Airbus Aktie
WKN: 938914 / ISIN: NL0000235190
| Kaum Einschränkungen |
01.12.2025 12:30:00
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Airbus- und Lufthansa-Aktie uneinheitlich: Update für betroffene Maschinen eingespielt
Der Konzern und die europäische Luftfahrtbehörde EASA hatten die betroffenen Fluggesellschaften aufgefordert, eine andere Softwareversion zu installieren. Die Erkenntnis basiert den Angaben zufolge auf einem Zwischenfall von Ende Oktober. Ohne die verordneten Änderungen hätten die Maschinen in Kürze nicht mehr starten dürfen.
Der Fehler betrifft den sogenannten Elevator Aileron Computer, der in Airbus-Jets anhand einer ganzen Reihe von Daten wichtige Flugeinstellungen steuert. Der Rechner stammt vom französischen Hersteller Thales.
In den meisten Fällen genügte es, die installierte Software auf die vorherige Version zurückzusetzen. Nur in knapp 100 älteren Maschinen gehe dies nicht, erklärte der Airbus-Sprecher. Deren Computer funktionierten nicht mit der vorherigen Softwareversion und müssten ausgetauscht werden. Branchenexperte Charles Armitage von der US-Bank Citigroup schätzt jedoch, dass der Ärger den Airbus-Konzern finanziell letztlich kaum belasten wird.
Die Einschränkungen für den Flugverkehr blieben jedenfalls überschaubar. Einige Airlines nahmen bereits ab Freitagabend das Software-Update vor. Viele Flugreisende, die auf eine A320-Maschine gebucht waren, bekamen von der kurzfristigen Aktion also kaum etwas mit.
Airbus hatte zuvor mitgeteilt, dass intensive, von der Sonne ausgelöste Partikelströme eine fehlerhafte Datenverarbeitung im Flugzeug zur Folge haben könne. Dies sei für die Steuerung von entscheidender Bedeutung. Laut einer Wissenschaftlerin einer Pariser Universität kann es zu einer solchen Beeinträchtigung von Flugzeugen kommen, wenn von der Sonne ausgesendete elektrisch geladene Teilchen Strahlung in die Erdatmosphäre abgeben.
Im Wesentlichen würden die Partikel zwar von der Atmosphäre abgelenkt, die wie eine Barriere wirke, sagte die stellvertretende Astronomin an der Universität Paris-Saclay, Barbara Perri, der Zeitung "Le Parisien". Einige würden jedoch in Form von Strahlung wieder abgegeben, die in die Erdatmosphäre vordringe. Diese Strahlung könne dann von Flugzeugen absorbiert werden, was deren elektronisches System stören könne.
Die Airbus-Modellfamilie A320 ist mit mehr als 12.000 ausgelieferten Maschinen in den Längenvarianten A318 bis A321 die meistverkaufte Flugzeugreihe der Welt. Vor allem mit der Neuauflage A320neo stieg der Hersteller zum Marktführer bei Kurz- und Mittelstreckenjets auf und verdrängte den US-Konzern Boeing mit seiner 737-Reihe auf den zweiten Platz.
Der bekannt gewordene Zwischenfall ereignete sich laut EASA auf einem Flug der US-Gesellschaft Jetblue (JetBlue Airways) am 30. Oktober. Das Flugzeug habe nach einem Problem mit der Flugsteuerung und einem plötzlichen unkontrollierten Höhenverlust notlanden müssen.
Wie andere Gesellschaften begann auch die Lufthansa noch am Freitag mit der Umsetzung der von Airbus vorgeschriebenen Maßnahmen. "Lufthansa hat bei allen betroffenen Flugzeugen ihrer A320-Flotte Software-Anpassungen durchgeführt und diese Maßnahme im Verlauf des Samstags, 29. November, erfolgreich abgeschlossen", teilte eine Sprecherin am Montag mit. Die Updates hätten sich nicht auf den Flugbetrieb ausgewirkt.
Keine Störungen bei ITA, easyJet und Wizz durch A320-Nachbesserungen
Die Notfallanordnung für Software-Updates an den Maschinen der Airbus-A320-Flugzeuge hat den Betrieb von ITA Airways, easyJet und Wizz Air nicht beeinträchtigt. Wie easyJet mitteilte, wurden am Wochenende alle notwendigen Software-Updates an der Flotte vorgenommen. Man habe mit den Regulierungsbehörden und Airbus zusammengearbeitet, um die notwendigen Maßnahmen auszuloten. easyJet bestätigte zudem seinen Ausblick für das Gesamtjahr.
ITA Airways teilte mit, der Flugplan habe sich nicht geändert und es habe keine Verspätungen oder Stornierungen gegeben.
