Raiffeisen Zertifikate 02.10.2023 09:46:11

ATX® Marktkommentar

Kolumne

Die Konsolidierung der internationalen Aktienmärkte während der Sommermonate setzte sich im September fort, hauptsächlich bedingt durch die Vorgehensweise der verschiedenen Notenbanken. Es gab jedoch auch Unterstützung für die Märkte, nämlich über den sukzessiven Rückgang der Inflationsraten, vor allem in den USA. Hier wurde der Höhepunkt der Gesamtrate bereits im Juni 2022 erreicht. Im Euroraum verbesserte sich das Inflationsumfeld ebenfalls, wenn auch langsamer - was die Hoffnung nährte, dass die Zentralbanken den Schalter für ihre Zinserhöhungskampagne langsam auf Stopp stellen könnten. Und so kam es dann auch, zumindest teilweise. Während die EZB Anfang September entgegen den allgemeinen Erwartungen die Leitzinsen weiter anhob, beließ die US-Notenbank die Zinsen auf dem bisherigen Niveau. Die jüngsten hawkishen Töne der Fed auf der FOMC-Sitzung Mitte September sorgten jedoch für erhebliche Unruhe. Kurzum: Das Tempo der Zinssenkungen wird deutlich geringer ausfallen als erwartet. "Higher for longer" wird das Hauptthema bleiben. Entsprechend negativ fiel die Reaktion an den internationalen Aktienmärkten aus.

Auf Monatssicht verzeichneten die globalen Indizes Verluste auf breiter Front, wobei vor allem zinssensitive Sektoren wie IT, Immobilien, Industrie aber auch zyklischer Konsum zu den größten Verlierern zählten. Auch Big Tech konnte sich diesem Trend nicht entziehen, so dass auch der NASDAQ-100® deutlich unter die Räder kam. Genauer gesagt steht ein Monatsminus von knapp 5 % zu Buche, womit sich der Technologieindex wieder seinem Augusttief nähert. Damit zeichnet sich die schwächste Handelswoche seit März 2023 ab. Mit einem Plus von 35% seit Jahresbeginn ist dies jedoch nur ein kleiner Rückschlag. Besser hielt sich der energielastige ATX®, der dank der hohen Ölpreise bereits den gesamten September über mit einer relativen Outperformance glänzen konnte. Dennoch konnte das allgemein schwache Sentiment nicht verhindern, dass der heimische Leitindex seit Jahresbeginn marginal im Minus liegt.

Der Euro STOXX 50® markierte in dieser Woche den tiefsten Stand seit Ende März und wurde damit in der Jahresperformance vom DAX® überholt. Seit Jahresbeginn liegen die beiden Leitindizes mit einem Plus von 10 % bzw. 11 % fast gleichauf. Die kommenden Wochen bieten dank eines gut gefüllten Makrokalenders Möglichkeiten, die Zinsentscheidungen der Notenbanken besser einzuschätzen und Richtungssignale zu finden, bevor die nächste Berichtssaison beginnt.

Top/Flop-Aktien 2023 (Entwicklung seit Jahresbeginn):

+56,63 % Immofinanz
Das starke operative Ergebnis in H1 23 bestätigt die solide Entwicklung der Immofinanz-Aktie. Die Mieteinnahmen stiegen um +79 % im Vergleich zu H1 22 an. Bereinigt um die Effekte der Vollkonsolidierung der S Immo konnte immer noch ein Plus von 10,3% erzielt werden. Dabei stachen besonders die Einzelhandelsimmobilien von Immofinanz heraus, welche um 11,8 % höhere Mieteinnahmen als in H1 22 erzielten. Darüber hinaus überzeugten weiterhin niedrige Leerstände sowie eine hohe Liquiditätsposition, getrieben durch erfolgreiche Immobilienverkäufe.

