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Rohstoffe gefragt |
27.03.2022 16:44:00
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Gold, Palladium, Platin: Welches Edelmetall die besten Aussichten bietet
• Sorge um Rezession
• Platin könnte Palladium ersetzen
Die Ölpreise haben sich in den letzten Wochen kräftig verteuert. Die 120 US-Dollar-Marke wurde sowohl bei Brent als auch bei WTI zwischenzeitlich übersprungen, was insbesondere Russlands Überfall auf das Nachbarland Ukraine zu schulden war. Die Vereinigten Staaten haben ein Importverbot für russisches Öl erlassen, viele europäische Länder bemühen sich, die Abhängigkeit von russischem Öl kurzfristig deutlich zu verringern und mittelfristig sogar gänzlich auf Importe aus Russland verzichten zu können.
Doch nicht nur die Ölmärkte haben infolge des russischen Angriffskrieges starke Schwankungen gezeigt, neben den Aktienmärkten waren es insbesondere Edelmetalle, die in den vergangenen Wochen starke Preisbewegungen zu verzeichnen hatten.
Goldpreis profitiert von Safe Haven-Status
Gold profitierte dabei insbesondere von seinem Status als sicherer Hafen. Die starke Volatilität am Aktienmarkt, insbesondere aber die hohe Inflationsrate, die durch den Überfall der Ukraine und damit verbundene Lieferengpässe und mögliche Lieferausfälle zusätzlich befeuert wurde, hat zuletzt viele Anleger in Gold flüchten lassen. Der Goldpreis erreichte in Euro sogar einen neuen Rekordstand.
Dazu trugen auch die Sanktionen gegen Russland und insbesondere gegen die russische Notenbank bei, in deren Zusammenhang Devisenreserven des Landes blockiert wurden. Russland dürfte Experten zufolge daher nun auf seine Goldreserven zurückgreifen, um Transaktionen abwickeln zu können.
Edelmetallrally endet abrupt
Im Windschatten von Gold legten auch andere Edelmetalle kräftig zu, die Edelmetallrally erfasste auch Palladium. Hier war insbesondere die Angst vor Versorgungsengpässen preistreibend, denn der Rohstoff wird aus der Automobilindustrie stark nachgefragt und Russland ist der weltweit größte Produzent von Palladium. Die Sanktionen erschweren es Russland, Rohstoffe zu exportieren, die Angst vor einem Angebots-Defizit schob den Palladium-Preis infolge dessen kräftig an.
Ähnliche Entwicklungen waren auch bei Platin zu sehen, das als Schwestermetall von Palladium gilt. Hier wirkte sich zusätzlich preistreibend aus, dass die Bestrebungen, Platin aufgrund seines günstigeren Preises als Palladium-Ersatz etwa in Fahrzeug-Katalysatoren einzusetzen, durch die Sorge um Angebotsengpässe infolge der Russland-Sanktionen zuletzt zunehmend Fahrt aufgenommen hatten.
Doch die Edelmetallrally hat zuletzt Rückschläge verkraften müssen, Experten sahen einen Teil des Marktes als überverkauft an. Erschwerend kamen Sorgen um eine Rezession hinzu, ebenfalls eine Folge der Kombination aus hohen Inflationsraten und den Sanktionen gegen Russland. Zuletzt hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung als Folge des Krieges in der Ukraine vor einer rückläufigen Konjunktur und einem weiteren Anstieg der Inflation gewarnt.
Dies hatte die Preise für Platin und Palladium zuletzt wieder stark fallen lassen, denn in Rezessionszeiten dürfte die Nachfrage nach den beiden Edelmetallen - insbesondere aus der Automobilindustrie - rückläufig sein.
Warum Platin bessere Aussichten hat
Im Rennen zwischen den beiden Schwestermetallen könnte angesichts der aktuellen Gemengelage am Markt Platin am Ende die Nase vorn haben. Die Abhängigkeit der Industrie von Russland ist bei Platin weniger stark ausgeprägt, wie bei Palladium. Angesichts ohnehin hoher Preise könnten Unternehmen verstärkt auf Platin setzen, da hier der zu erwartende Nachfrageüberhang unter Umständen weniger groß sein dürfte. Hinzu kommt, dass Platin deutlich günstiger ist als Palladium, wenn es um Kosteneinsparungen geht, dürfte insbesondere die Automobilindustrie angesichts von Inflations- und Rezessionssorgen bei Rohstoff-Ausgaben den Rotstift ansetzen.
Abhängig davon, wie sich die Lage in der Ukraine entwickelt und welches Ausmaß die Folgen der Russland-Sanktionen für die Rohstoffmärkte haben, könnte Palladium der größte Verlierer unter den drei Edelmetallen werden. Haben Autokonzerne und Industrieunternehmen ihre Produktion auf Platin angepasst, dürfte eine vollständige Rückkehr zur Palladium-Nutzung kaum vollzogen werden.
Die Aussichten für Gold sind unterdessen Experten zufolge noch nicht ausgereizt. Der Ex-Goldcorp-Manager Ian Telfer etwa hält einen Anstieg des Goldpreises auf 2.400 bis 2.500 US-Dollar für möglich, er bescheinigt dem Edelmetall damit noch ein Aufwärtspotenzial von knapp 30 Prozent.
Auch Reuters zufolge wird Gold angesichts anhaltend hoher Inflation wohl als Absicherungsinstrument gegen wirtschaftliche und politische Unsicherheit beliebt bleiben. "Höhere Energie- und Nahrungsmittelpreise deuten auf weitere bevorstehende Inflationsüberraschungen hin, die die US-Realzinsen länger niedrig halten dürften", zitiert die Agentur UBS-Analyst Giovanni Staunovo in diesem Zusammenhang.
Und auch bei Goldman Sachs geht man von einem weiter steigenden Goldpreis aus, nachdem "drei Hauptkäufergruppen - Investoren, Zentralbanken und Verbraucher von Schmuck und Goldprodukten - ihre Käufe verstärken", heißt es bei Reuters weiter. So könne Gold schon in sechs Monaten bis auf 2.500 US-Dollar steigen.
Redaktion finanzen.at
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Rohstoffe in diesem Artikel
Goldpreis | 2 598,55 | 12,55 | 0,49 | |
Palladiumpreis | 903,50 | -28,50 | -3,06 | |
Platinpreis | 930,75 | -4,00 | -0,43 | |
Ölpreis (Brent) | 73,76 | 0,77 | 1,05 | |
Ölpreis (WTI) | 70,48 | -0,02 | -0,03 |