FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte sind leicht höher in den Handel gestartet. Deutlich stärker ziehen die Kurse in Großbritannien an. Den entscheidenden Impuls lieferten am Morgen die Inflationsdaten aus Großbritannien. Die stiegen im Juni weniger stark als befürchtet. Die Inflationsdaten führten zu einem leichten Auspreisen der derzeit sehr aggressiven Zinserhöhungserwartungen, teils wurde auf einen großen Zinsschritt der Bank of England um 50 Basispunkte gesetzt. In Folge kam das Pfund unter Druck. Die britischen Anleihen legten deutlicher zu, was über die Spreads auch die europäischen Staatsanleihen steigen ließ.
Der DAX notiert 0,1 Prozent höher bei 16.136 Punkten, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,2 Prozent auf 4.378 Zählern zu. Den größten Gewinner stellt die Börse in London, dort legt der FTSE um 1,1 Prozent zu, der breiter aufgestellte Index mit 250 Unternehmen in Großbritannien gewinnt sogar gut 2 Prozent.
Zunehmend in den Blick rückt die Fahrt aufnehmende Berichtssaison. Diese ist bisher trotz einiger Gewinnwarnungen, wie aktuell von Wacker Chemie, insgesamt recht ordentlich verlaufen. Stützend an Wall Street wirkten bislang vor allem überzeugende Geschäftszahlen aus der Finanzbranche.
Übergeordnet blicken Anleger bereits auf die geldpolitischen Entscheidungen von US-Notenbank bzw. Europäischer Zentralbank in der kommenden Woche. In beiden Fällen wird mit Zinserhöhungen um 25 Basispunkte gerechnet. Allerdings erwarten Beobachter einen baldigen Zinsgipfel - vor allem in den USA. Schwächere US-Konjunkturdaten am Vortag untermauerten diese Erwartung. Von der aktuellen Notenbankpolitik profitiert der Euro, der zum Dollar mit 1,1276 am Vortag auf Jahreshoch notiert hat - aktuell mit 1,1226 Dollar gehandelt wird.
Wacker Chemie und Stratec kassieren Jahresprognosen
Aus dem deutschen Chemiesektor gab es bereits eine Reihe von Gewinnwarnungen, am Vorabend senkte nun auch Wacker Chemie (-2,4%) den Ausblick. Wie die Citigroup anmerkt, entspricht das vorab veröffentlichte EBITDA des zweiten Quartals zwar dem Vara-Konsens, doch habe das Unternehmen seine Jahresprognose für diese Kennziffer um 30 Prozent gesenkt. Sie liege nun 20 Prozent unter der Konsensschätzung, heißt es. Ursächlich für die pessimistischeren Annahmen seien die Sparten Silizium und Polysilizium, wo ein Rückgang des Absatzes und sinkende Preise die Ertragslage beeinträchtigten - und dies ohne Aussicht auf eine Erholung im zweiten Halbjahr. Das Unternehmen erwarte offenbar eine merkliche Verschlechterung der Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr.
Nach Prognosesenkung brechen Stratec um 16 Prozent ein. Der Medizintechnikanbieter leidet unter einer Normalisierung der Geschäftsaktivitäten nach dem Ende der Corona-Pandemie. Stratec rechnet für 2023 nun auf währungsbereinigter Basis nur noch mit einem stabilen bis leicht ansteigenden Konzernumsatz. Bisher hatte das Unternehmen ein Wachstum von 8 bis 12 Prozent erwartet. Nachdem die Analysten von Jefferies die Beobachtung von Verbio mit "Kaufen" aufgenommen haben, legt die Aktie um 4 Prozent zu.
Yara enttäuscht beim EBITDA - Aktie schwach
Als enttäuschend stuft Jefferies bei Yara die EBITDA-Entwicklung im zweiten Quartal ein. Mit 252 Millionen Dollar lag diese Ergebniskennziffer 36 Prozent unterhalb der eigenen Schätzung und verfehlte den Konsens um 54 Prozent. Hier schlugen die Bestandsabschreibungen in Höhe von 225 Millionen Dollar inklusive Positionsverluste deutlich zu Buche. Einen leicht positiven Beitrag dürfte die Entwicklung der Gaspreise im dritten Quartal liefern. Für die Aktie von Yara geht es um 5 Prozent nach unten.
Nach schwachen Kupferproduktionszahlen fallen Antofagasta im frühen Geschäft um 2 Prozent. Zudem hat der Minenbetreiber die Prognose für die Kupferproduktion nach unten geschraubt. Das dürfte Revisionsbedarf bei den Konsensschätzungen am Markt auslösen.
Rio Tinto reagieren mit Abschlägen von 1,1 Prozent auf den Zwischenbericht. Etwas belastend wirkt die Senkung der Kupferprognose. Nach Einschätzung der Citigroup dürften die Ergebnis-Konsensschätzungen in der Folge um einen mittleren einstelligen Prozentwert nach unten revidiert werden.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 4.377,53 +0,2% 7,80 +15,4%
Stoxx-50 3.950,38 +0,1% 5,07 +8,2%
DAX 16.135,56 +0,1% 10,07 +15,9%
MDAX 28.162,10 +0,3% 94,16 +12,1%
TecDAX 3.212,70 +0,5% 16,13 +10,0%
SDAX 13.678,58 +0,3% 47,41 +14,7%
FTSE 7.533,08 +1,1% 79,39 +0,0%
CAC 7.342,69 +0,3% 23,51 +13,4%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 2,34 -0,04 -0,23
US-Zehnjahresrendite 3,75 -0,04 -0,13
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:17 Uhr Di, 17:24 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1229 +0,0% 1,1216 1,1234 +4,9%
EUR/JPY 156,60 +0,5% 156,36 155,94 +11,6%
EUR/CHF 0,9640 +0,1% 0,9621 0,9634 -2,6%
EUR/GBP 0,8666 +0,6% 0,8666 0,8590 -2,1%
USD/JPY 139,46 +0,5% 139,40 138,81 +6,4%
GBP/USD 1,2958 -0,6% 1,2942 1,3078 +7,1%
USD/CNH (Offshore) 7,2248 +0,4% 7,2206 7,1864 +4,3%
Bitcoin
BTC/USD 29.972,56 +0,5% 30.086,94 29.875,69 +80,6%
ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 75,65 75,75 -0,1% -0,10 -4,7%
Brent/ICE 79,62 79,63 -0,0% -0,01 -4,3%
GAS VT-Settlem. +/- EUR
Dutch TTF 25,96 27,07 -4,1% -1,11 -65,8%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.978,45 1.978,95 -0,0% -0,50 +8,5%
Silber (Spot) 25,06 25,13 -0,3% -0,06 +4,6%
Platin (Spot) 986,93 986,70 +0,0% +0,23 -7,6%
Kupfer-Future 3,82 3,82 -0,1% -0,00 -0,5%
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
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July 19, 2023 04:11 ET (08:11 GMT)