Halbjahresausblick für Gold |
17.07.2023 22:21:00
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World Gold Council gibt Ausblick: Diese Auswirkungen hat die Zinspolitik der Fed auf den Goldpreis
• World Gold Council nimmt Goldpreisentwicklung in verschiedenen Szenarien unter die Lupe
• Edelmetall als Profiteur
Der Goldpreis hat sich im ersten Halbjahr 2023 überraschend volatil gezeigt. Die US-Bankenkrise, ausgelöst durch finanzielle Turbulenzen bei den US-Finanzhäusern Silicon Valley Bank, Signature Bank und First Republic haben viele Anleger in den als Krisenwährung bewährten Rohstoff getrieben. Auch die Mammutübernahme der Credit Suisse durch die heimische Konkurrentin UBS sorgte für Auftrieb bei Gold, während die Zinspolitik der Notenbanken und insbesondere die Beibehaltung der falkenhaften Rhetorik das Sentiment am Goldmarkt negativ beeinflussten. Dennoch steht auf Sicht der ersten sechs Monate unter dem Strich ein Plus: Der Goldpreis legte von Januar bis Ende Juni um mehr als fünf Prozent zu.
Damit hat sich das Edelmetall zwar nicht als Alternative zum Aktienmarkt empfohlen - immerhin haben S&P 500 und DAX um rund 16, beziehungsweise rund 15 Prozent zulegen können, und der Techwerteindex NASDAQ 100 hat sogar ein Plus von rund 39 Prozent eingefahren. Als sicherer Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten und insbesondere als Depotbeimischung hat sich Gold aber einmal mehr aus Anlegersicht bewährt.
Weitere Goldpreisentwicklung von Wirtschaftsentwicklung abhängig
Wie es in der zweiten Jahreshälfte für den Goldpreis weitergeht, dürfte insbesondere von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängen, speziell davon, ob der Straffungszyklus der Notenbanken eine weiche oder harte Landung mit sich bringt. Der World Gold Council hat beide Szenarien unter die Lupe genommen und ihren möglichen Effekt auf die Preisentwicklung bei Gold untersucht.
Grundsätzlich geht die globale Lobby-Organisation davon aus, dass für das Edelmetall im weiteren Jahresverlauf weites Aufwärtspotenzial besteht. Gleichzeitig wiesen die Experten aber auch auf mögliche Abwärtsrisiken hin - insbesondere vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Unsicherheiten.
Goldpreis bei einer harten Landung der Wirtschaft
Profitieren dürfte das Edelmetall, wenn es zu einem raschen Abschwung der Wirtschaft kommt und eine so genannte "harte Landung" eintritt. Gold dürfte eine "stärkere Investitionsnachfrage erfahren, wenn sich die Wirtschaftsbedingungen verschlechtern", so der World Gold Council in seinem jüngst veröffentlichten Halbjahresbericht zum Goldausblick. Die Experten betonten in diesem Zusammenhang, dass eine wirtschaftliche Verschlechterung durch einen erheblichen Anstieg der Zahlungsausfälle infolge strengerer Kreditbedingungen oder andere "unbeabsichtigte Folgen" des Hochzinsumfelds verursacht werden könnte. Halten die Notenbanker also an ihrer Zinsstraffungspolitik fest oder haben die Leitzinsen möglicherweise bereits jetzt zu schnell zu stark angehoben, droht der Weltwirtschaft eine Rezession, die nur im besten Fall mild ausfallen wird.
Dieses Szenario ist für Goldpreisanleger positiv zu werten, denn Gold gilt seit jeher als Profiteur in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Markteilnehmer dürften dann zunehmend Geld aus Aktien und anderen Anlagen abziehen, insbesondere renditestarke Risikoinvestments könnten dann zugunsten eines weniger profitablen aber wertstabileren Goldpreisinvestments umgeschichtet werden.
Dies bestätigt der Word Gold Council auch in seinem Halbjahresausblick und nimmt dabei insbesondere die historische Entwicklung als Maßstab. Historisch gesehen hätten Phasen wirtschaftlicher Verschlechterung zu "höherer Volatilität, erheblichen Rückgängen an den Aktienmärkten und einer allgemeinen Nachfrage nach hochwertigen, liquiden Vermögenswerten wie Gold geführt", schreiben die Experten.
Goldpreis bei einer sanften Landung der Wirtschaft
Der Marktkonsens erwartet aktuell aber eher einen leichten Konjunkturrückgang in den USA sowie ein langsameres Wachstum in den entwickelten Märkten zum Jahresende 2023.
Dazu beitragen dürften insbesondere Spekulationen über ein Ende des Zinserhöhungzyklus und die Hoffnung, dass die Geldpolitik "wahrscheinlich von der Straffung zur Warteschleife übergeht". In diesem Fall dürfte der Goldpreis dem World Gold Council zufolge zwar weitere Unterstützung erfahren, aber "möglicherweise nicht wesentlich aus der Spanne ausbrechen, die wir bisher in diesem Jahr gesehen haben". Unterstützung komme dabei laut den Experten von schwankenden Anleiherenditen und einem schwächeren Dollar - insbesondere vor dem Hintergrund der robusten Goldperformance im ersten Halbjahr.
Während sich das langsame Wirtschaftswachstum im Westen möglicherweise negativ auf die Verbraucherausgaben auswirken werde, sei davon auszugehen, dass sich die indische Wirtschaft besser behaupten werde und China später im Jahr auf mögliche Konjunkturimpulse reagieren und die lokale Nachfrage etwas stützen werde, so der World Gold Council. "Darüber hinaus dürfte die Kombination aus Aktienmarktvolatilität und ‚Ereignisrisiko‘ (z. B. einer geopolitischen Krise oder einer Finanzkrise) trotz Anzeichen einer Abkühlung der Inflation dazu führen, dass Absicherungsstrategien, einschließlich Gold, bestehen bleiben."
Gold weiter auf dem Vormarsch - aber unterschiedlich schnell
Zusammengefasst geht der World Gold Council also nicht davon aus, dass beim Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte mit einem deutlicheren Einbruch zu rechnen ist. Im für das Edelmetall schlimmsten Fall, nämlich dann, wenn der erwartete leichte Wirtschaftsrückgang in den USA eintreten wird, sei mit einem "neutraleren zweiten Halbjahr" zu rechnen. Gestützt werde Gold aber auch in diesem Szenario durch einen schwächeren US-Dollar und stabile Anleiherenditen. Zudem verweisen die Experten auf die Historie als Hinweisgeber: Haltzyklen der Geldpolitik hätten in der Vergangenheit zu einer überdurchschnittlichen >Rendite bei Gold geführt.
Steigende Volatilität und Risikoaversion wären unterdessen Folgen eines ausgeprägten wirtschaftlichen Abschwungs - hier dürfte sich das Umfeld für Gold deutlich positiv entwickeln.
Dennoch verweisen die Experten auch auf Risiken, die insbesondere dann eintreten, wenn die geldpolitische Straffung länger als erwartet anhalten würde. Dies würde "Gold vor Herausforderungen" stellen, heißt es im Halbjahresbericht. Zudem könnte eine sanfte Landung dazu führen, dass risikobehaftete Anlagen favorisiert würden und der US-Dollar an Stärke gewinnt, "was wahrscheinlich zu einer Desinvestition in Gold führen würde".
Redaktion finanzen.at
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