Starker Aufwärtsdrang 03.09.2024 21:43:00

Viele Anleger verpassten Goldpreis-Rally - jetzt noch schnell zuschlagen?

Viele Anleger verpassten Goldpreis-Rally - jetzt noch schnell zuschlagen?

• >Gold-Rally übertrifft 2024 bisher Aktien-Rally
• Scheinbar sind viele Kleinanleger aber skeptischer als noch 2020
• Hitzige Diskussionen: Sollte man Gold im Depot haben?

Viele Kleinanleger dürften sich ärgern, dass sie mit ihren Gold-Investments 2024 bislang zu zurückhaltend waren. Nun müssen wohl viele der Rally an der Seitenlinie zusehen - darauf deuten zumindest einige Indikatoren hin.

Gold übertrifft Aktien im Jahr 2024

Im laufenden Börsenjahr hat sich Gold bislang als Top-Performance-Anlage erwiesen und sogar die wichtigsten Aktienmarktindizes übertroffen - und das trotz der Rally vieler KI-Aktien à la NVIDIA. Erstmals in der Geschichte übersprang der Goldpreis kürzlich sogar die 2.500-US-Dollar-Schallmauer. Doch anstatt anschließend zu korrigieren, setzte das gelbe Edelmetall seinen Höhenflug ungebremst fort. Das Rekordhoch liegt aktuell bei 2.564,30 US-Dollar pro Unze und stammt vom 28. August.

Seit Jahresanfang sprang der Goldpreis um 22,43 Prozent nach oben. Diese Performance stellt die Gewinne des S&P 500 und des NASDAQ Composite in den Schatten, die im gleichen Zeitraum um 17,24 Prozent bzw. um 18,00 Prozent gestiegen sind - was zweifellos einer starken Aktienperformance entspricht. Auch auf längere Sicht hat Gold diese Indizes mit einer Rendite von fast 40 Prozent in den letzten drei Jahren in den Schatten gestellt, verglichen mit rund 18 Prozent beim NASDAQ Composite und 25 Prozent beim S&P 500 (Stand der Daten ist jeweils der 30. August 2024). Allerdings dürfte sich die Anzahl der Privatanleger, die sich über satte Gewinne dank der Gold-Preissprünge freuen, in Grenzen halten.

Daten zeigen: Kleinanleger verpassten die Rally des Goldes

So haben die meisten Privatanleger nicht von dieser Rally profitiert, da sie es versäumt haben, vor dem Aufwärtstrend in Gold zu investieren. Darauf deuten Branchendaten hin, die zeigen, dass viele Kleinanleger ihre Goldbestände nicht aufgestockt, sondern vielmehr verkauft haben. Große Goldbarrenfonds wie der SPDR Gold Shares von State Street und der iShares Gold Trust verzeichneten erhebliche Nettorücknahmen: In diesem Jahr wurden "MarketWatch" zufolge bisher 2,2 Milliarden US-Dollar abgezogen, in den letzten drei Jahren waren es sogar 12,4 Milliarden US-Dollar. Auch wenn viele Experten die Bedeutung von Gold als Schutz vor dem seit Jahren anhaltenden Inflationsdruck empfohlen haben, scheint der Appetit auf Gold unter Kleinanlegern zurückgegangen zu sein.

Dieser Trend der Goldverkäufe steht in krassem Gegensatz zum Kleinanleger-Goldrausch im Jahr 2020, als viele private Marktakteure angesichts der Ungewissheit der COVID-19-Pandemie und aus Angst vor wirtschaftlicher Instabilität und steigender Staatsverschuldung ihr Geld massenhaft in Gold investierten. Als sich der Goldpreis jedoch stabilisierte und zwischen Sommer 2020 und Herbst 2022 sogar sank, verkauften diese Anleger ihre Bestände, oft mit Verlusten. Dieses Muster spiegelt ein breiteres Problem bei Privatanlegern wider, bei denen sich das Timing des Marktes als schwierig erweist, was häufig zu suboptimalen Renditen führt.

