Corona-Profiteure |
28.11.2020 21:16:00
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Amazon-Alternative? Shopify-Aktie dank Wachstumsschub auf dem Vormarsch
• Neue Dienstleistungen in direkter Konkurrenz zu Geschäftsbereichen von Amazon
• Shopify-Aktie übertrifft Amazon-Aktie 2020 bei Performance
Die Corona-Krise stellte seit ihrem Beginn vor allem stationäre Händler immer wieder vor große Herausforderungen: Gesetzliche Vorgaben regeln, wie viele Kunden sich pro Quadratmeter in einem Laden aufhalten dürfen, und im Frühjahr - und teilweise auch im Herbst - mussten aufgrund von Lockdowns in mehreren Ländern zahlreiche Geschäfte vorübergehend komplett schließen. Doch auch bei geöffneten Shops dürften viele Menschen aufgrund des höheren Infektionsrisikos den Einkauf vor Ort meiden, so gut es geht. Das alles lastet auf den Einzelhändlern, die sich plötzlich ihren traditionellen Absatzwegen beraubt sehen. Doch des einen Leid ist des anderen Freud: Denn laut "The Motley Fool" reagierten viele Händler auf die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, indem sie schnell einen eigenen Online-Shop aufsetzten - und dafür die Software von Shopify nutzen. Mit dieser können Händler nicht nur einen eigenen Internetshop erstellen, sondern erhalten dazu auch passende weitere Dienstleistungen wie ein Bezahlsystem, Buchführungssoftware oder Marketingtools.
Bei Shopify machte sich dieser Trend hin zu mehr eigenen Online-Shops in den Geschäftszahlen deutlich bemerkbar. Der Umsatz des Unternehmens verdoppelte sich im dritten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr nahezu auf 767,4 Millionen US-Dollar. Der Gewinn stieg auf 191,1 Millionen US-Dollar, während im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust verzeichnet wurde. Auch wenn Shopify damit noch meilenweit von den Zahlen des E-Commerce-Giganten Amazon entfernt ist, scheinen die Kanadier keine Angst vor dem Platzhirsch zu haben - und gehen immer mehr auf Konfrontationskurs.
Shopify dringt in Amazon-Geschäftsbereich vor: Alternative für Händler?
Anders als Amazon verkauft Shopify selbst keine Waren, sondern unterstützt lediglich Händler beim Verkauf. Dabei profitiert Shopify über Provisionen davon, wenn Händler mehr verkaufen. So wird etwa bei der Nutzung des Zahlungsbearbeitungsdienstes Shopify Payments bei jeder Zahlung auch eine geringe Abgabe an Shopify fällig. Der Anbieter von E-Commerce-Lösungen steht somit laut "Forbes" in direkter Konkurrenz zum Amazon Marketplace, ist allerdings für die Händler selbst - anders als Amazon - kein Konkurrent.
Daneben bietet Shopify seinen Kunden die Möglichkeit, ihren eigenen Shop ganz nach Wunsch aufzubauen und somit die eigene Marke zu stärken. So profitieren Shopify-Händler laut "The Motley Fool" von personalisiertem Branding auf eine Art und Weise, wie es Shops auf dem Amazon Marketplace nicht tun. Denn dort dient Amazon als virtuelle Ladenfront und übergeordnete Marke, während Shopify nur die virtuelle Ladenfront der Händler betreibt, dort selbst aber nicht sichtbar wird. Für Händler, die ihre eigene Marke aufbauen und bekannt machen wollen, dürfte dies ein gewichtiger Anreiz sein, wenn es um die Frage geht, wie und wo sie ihre Waren online anbieten wollen. Im Gegenzug bietet jedoch Amazon Vorteile für die Händler, die nicht das Budget oder die Zeit haben, um eigenes Marketing zu betreiben. Denn sie werden über den Online-Riesen auch von interessierten Käufern gefunden, die noch nie etwas von der jeweiligen Marke gehört haben, und können so einfach neue Kunden gewinnen.