Wizz Air hat nach eigenen Angaben 83 Flugzeuge in seiner Flotte identifiziert, die das Software-Update benötigten. Es sei wegen dieser Maßnahmen kein Flug ausgefallen.
So reagieren die Aktien von Airlines
Die Aktien von Airbus sind aufgrund des erforderlichen Software-Updates für die Flugzeugreihe A320 am Montag auf den tiefsten Stand seit genau zwei Monaten gefallen. Zuletzt notierten die Papiere 8,00 Prozent im Minus bei 188,28 Euro und waren damit schwächster Wert im DAX. Für das laufende Jahr steht aber noch eine klar positive Kursbilanz zu Buche.
Die Airbus-Ankündigung klinge vielleicht zunächst dramatisch, dürfte den Konzern aber letztlich kaum belasten, bemerkte Citigroup-Analyst Charles Armitage. Er kalkuliert die Kosten auf weniger als 0,1 Prozent des Börsenwerts des Konzerns. Seine Kollegin Milene Kerner von Barclays bezifferte die erwartete Sonderbelastung auf 0,71 bis 2,69 Euro je Airbus-Aktie. Langfristig sieht sie gar keine Auswirkungen auf die Gewinn- und Cashflowentwicklung.
Laut der ersten Einschätzung des Goldman Sachs-Experten Sam Burgess scheinen die Maßnahmen eher präventiven Charakter zu haben. Erste Anzeichen sprächen für geringe Auswirkungen für die meisten Betreiber der Maschinen. Der Markt werde nun vor allem auf hardwareseitige Probleme schauen, die Verfügbarkeit der nötigen Ersatzteile sowie mögliche Auswirkungen auf die Neuauslieferungen von Airbus.
Dass der Flugzeugbauer die Sicherheit in den Vordergrund gestellt habe und die Fluggesellschaften rasch reagiert hätten, wertet Deutsche-Bank-Analyst Christophe Menard positiv. Rund 15 Prozent der Maschinen bräuchten aber ein Hardware-Update, und die finanziellen Auswirkungen für Airbus würden noch geprüft. Er betonte aber, dass der Hardware-Zulieferer Thales nicht für die Störung verantwortlich sei. Dennoch büßte die Thales-Aktie 2,2 Prozent an Wert ein.
Darüber hinaus hat ein Branchenausblick von JPMorgan auf 2026 am Montagvormittag bei den Aktien europäischer Airlines Spuren hinterlassen. Am deutlichsten fiel die Kursreaktion bei Air France-KLM aus, deren Aktien ihre jüngste Erholungsjagd zeitweise um mehr als 9 Prozent auf 11,515 Euro ausbauten. Hier gab der Experte Harry Gowers seine bisherige Zurückhaltung auf und votiert beim Kursziel 14 Euro nun mit "Overweight". Damit traut er ihnen fast eine Rückkehr an das Rekordhoch vom August zu.
Bei Air France-KLM rechnet Gowers - wie auch bei der Lufthansa - mit besseren Bedingungen im Langstreckenbereich und sieht Margenpotenzial. Lufthana-Papiere schafften es daraufhin mit 8,39 Euro auf einen neuen Höchststand seit zwei Jahren. Gowers stuft die Aktien nun "Neutral" ein und nicht mehr mit "Underweight".
Neu negativ sieht Gowers easyJet, deren Aktien entsprechend verloren. Auf den innereuropäischen Kurzstrecken rechnet er mit einem Überangebot und stufte daher neben easyJet auch Jet2 ab. Ryanair bleibt er aufgrund hoher Barmittelzuflüsse zwar gewogen, sieht hier aber zunächst auch kaum Luft nach oben. Jet2-Aktien gaben nach, Ryanair lagen leicht im Plus.
Branchenfavorit von Gowers ist die Airline-Holding IAG. Ihre Aktien drehten nach der jüngsten Erholung allerdings an einer Charthürde ab.
UBS-Experte Jarrod Castle lobte derweil Easyjet für ihr verhältnismäßig neues Geschäft mit Pauschalreisen. Ende der vergangenen Dekade gestartet, habe sich dieser Bereich vom Verlustbringer vor der Corona-Pandemie inzwischen gemausert und bringe dem Unternehmen 2025 mehr als ein Drittel seines Vorsteuergewinns. Castle geht davon aus, dass die Gewinne im Urlaubsgeschäft weiter dynamischer sprudeln als im Airline-Bereich.
TOULOUSE/FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)
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Aktien in diesem Artikel
| Airbus SE | 185,08 | -4,60% |
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| easyJet plc | 5,58 | -2,04% |
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| Lufthansa AG | 8,25 | 0,22% |
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