Zentralbanken treiben Goldnachfrage an - auch in den kommenden Jahren?

Während die Kleinanleger sich aus ihren Beständen zurückgezogen haben, haben die Zentralbanken, insbesondere in den Schwellenländern, Gold gekauft. Länder wie die Türkei, Indien, China und Polen haben allein in der ersten Hälfte dieses Jahres zusammen eine Rekordmenge von 483 Tonnen Gold gekauft. Zu aktuellen Preisen wird dieses Gold mit etwa 81 Millionen US-Dollar pro Tonne bewertet, was das enorme Ausmaß dieser Käufe unterstreicht.

Die Motivation für diese Käufe dürfte in der Diversifikation der Devisenreserven liegen. Viele Zentralbanken rund um den Globus wollen ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern, zumal die Sorgen um die US-Staatsfinanzen wachsen. Die massiven Goldkäufe vieler Zentralbanken aus dem asiatischen Raum könnten aber erst am Anfang stehen und sich in den kommenden Jahren fortsetzen, meint der "MarketWatch"-Rohstoffexperte Brett Arends. So mache Gold trotz der massiven Zukäufe der vergangenen Monate nur 5 Prozent der chinesischen und etwa 10 Prozent der indischen Devisenreserven aus. Zum Vergleich: Die Goldreserven der Fed liegen bei 72 Prozent; in vielen weiteren westlichen Staaten wie Deutschland, Italien und Frankreich liegen sie in einem ähnlichen Bereich.

Wie viel Gold sollten Kleinanleger besitzen?

Trotz der Komplexität von Gold und der Schwierigkeit, seinen inneren Wert zu bestimmen - da es keine Cashflows oder Dividenden generiert - sei es Arends zufolge ein attraktiver Vermögenswert. Seine Anziehungskraft liege in seiner Unabhängigkeit von staatlicher Kontrolle und in seinem Potenzial, als Absicherung gegen wirtschaftliche Instabilität und künftige Zinssenkungen zu dienen, die in der Vergangenheit höhere Goldpreise unterstützten.

Die Frage indes, welche Gewichtung das gelbe Edelmetall in den Portfolios von Kleinanlegern ausmachen sollte, führt in der Fachwelt regelmäßig zu hitzigen Diskussionen. Doug Ramsey, Chef-Anlagestratege der Leuthold-Gruppe in Minneapolis, zählt Gold zu den sieben gleichgewichteten Vermögenswerten in seinem fiktiven "All Asset No Authority"-Portfolio. Das bedeutet, dass das Portfolio konstant 14 Prozent seines Kapitals in Goldbarren hält. Der Goldanleger Josh Strauss, Vermögensverwalter bei Pekin Hardy Strauss in Chicago und Co-Manager des Appleseed Fund, hält laut "MarketWatch" einen Anteil von 5 bis 10 Prozent für empfehlenswert.

Einige Starinvestoren - wie allen voran Warren Buffett - machen jedoch aus ihrer Abneigung gegen Gold kein Geheimnis. Das "Orakel von Omaha" hält nichts von Gold, da dessen intrinsischer Wert nicht fundamental ermittelt werden kann und es keine Zinsen abwirft. Darüber hinaus schaffe Gold keinen Nutzen für die Volkswirtschaft, da es anders als Unternehmen nichts produziere. Buffett bevorzugt aus diesen Gründen dividendenzahlende Aktien wie Coca-Cola als Stabilitätsanker in dem Portfolio seiner Investmentholding Berkshire Hathaway.

Arends hingegen hält zumindest ein kleines Gold-Investment in Kleinanleger-Depots auch nach dem deutlichen Preisanstieg weiterhin für ratsam. "Aber ob sich der Goldpreis verdoppeln, halbieren oder einfach nur in der Luft hängen wird, kann man nur vermuten. Zumindest wenn Sie etwas besitzen, werden Sie sich nicht allzu sehr ärgern - egal was passiert", resümiert er.

Redaktion finanzen.at

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