+47,63 % EVN<br> Die Ergebnisse zum dritten Quartal 2022/23 lagen wieder markant über unseren Erwartungen und bilden ein solides Fundament für das Erreichen des Gesamtjahresausblicks auf einen Nettogewinn von mehr als EUR 400 Mio. Absicherungsbewertungen zum Geschäftsjahresende könnten das Zünglein an der Waage zwar noch einmal ändern, aber bislang sieht es gut aus. Zudem hat EVN angekündigt, sich von der Umweltprojekttochter WTE trennen zu wollen. Schließlich soll am Kapitalmarkttag am 5. Oktober eine neue Mittelfriststrategie des Unternehmens präsentiert werden.

+30,97 % Telekom Austria
Telekom Austria hatte einen guten Lauf, der unserer Ansicht nach hauptsächlich durch die erwartete Abspaltung des Funkturm-Geschäfts, die am 22. September stattfand, angetrieben wurde. Ein zusätzlicher Katalysator waren die soliden Q2-Ergebnisse, wobei das das bereinigte EBITDA 4,5 % über den Markterwartungen lag, und die Anhebung der Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2023 von ca. 4 % auf ca. 5 %.

-15,87 % Mayr-Melnhof
Die Gewinnentwicklung im laufenden Jahr wird primär durch einen Volumeneinbruch im Karton- und Papierbereich gedrückt. Neben dem Lagerabbau auf Kundeseite, ist die Marktnachfrage generell sinkend. Zuletzt zeichnete sich auch eine Abschwächung im Verpackungsbereich ab. Der Umbau von Produktionskapazitäten und damit einhergehende Kosten sind eine zusätzliche Belastung. Neben Kostensenkungsmaßnahmen steuert das Management auch mit Kapazitätsanpassungen und Investitionskürzungen entgegen.

-16,74 % Raiffeisen Bank International
Bei den Bankaktien, inklusive Raiffeisen Bank International, war die Stimmung in den letzten Wochen von schlechten Nachrichten getrübt. Mittlerweile traditionell verwirrende Meldungen aus Ungarn wegen einer möglichen Erhöhung der Bankensteuer, das überraschende Ausmaß der Zinssenkung in Polen und die Gerüchte über die Einführung der Übergewinnbesteuerung in Rumänien waren jedenfalls die bestimmenden Neuigkeiten. Die Diskussionen in Österreich wegen möglicher Interventionen im Sektor haben der RBI-Aktie auch nicht unbedingt geholfen.

-20,43 % Lenzing
Lenzing kommt nicht vom Fleck. Nach der Kapitalerhöhung im Sommer, die zu einem signifikanten Abschlag durchgeführt wurde und daher zu großen Teilen von Altaktionären gezeichnet wurde, bestätigte das Management noch den Gesamtjahresausblick, obwohl die Zahlen zum Halbjahr weiter schwach waren. Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Marktkonditionen im zweiten Halbjahr wurden jedoch enttäuscht und nach einer Gewinnwarnung im September ist Lenzing wieder das Schlusslicht in der ATX®-Jahresperformance.

Am Österreich-Radar:

Am 22. September fand eine für den österreichischen Markt seltene Transaktion statt, nämlich die Abspaltung und die separate Börsennotierung eines Unternehmensbereichs, in diesem Falle des Funkturmgeschäfts von Telekom Austria. Die unter dem Namen EuroTeleSites (ETS) firmierende Gesellschaft erhielt eine separate Notierung an der Wiener Börse und wurde am 25. September in den ATX®-Prime aufgenommen. Die Aktionäre von Telekom Austria erhielten eine Aktie von ETS für vier Aktien von Telekom Austria.

Telekom Austria hofft, mit der Abspaltung eine effizientere Mittelverwendung zu erreichen und sowie mit Hilfe der schlank aufgestellten Infrastrukturgesellschaft die Kommerzialisierung der Funkturmnetze voranzutreiben. Gleichzeitig sollen sich die Bewertungskennzahlen verbessern, sowohl in der Bilanz als auch im Vergleich zu anderen börsennotierten Telekommunikationsanbietern. Die Aktie von Telekom Austria erwachte dank dieser für den österreichischen Markt ungewöhnlichen Abspaltung aus einem Dornröschenschlaf und katapultierte sich unter die Top-Drei-Performer im ATX®.

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