Auch das riesige Logistik-Netzwerk von Amazon, das gegen eine Gebühr für andere Händler, die ihre Waren beim E-Commerce-Giganten anbieten, Lagerung, Verpackung und Versand übernimmt, dürfte lange Zeit ein entscheidender Vorteil gegenüber Shopify gewesen sein. Doch genau hier bläst das kanadische Unternehmen mittlerweile zum Angriff. Seit 2019 wird das Shopify Fulfillment Network angeboten. Dabei handelt es sich um eine Logistik-Lösung, die für Unternehmen gedacht ist, die mit dem Versand ihrer Waren aufgrund zu vieler Bestellungen nicht mehr selbst hinterherkommen. Sie können ihre Waren in diesem Fall an die Shopify-Lager schicken, wo ihnen alle weiteren Dienstleistungen rund um die Lagerung und den Versand abgenommen werden. Dabei hat Shopify auch hier wieder spezielle Branding-Lösungen im Angebot, wie auf der Unternehmenswebseite ersichtlich wird. So können die Händler etwa Versandkartons mit ihrem eigenen Markenlabel gestalten und nutzen.
Momentan befindet sich das Shopify Fulfillment Network jedoch noch in einer Pilotphase: Der Service ist laut der Shopify-Webseite nur für Händler verfügbar, die ihre Waren in den USA verkaufen, zwischen 10 und 10.000 Bestellungen pro Tag erhalten und nicht mit verderblichen Produkten handeln oder mit Produkten, die einer speziellen Regulierung unterliegen. Allerdings müssen auch diese Händler sich aktuell noch um die Teilnahme an dem Programm bewerben. Zukünftig soll das Angebot jedoch kräftig ausgebaut werden. Laut dem Logistikspezialisten "Logiwa" will Shopify etwa bald für die gesamten USA eine Lieferung innerhalb von zwei Tagen oder weniger anbieten - ähnlich wie Amazon. "Gründerszene" ist daher der Meinung, dass Shopify mit seinem roboterisierten Lager- und Logistik-Netzwerk, für das im vergangenen Jahr eigens die Robotikfirma 6 River Systems übernommen wurde, die Wettbewerbsbedingungen zwischen kleinen Läden und den Mächtigen wie Amazon und Walmart verbessere. Shopify könnte dem Platzhirsch Amazon in diesem Bereich also durchaus Marktanteile abnehmen, auch wenn diese noch sehr gering ausfallen dürften.
Shopify-Aktie bei Performance in diesem Jahr vorn
An der Börse weist der Kursverlauf der Unternehmensaktien von Shopify und Amazon in diesem Jahr einige Parallelen auf: So markierten beide Anfang September neue Allzeithochs - bei Shopify lag dieses bei 1.145 US-Dollar -, kamen im Anschluss aber wieder etwas zurück. Dennoch hat das Papier von Shopify auf dem Börsenparkett 2020 die Nase vorn: Seit Jahresbeginn ist die Aktie bereits um rund 140 Prozent geklettert, während es für die Amazon-Aktie lediglich um rund 70 Prozent nach oben ging. Dieses enorme Kursplus hat aber auch seine Schattenseiten: Laut "Finanztrends" besitzt die Shopify-Aktie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 1.231,96 und ist damit im Branchendurchschnitt extrem überbewertet. Denn das durchschnittliche KGV bei IT-Dienstleistungen liegt laut der Webseite nur bei 489,69.
Es könnte sich jedoch als Vorteil erweisen, dass Wachstum und Entwicklung von Shopify - anders als bei Amazon - noch in den Kinderschuhen stecken. So glaubt etwa "The Motley Fool", dass das hohe KGV nachvollziehbar sei, da es sich bei Shopify um ein kleines, schnell wachsendes Unternehmen handle. Damit biete es noch das Potenzial für eine starke Expansion, die wiederum zu einem schnellen Umsatzwachstum führen würde. Gerade der Status als relativer Newcomer könnte Shopify also weiteres Aufholpotenzial gegenüber dem weltgrößten Online-Händler Amazon bescheren.
Redaktion finanzen.at
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