Vorsicht wegen Streiks |
20.07.2023 16:03:00
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easyJet-Aktie trotzdem im Minus: Erstmals seit langem wieder operativ Geld verdient
Lundgren kündigte im Gespräch "Gegenmaßnahmen" an, damit Passagiere wie gebucht an ihr Ziel gelangen. Ins Detail ging er aber nicht und suchte die Schuld für die Annullierungen überwiegend bei Dritten. "Die Mehrheit der Annullierungen liegt außerhalb unserer Verantwortung und ist damit ein außergewöhnlicher Umstand", sagte er. Damit will der Manager Entschädigungsansprüche gemäß der Fluggastrechteverordnung EG 261/2004 ausschließen.
Die Flugbranche stehe in diesem Sommer vor wachsenden Herausforderungen, mahnte das Management. Es verwies unter anderem auf verstärkte Luftraumbeschränkungen, die Betriebsverzögerungen zur Folge haben könnten. Zudem streiken den Angaben zufolge Beschäftigte in der Branche deutlich häufiger als noch vor der Corona-Pandemie. Anfang des Monats hatte easyJet bereits 1700 Flüge für den gesamten Sommer gestrichen.
easyJet muss sich bereits auf neue Streiktage am Heimatflughafen Luton einstellen. Die Gewerkschaft Unite ruft dort für 28. Juli und 1. August zum Warnstreik auf. Voraussichtlich legen Mitarbeiter eines Parkdienstleisters und Busfahrer die Arbeit nieder, die Reisende und Flugpersonal normalerweise von den Parkplätzen zum Terminal bringen. Gestreikt werden soll bis in die Morgenstunden des jeweiligen Folgetages. Vom 28. Juli bis 1. August wollen auch 450 Mitarbeitende verschiedener Dienstleister am Airport Gatwick warnstreiken. Zusätzlich wollen sie vom 4. bis 8. August die Arbeit niederlegen. Ein Warnstreik von 600 Beschäftigten eines easyJet-Dienstleisters in Gatwick wurde jüngst durch ein verbessertes Lohnangebot zumindest vorerst verhindert.
Lundgren wollte sich am Donnerstag vor Journalisten auf Nachfrage nicht dazu äußern, wie viele Entschädigungsanträge easyJet dadurch erhalten habe und welche Auswirkungen die Annullierungen auf die Bilanz haben. Flugstreichungen oder Änderungen im Betriebsablauf infolge der Hitzewellen im Süden Europas wie in Spanien oder Griechenland schloss der Manager aus.
Das dritte Geschäftsquartal bis Ende Juni verlief unterdessen erfreulich für easyJet. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn lag bei 203 Millionen britischen Pfund (234,4 Mio Euro), wie die Rivalin von Europas größter Billigfluggesellschaft Ryanair am Donnerstag in Luton nahe London mitteilte. Der Konzern übertraf damit die Erwartungen von Branchenkennern deutlich, nachdem er ein Jahr zuvor noch einen Verlust von 114 Millionen Pfund ausgewiesen hatte. easyJet begründete die Entwicklung mit einer anhaltend hohen Ticketnachfrage bei erhöhten Flugpreisen.
Im abgeschlossenen Quartal legte der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Drittel auf 2,36 Milliarden Pfund zu. Dabei stiegen mit knapp 23,5 Millionen fast 7 Prozent mehr Passagiere ein. Die Auslastung der Maschinen verbesserte sich von zuvor 88 auf 90 Prozent.
Für das Abschlussquartal (per Ende September) will easyJet das Flugangebot auf rund 29 Millionen Sitzplätze erweitern. Das wären rund drei Millionen mehr als noch in den drei Monaten bis Ende Juni. Zugleich soll der Umsatz je Sitzplatz (RPS; Revenue per Seat) erneut zulegen. Im dritten Geschäftsquartal kassierte easyJet im Schnitt pro Sitzplatz rund 81 Pfund.
Die easyJet-Aktie notiert in London zeitweise 2,89 Prozent niedriger bei 4,81 Pfund.
LUTON (dpa-AFX)
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