21.12.2014 17:52:49
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Deutsche Firmen fürchten um Russland-Geschäft - Fondsmanager optimistisch
BERLIN/MOSKAU (dpa-AFX) - Rubel-Schwäche, Kapitalflucht, Ölpreissturz: Deutsche Unternehmen befürchten drastische Folgen der Wirtschaftsprobleme in Russland - auch für das eigene Geschäft. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt vor wachsenden Gefahren im Fall einer Rezession in dem Riesenland. "Die Krise der russischen Wirtschaft hinterlässt immer tiefere Bremsspuren im Russland-Geschäft deutscher Unternehmen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der "Bild am Sonntag".
Nach einer Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer in Russland unter knapp 300 Firmen müsse fast jeder dritte deutsche Betrieb dort Mitarbeiter entlassen, sollte sich die Lage nicht bessern. "36 Prozent gehen davon aus, Projekte stornieren zu müssen", so Treier.
JEDES ACHTE UNTERNEHMEN DENKT ÜBER RÜCKZUG AUS RUSSLAND NACH
Zehn Prozent der deutschen Unternehmen hätten berichtet, dass sich ihr langjähriger russischer Geschäftspartner gen Asien orientiere. "Immerhin jedes achte Unternehmen erwägt einen Rückzug aus Russland. Der Bruch so mancher Geschäftsbeziehung steht also bevor."
Eine Ursache der Probleme ist neben den Sanktionen des Westens wegen Moskaus Ukraine-Politik der anhaltend schwache Rubel. So muss etwa der Konsumgüterriese Henkel (Henkel vz) wegen des Währungsverfalls empfindliche Einbußen hinnehmen. "Von den 600 Millionen Euro, die wir in den ersten neun Monaten durch die negativen Wechselkurseffekte an Umsatz verloren haben, kommt ein maßgeblicher Anteil aus der Abwertung des Rubels", sagte Vorstandschef Kasper Rorsted der "Rheinischen Post".
RUSSLAND-EXPORTE DÜRFTEN BIS JAHRESENDE UM 20 PROZENT SINKEN
Die jüngsten Turbulenzen beim Wechselkurs machen auch deutschen Exporteuren zu schaffen. Weil für in Euro abgerechnete Güter bei schwächerer Auslandswährung weniger in der Kasse bleibt, haben erste Autobauer bereits ihre Verkäufe in Russland gestoppt. Der Chef des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, erwartet bis zum Jahresende einen Rückgang der Russland-Exporte um 20 Prozent.
Auch Handelskonzerne wie die Hamburger Otto-Gruppe sind betroffen. "Wir fahren auf Sicht und müssen unsere Preise flexibel anpassen", sagte Martin Schierer, Chef der Otto Group in Russland, der Deutschen Presse-Agentur. Geplant sei nun eine Preiserhöhung von 10 bis 15 Prozent. Zudem werden geplante Investitionen gestrichen oder gekürzt.
ERINNERUNGEN AN RUBEL-KRISE VON 1998
Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank (Baader Wertpapierhandelsbank), fühlt sich an die schwere Rubel-Krise von 1998 erinnert. "Die Sanktionen des Westens entfalten zunehmend verheerende Wirkung. Der verfallene Rubel - drastische russische Leitzinserhöhungen und Währungsinterventionen haben bislang keine Trendwende eingeleitet -, die galoppierende Inflation und der Einbruch der Energiepreise haben das Risiko einer erneuten Staatspleite erhöht", schrieb er in einer Analyse.
Dagegen hält der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, die Schwierigkeiten noch für beherrschbar: "Die russische Volkswirtschaft ist heute besser in der Lage, der steilen Abwertung des Rubels zu widerstehen", sagte er der "Welt am Sonntag". Moskaus Devisenreserven seien hoch, die öffentlichen Schulden verhältnismäßig gering.
FONDSMANAGER SETZEN WEITER AUF RUSSLAND
Auch Fondsmanager legen weiter Geld in Russland an. "Ausgewählte russische Anleihen bleiben unserer Ansicht nach langfristig werthaltig", sagte Daniel Ivascyn, Chefanleger des weltgrößten Anleiheinvestors Pimco, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Aus einer hohen Volatilität ergäben sich für Invsetoren neue Chancen. Ohnehin halte er die Auswirkungen der aktuellen Währungsturbulenzen "auf das Finanzsystem als Ganzes für begrenzt", sagte Ivascyn.
Weitere Investoren setzen laut "Financial Times" (Samstag) ebenfalls auf die Krise als Chance: Fondsmanager Justin Leverenz von Oppenheimer Funds etwa gehe mit seinem auf Schwellenländer ausgerichteten Fonds weiter in Russland auf Einkaufstour. "Das ganze Jahr über habe ich mehr und mehr gekauft, denn die Preise sind außergewöhnlich", zitiert ihn das Blatt. Ähnlich sieht es sein Lazard-Kollege James Donald. Er habe vergleichbare Entwicklungen bereits erlebt, sagte der Fondsmanager der "FT". "Das sind Situationen, in denen man mutig sein muss."
Relativ optimistisch zeigte sich in der vergangenen Woche auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Offenbar hat die russische Wirtschaft schon bisher nicht das Gewicht, die deutsche Wirtschaft nach unten zu ziehen." Ähnlich äußerte sich der Präsident des Maschinenbau-Branchenverbands VDMA, Reinhold Festge: "Russland hat nicht die Kraft, den deutschen Maschinenbau umzuwerfen."/jap/wn/DP/mmb
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