Geändert am: 10.01.2023 22:03:27

Zinssorgen belasten Handel: ATX und DAX gehen tiefer aus der Sitzung -- US-Börsen schließen mit leichten Gewinnen -- Uneinheitliche Entwicklung an Asiens Börsen

AUSTRIA

Die Wiener Börse schloss den Dienstagshandel mit Verlusten ab.

Der ATX verlor im frühen Handel bereits an Wert, auch im weiteren Verlauf dominierten die Bären den Handel. Schließlich verbuchte der heimische Leitindex Verluste in Höhe von 0,91 Prozent auf 3.241,62 Zähler.

Die Wiener Börse war am Dienstag von Gewinnmitnahmen geprägt. Weiterhin herrschen weltweit Zinssorgen vor. "Während in den USA die Zinserwartungen allmählich abbröckeln und auch bei ersten Fed-Vertretern vorsichtigere Töne angeschlagen werden, ist die Lage bei der EZB weiterhin auf Inflationsbekämpfung ausgerichtet", schrieben die Experten der Helaba. Erst am Wochenende hatte EZB-Chefvolkswirt Lane gewarnt, dass die Inflationsraten ungeachtet der Entspannung bei den Energiepreisen erhöht bleiben könnten. Zwar wolle die EZB von Fall zu Fall entscheiden, für das kommende Ratstreffen dürfte wegen der nochmals auf ein Rekordniveau gestiegenen Kern-Inflationsrate aber klar sein, dass eine Zinserhöhung beschlossen werde, so die Helaba-Analysten weiter.

DEUTSCHLAND

Anleger in Frankfurt zeigten sich nach dem starken Wochenstart ernüchtert.

Der DAX startete mit einem Abschlag und setzte sich im Verlauf in der Verlustzone fest. Immerhin verringerten sich die Einbußen des deutschen Börsenbarometers im späten Handel, deshalb ging der DAX auch nur mit moderaten Verlusten (minus 0,12 Prozent) bei 14.774,60 Punkten aus dem Handel.

Der deutsche Aktienmarkt schwächelte nach der Rally seit Jahresanfang. Die globalen Marktstrategen der Bank JPMorgan raten nach dem starken Lauf in Europa seit Ende des dritten Quartals 2022 zu Gewinnmitnahmen.

Für leichte Belastung sorgten zudem Äußerungen aus den Reihen der Fed. Zwei ranghohe Notenbanker signalisierten, dass die US-Notenbank ihren Kampf gegen die hohe Inflation fortsetzen wird und ihren Leitzins über die Marke von 5 Prozent anheben dürfte. Aktuell beträgt die Obergrenze des Leitzinsbands 4,5 Prozent.

Vor diesem Hintergrund sei im DAX nun langsam Vorsicht geboten, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Die zahlreichen Probleme blieben. So befinden sich die wichtigsten Notenbanken der Welt in Zinserhöhungszyklen und das Risiko einer Rezession in Teilen oder der gesamten Weltwirtschaft sei noch nicht gebannt.

WALL STREET

Die US-Börsen fuhren am Dienstag Gewinne ein.

Der Dow Jones legte am zweiten Handelstag der Woche 0,56 Prozent auf 33.705,55 Zähler zu. Der NASDAQ Composite schloss 1,01 Prozent höher und ging bei 10.742,63 Zählern aus dem Handel.

Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten US-Verbraucherpreise am Donnerstag und der zum Wochenausklang beginnenden Berichtssaison dominierte Zurückhaltung. Daneben wurde mit Spannung auf eine Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell im Tagesverlauf auf einer Konferenz der Riksbank in Schweden gewartet.

Zur Bekämpfung der Inflation wird die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen nach Ansicht der Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, auf über 5 Prozent hieven. "Ich glaube, irgendetwas über 5 ist nach meinem Dafürhalten absolut wahrscheinlich", sagte sie im Interview mit dem Wall Street Journal. Die Notenbank sei in der "kniffligeren" zweiten Phase des Straffungszyklus angekommen.

Am Freitag werden die US-Großbanken JPMorgan, Citigroup, Wells Fargo und Bank of America mit ihren Ergebnissen für das vierte Quartal die Berichtssaison einläuten. Diese wird womöglich von Konjunktur- und Inflationssorgen geprägt sein. Analysten erwarten, dass diese den ersten Rückgang bei den Quartalsgewinnen im Vorjahresvergleich seit dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 berichten werden. Für das vierte Quartal rechnen die Analysten für die US-Banken laut Factset mit einem Gewinnrückgang von im Schnitt 4,1 Prozent, was eine deutliche Kehrtwende gegenüber dem Wachstum von mehr als 31 Prozent im Vorjahr bedeuten sollte.

ASIEN

An den Märkten Asiens zeigten sich am Dienstag unterschiedliche Vorzeichen.

In Japan kam der Leitindex Nikkei beschwingt aus der Feiertagspause: Das Börsenbarometer schloss mit einem Plus von 0,78 Prozent bei 26.175,56 Punkten.

Auf dem chinesischen Festland ging es abwärts: Der Shanghai Composite fiel schlussendlich 0,21 Prozent auf 3.169,51 Zähler. Der Hang Seng in Hongkong verlor unterdessen am zweiten Handelstag der Woche 0,27 Prozent auf 21.331,46 Indexpunkte.

An den asiatischen Börsen ging am Dienstag wieder die Zinssorge um. Aussagen aus dem Kreise der US-Notenbank, wonach die Leitzinsen aller Voraussicht nach über 5 Prozent stiegen, belasteten das Sentiment. Ganz neu und völlig überraschend ist diese Erkenntnis nicht, gleichwohl fehlen neue Impulse. Das Inflations- und Zinsthema wurde zudem von japanischen Daten weiter am Köcheln gehalten, denn in Japan sind die Kernverbraucherpreise in Tokio im Dezember deutlicher als gedacht gestiegen. Vor dem für den Nachmittag (MEZ) angesetzten Rede von US-Notenbankgouverneur Jerome Powell in Stockholm gebe es eine gewisse Bereitschaft für Gewinnmitnahmen, heißt es im Handel.

Laut ANZ-Volkswirt Xing Zhaopeng dürften die in der Coronapandemie aufgelaufenen Ersparnisse der chinesischen Verbraucher nicht zu einem verstärken Konsum 2023 führen. Gleichwohl werde sich der private Konsum erholen. Die Analysten von Morgan Stanley haben ihre Wachstumsprognose für China derweil auf 5,7 Prozent von 5,4 erhöht. In Hongkong wird der Markt vom Technologiesektor belastet. Eine falkenhafte Rede von Powell könnte die Zinsängste weiter fördern und die Rentenrenditen befeuern. Technologiewerte gelten als besonders zinsreagibel.

Redaktion finanzen.at / APA / Dow Jones Newswires / dpa-AFX


Bildquelle: wienerborse.at, Ionana Davies / Shutterstock.com, Bule Sky Studio / Shutterstock.com
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