Nachfragezerfall |
15.10.2023 16:16:00
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Nach kräftigem Anstieg der Ölpreise: JPMorgan-Experten warnen vor Nachfragerückgang bei Öl
• Anhaltend hohe Ölpreise könnten globales BIP-Wachstum verlangsamen
• JPMorgan-Experten sehen "Zerstörung der Nachfrage" voraus
Ölpreise im September auf Höchststand
Die Ölpreise erreichten Ende September ein Jahreshoch, nachdem die Lagerbestände in den USA auf ein Niveau gesunken waren, das bereits nahe am Betriebsminimum lag. Zusammen mit dem Preisanstieg kamen auch Spekulationen darüber, dass die Ölpreise in den kommenden Monaten auf 100 US-Dollar pro Barrel ansteigen könnten. So hat auch zuletzt die US-Bank Goldman Sachs ihr Kursziel für die nächsten zwölf Monate auf 100 US-Dollar angehoben, wie yahoo finance berichtet. Außerdem verschärften sich die Bedenken über eine Angebotsknappheit. Vor allem Produktionskürzungen durch die OPEC+, einseitige Produktionsbeschränkungen durch Saudi-Arabien und Exportbeschränkungen durch Russland gaben den Ölpreisen zuletzt stetigen Auftrieb. "Es gibt weitere Ergebnisse, die besagen, dass der Ölpreis tatsächlich auf 100 US-Dollar pro Barrel steigt", sagte Ed Hirs, Ökonom und Energiewissenschaftler an der University of Houston, vergangenen Mittwoch gegenüber yahoo finance. "Das Einzige, was den Ölpreis sehr niedrig halten würde, wäre die Implosion der chinesischen Wirtschaft."
Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
Experten setzten sich deshalb zuletzt damit auseinander, welche Auswirkungen anhaltend hohe Ölpreise auf die Gesamtwirtschaft haben könnten. "Netto gehen wir davon aus, dass die letzten Bewegungen des Ölpreises, wenn sie anhalten, das jährliche globale BIP-Wachstum über zwei Quartale um 0,5 Prozentpunkte dämpfen würden", schrieben zum Beispiel Bruce Kasman, Leiter der Wirtschaftsforschung bei JPMorgan, und sein Team laut yahoo finance. Anhaltende Angebotskürzungen könnten den Preis für Brent-Rohöl sogar auf bis zu 120 US-Dollar pro Barrel treiben. "Wir gehen davon aus, dass, wenn dies in den kommenden Wochen passieren würde und ausschließlich auf Lieferkürzungen zurückzuführen wäre, die Weltwirtschaft im nächsten Quartal nahezu zum Stillstand kommen würde", so die Experten.
JPMorgan-Analysten: "Nachfragezerfall hat begonnen"
Die Analysten von JPMorgan gehen jedoch davon aus, dass die Rohölnachfrage noch in diesem Quartal nach der jüngsten Rally zurückgehen werde. "Nachdem wir im September unser Ziel von 90 US-Dollar erreicht haben, bleibt unser Jahresendziel 86 US-Dollar", so Natasha Kaneva, Leiterin des globalen Rohstoffstrategieteams bei JPMorgan. So werde in den USA, Europa und einigen Schwellenländern wiederholt eine Nachfragedämpfung sichtbar, die auf die steigenden Ölpreise zurückzuführen sei. "Die Nachfragezerstörung hat begonnen", lautet der Titel der JPMorgan-Notiz. "China und Indien trieben in diesem Jahr das weltweite Wachstum der Ölnachfrage voran, aber China entschied sich im August und September, nach dem Anstieg der Ölpreise auf inländische Rohölvorräte zurückzugreifen", so die Experten.
Und auch für Endverbraucher seien die Ölpreise zuletzt deutlich spürbar gewesen. Denn obwohl die Nachfrage nach Benzin in den USA im ersten Halbjahr über den Erwartungen der Analysten lag, führte ein Anstieg der Benzinpreise im dritten Quartal 2023 zu einer Dämpfung der Nachfrage, erklärt Kaneva. Was Diesel betrifft, werde in der Mitteilung betont, dass der jüngste Preisanstieg um 30 Prozent insbesondere für Bauunternehmen, Transportunternehmen und Landwirte spürbar gewesen sei und damit die Kosten für den Frachttransport und die Lebensmittelproduktion erhöht hat. Auch der Preis für Flugzeugtreibstoff stieg im dritten Quartal an, was zu Warnungen von Fluggesellschaften wie United Airlines, Delta Airlines, American Airlines und anderen führte, die mit höheren Kosten konfrontiert waren. Seit dem Höchststand Ende September sind die Ölpreise jedoch wieder zurückgegangen. Die WTI-Preis lag zuletzt bei 86,15 US-Dollar pro Barrel, der Preis eines Barrels Brent-Rohöl bei 87,97 US-Dollar (Stand: 11. Oktober 2023).
Redaktion finanzen.at
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