Milchpreis
17.05.2016 16:22:48
|
Milchpreis für Bauern fällt unter 20 Cent
FRANKFURT (AFP)--Bauern bekommen für einen Liter Frischmilch inzwischen weniger als 20 Cent von den Molkereien. Dieser Preissturz habe sich seit einiger Zeit angekündigt, da derzeit viel Milch produziert werde, sagte ein Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Milchviehhalter (BDM) am Dienstag. Binnen weniger Wochen sei der Milchpreis um weitere 30 Prozent eingebrochen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Vertreter mehrerer Molkereien.
Rund 350 Milchviehhalter demonstrierten vor dem Wahlkreisbüro von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) im bayerischen Neustadt an der Aisch. Es gehe um die "nackte Existenz" der Bauern, erklärte der BDM. Auf Bundesebene passiere aber "viel zu wenig". Der Verband will bis zum Milchgipfel Ende des Monats mit Protesten auf die Lage der Bauern aufmerksam machen. An dem Treffen nehmen neben Politikern Vertreter von Molkereien, Bauernverbänden und des Einzelhandels teil.
"Wir werden den Bauern mit Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen zur Seite stehen", versicherte Minister Schmidt in der Süddeutschen Zeitung. Denkbar seien Bürgschaften, damit die Betriebe trotz Krise leichter Kredite bekommen können. Forderungen nach strengeren Regeln für den Milchmarkt erteilt er dagegen eine Absage: "Eine Rückkehr zur Milchquote wird es mit mir nicht geben."
Stattdessen legte Schmidt den Landwirten nahe, das Segment zu wechseln: "Ein Ansatz ist auch der Ökolandbau, der beispielsweise weniger vom Preiskampf betroffen ist."
Die FAZ berichtete unter Berufung auf Schmidts Umfeld, es seien sofortige Hilfszahlungen von 60 bis gut 100 Millionen Euro im Gespräch. Sie sollten als Direkthilfen an die Milchbauern fließen, könnten aber an Kriterien gebunden sein, wie etwa die Modernität der Ställe hinsichtlich des Tierwohls.
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte der Rheinischen Post, es werde geprüft, ob Landwirte steuerlich "etwas besser gestellt werden können". Denkbar seien auch direkte Hilfen, um die Liquidität der Höfe zu verbessern, Entlastungen bei der Unfallversicherung und die Möglichkeit für die Branche, ihre Produktionshöchstmengen selbst festzulegen.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisierte die angekündigte Unterstützung "nach dem Gießkannenprinzip". Sie sei "unpräzise und ohne Langzeitwirkung". Der agrarpolitische Sprecher der Partei, Friedrich Ostendorff, wandte zudem ein, dass Zuschüsse zur Unfallversicherung erst in einem Jahr ihre Wirkung entfalten würden. Sie brächten den Bauern deshalb "rein gar nichts".
In Deutschland und in ganz Europa wird mehr Milch produziert als nachgefragt. Das drückt die Preise auf ein Niveau, das viele Produzenten als ruinös bezeichnen. Gründe für den Verfall sind das Auslaufen der Milchquote in der EU vor gut einem Jahr, das Embargo Russlands und eine schwächere Nachfrage aus China.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/bam
(END) Dow Jones Newswires
May 17, 2016 09:52 ET (13:52 GMT)- - 09 52 AM EDT 05-17-16
Rohstoffe in diesem Artikel
Milchpreis | 20,33 | -0,02 | -0,10 |