Warnstreik 14.09.2022 22:13:00

Amazon-Aktie dennoch im Plus: Verdi mit Streik an Amazon-Logistikzentrum in Winsen

Amazon-Aktie dennoch im Plus: Verdi mit Streik an Amazon-Logistikzentrum in Winsen

An einer Kundgebung beteiligten sich rund 70 Beschäftigte, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Die Stimmung sei gut. Für die Mitarbeiter sei es ein erster Schritt, "um stärker zu werden". Ziel des Warnstreiks sei eine bessere Bezahlung. Aufgerufen sei die ganze Schicht, später folge auch die Spätschicht. In Winsen arbeiten laut Gewerkschaft rund 1.700 Beschäftigte, ein gutes Drittel davon befristet. Amazon sieht nach Angaben eines Sprechers keine Auswirkungen des Warnstreiks auf den Betrieb.

"Wir streiken, weil Amazon eine Lohnanpassung vorgenommen hat, die viel zu niedrig ist", wurde eine Verdi-Vertreterin zitiert. "Amazon zahlt jetzt drei Prozent mehr, ohne mit der Gewerkschaft darüber zu verhandeln. Das reicht uns nicht." Vor dem Hintergrund der hohen Inflation sei das zu wenig.

Der Amazon-Sprecher betonte, alle Beschäftigten an Amazon-Logistikstandorten in Deutschland erhielten ab September eine Lohnerhöhung. In Winsen steige damit der Einstiegslohn auf 12,59 Euro brutto pro Stunde. Hinzu komme ein variabler Bonus - insgesamt seien es damit 13,17 Euro. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit bedeute dies ein Bruttogehalt von rund 35.000 Euro im Jahr. Hinzu kämen Extras und Vergünstigungen wie Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr, zur betrieblichen Altersvorsorge und Zuschüsse für eine Weiterbildung bis zu 8.000 Euro. "Wir befinden uns aktuell im Austausch mit dem zuständigen Betriebsrat in Winsen, um diesen Vorschlag umzusetzen", sagte er.

Kalifornien reicht Kartellrechtsklage gegen Amazon ein

Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat Kalifornien hat den weltgrößten Onlineversandhändler Amazon wegen angeblicher kartellrechtlicher Verstöße verklagt. Das Unternehmen treibe die Preise durch wettbewerbsschädigendes Verhalten nach oben und verletze dadurch kalifornisches Recht, erklärte Generalstaatsanwalt Rob Bonta am Mittwoch in San Francisco.

Bonta beschuldigt Amazon unter anderem, Drittanbietern Knebelverträge aufzuzwingen, die es ihnen verbieten, ihre Waren günstiger auf anderen Handelsplattformen zu verkaufen. Wegen der großen Marktmacht des Konzerns könnten sich kleinere Verkäufer nicht wehren, und Endkunden würden letztlich überhöhte Preise zahlen. "Die Realität ist: Viele der Produkte, die wir im Internet kaufen, wären bei freien Marktkräften günstiger", sagte Bonta.

Für Hunderttausende Drittanbieter stelle Amazons Onlinemarktplatz quasi ihr gesamtes Geschäft dar, argumentierte der Staatsanwalt. Durch die hohe Abhängigkeit könne das Unternehmen ihnen die Bedingungen diktieren. Kritiker werfen Amazon schon lange den Missbrauch seiner Marktmacht vor. Zu den Anschuldigungen zählt auch, dass der Konzern seine eigenen Marken auf der Plattform bevorteile, Handelsdaten zur Ausspähung von Drittanbietern nutze und deren Produktideen kopiere.

Ein Amazon-Sprecher erklärte, Verkäufer setzten ihre eigenen Preise für die Produkte, die sie über Amazon anböten. "Amazon ist stolz darauf, dass wir niedrige Preise über die breiteste Auswahl anbieten, und wie jedes Geschäft behalten wir uns das Recht vor, Angebote an Kunden nicht hervorzuheben, die nicht konkurrenzfähig bepreist sind." Mit den geforderten Änderungen würde Amazon zu höheren Preise für Kunden gezwungen, was gegen Kernziele des Kartellrechts ginge, argumentierte der Konzern. Man hoffe, dass das Gericht in Kalifornien die Klage umgehend zurückweise.

Die Amazon-Aktie gewann im NASDAQ-Handel letztlich 1,43 Prozent auf 128,63 US-Dollar.

WINSEN / SAN FRANCISCO (dpa-AFX)

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