 Prozent, BAE Systems 1,5 Prozent, Thales 2,2 Prozent und Finmeccanica 1 Prozent.
Die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten dürften nun davon abhängen, wie Frankreich auf die Attacken reagiert.
Spannend wird nun auch die politische Reaktion auf dem derzeit in Antalya stattfindenden G-20-Treffen. Nach Einschätzung von IG könnten die Attacken durchaus dazu führen, dass der Westen seine Bedenken gegen den Fortbestand des Assad-Regimes fallen lässt - auch wenn dies sehr unpopulär wäre und einen erheblichen Sieg für die russische Diplomatie darstellte.
Constancio: Ökonomische Folgen derzeit noch nicht absehbar Die ökonomischen Folgen der Terroranschläge sind nach Aussagen von EZB-Vizepräsident Vitor Constancio derzeit noch nicht absehbar. Bei der Euro Finance Week sagte Constancio, die wirtschaftlichen Auswirkungen hingen von den weiteren Reaktion und Ereignissen ab, die die "Zuversicht und Risikoaversion" beeinflussen könnten. "Wenn es zu solchen Einflüssen kommt, dann können die Auswirkungen viel schlimmer sein", sagte er.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, ist sich indes sicher, dass die schrecklichen Attentate die Wirtschaft in Europa nicht schädigen. Er vergleicht den Terror von Paris mit den großen Anschlägen in den USA vor anderthalb Jahrzehnten. "Den Terroristen ist es auch mit den verheerenden Anschlägen vom 11. September 2001 in New York nicht gelungen, die Wirtschaft der USA nachhaltig zu treffen", sagte Krämer am Montag.
Weder sei seinerzeit die US-Industrieproduktion eingebrochen, noch habe sich der Welthandel wegen schärferer Kontrollen verlangsamt. Krämer kann sich aber vorstellen, dass in Frankreich der Konsum kurzfristig unter den schockierenden Attacken des Islamischen Staates leidet.
Mit unmittelbaren Krisenreaktionen der Europäischen Zentralbank rechnet der CoBa-Chefvolkswirt nicht. "Für die Geldpolitik der EZB dürften die Anschläge in Paris wohl keine wesentliche Rolle spielen", sagte Krämer. Er geht ohnehin davon aus, dass die Währungshüter wegen der niedrigen Inflation nächsten Monat reagieren werden.
Von der deutschen Industrie gab es noch keine Einschätzung über mögliche Auswirkungen auf die Konjunktur, wohl aber Worte des Mitgefühls. "Wir sind sehr traurig. In dieser Zeit stehen wir unseren französischen Partnern und Freunden ganz nah", erklärte BDI-Präsident Ulrich Grillo. Die schwerwiegenden Probleme unserer Zeit gelte es vernünftig und besonnen anzupacken.
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November 16, 2015 06:25 ET (11:25 GMT)
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BAE Systems plc | 14,20 | -0,18% | |
Burberry plc | 11,47 | -1,38% | |
Christian Dior S.A. | 589,00 | 0,26% | |
Hermès (Hermes International) | 2 309,00 | 1,14% | |
HUGO BOSS AG | 40,75 | 1,27% | |
Leonardo S.p.a. | 25,82 | 0,82% | |
Lufthansa AG | 6,33 | -1,43% | |
LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton S.A. | 635,50 | 0,36% | |
Rheinmetall AG | 615,20 | 0,69% | |
Salvatore Ferragamo S.p.A. | 6,61 | -2,94% | |
Thales S.A. | 137,20 | 0,59% | |
Tod's S.p.A. | 33,40 | 7,81% |
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