30.10.2018 08:41:45
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ANALYSE/IBM wagt sich mit Kauf von Red Hat aus der Defensive
Von Dan Gallagher
NEW YORK (Dow Jones)--IBM geht mit dem rund 33 Milliarden US-Dollar schweren Kauf von Red Hat voll ins Risiko. Doch nichts machen, wäre noch riskanter. Das Original unter den inzwischen so zahlreichen Tech-Firmen tätigt mit Red Hat den größten Zukauf in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte.
Der in bar zu bezahlende Deal ist so teuer wie 29 Prozent von IBMs gesamter Marktkapitalisierung. Zugleich macht er mehr als doppelt so viel wie der zuletzt vermeldete Netto-Bargeldbestand von 14,7 Milliarden Dollar aus. Definitiv wird IBM sich immense Schulden aufbürden und kaum ohne schlechteres Kreditrating davonkommen, was die Finanzierungskosten nach oben treibt. So schätzt Toni Sacconaghi von Bernstein, dass IBMs Zinskosten pro Jahr um zusätzliche 1 Milliarde Dollar nach oben schießen werden.
IBM kauft sich Zukunft ein
In anderen Worten: Es ist in jederlei Hinsicht ein teurer Schachzug und wird IBM nicht auf einen Schlag transformieren können. Schließlich steuert Red Hat mit gerade mal 3,4 Milliarden Dollar nur rund 4 Prozent zum IBM-Gesamtumsatz bei.
Doch trotzdem winkt IBM mit Red Hat ein relativ hochmargiges Software-Geschäft fürs eigene Portfolio. Noch wichtiger: Red Hat wird IBM einen satten Schub beim Verkauf von Hybrid-Clouddiensten an Firmenkunden verleihen. Bei solchen Diensten geht es darum, Firmen zu unterstützen, die einen Mix aus öffentlichen Clouddiensten wie Amazon Web Services neben eigenen privaten Cloud-Netzen nutzen. Rund 85 Prozent aller Firmen dürften am Ende für einen Hybrid-Ansatz optieren, prognostiziert Jefferies.
Red Hat soll weiter eigenständig agieren
Red Hat ist eine große Hausnummer für IBM, um sich in diesem Geschäft zu etablieren. Viel wird mit Sicherheit von einer gelungenen Integration abhängen. So betreibt Red Hat viele Projekte gemeinsam mit der IBM-Konkurrenz. IBM will Red Hat als eigene Einheit erhalten, so dass der derzeitige CEO Jim Whitehurst direkt an Konzernchef Ginni Rometty berichtet. Der momentane Stammsitz bleibt ebenso bestehen wie die aktuelle Geschäftsausrichtung. Am Beispiel von Vmware lässt sich ablesen, dass solch ein Modell tatsächlich funktionieren kann. Die Tech-Firma schaffte es, zunächst unter dem Dach von EMC und jetzt Dell die eigene Handlungsfähigkeit zu verteidigen.
Nichtsdestotrotz hat IBM niemals eine Transaktion dieser Größenordnung geschultert. Mit dem Neunfachen der erwarteten Umsätze muss Big Blue selbst im hochbewerteten Cloud-Segment für Red Hat einen veritablen Aufschlag hinblättern. Aber IBM hatte einfach irgendetwas anders zu machen. Der Umsatz erreichte 2011 seine Höchstmarke, der freie Cashflow ein Jahr später. Und einmal mehr macht die Börse Druck. So hinkt IBM seit etwa fünf Jahren der Nasdaq hinterher. Schrumpfende Tech-Riesen haben halt in der glitzernden Internetwelt nur ziemlich matten Glanz und das sogar für Investoren, die auf Werte setzen. Insofern dürfte der Griff nach Red Hat dem Konzern einen dringend benötigten Impuls geben.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/axw/jhe
(END) Dow Jones Newswires
October 30, 2018 03:42 ET (07:42 GMT)
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