Investoren aus "nicht feindlichen Ländern" dürfen an Russlands Anleihemarkt zurückkehren

• Russischer Anleihemarkt nach Invasion der Ukraine geschlossen
• "Nicht feindliche Länder" dürfen zurückkehren
• Wall Street-Banken wagen Rückkehr - im Rahmen der Sanktionen


Noch immer tobt der von Russland begonnene Krieg mit der Ukraine. Als das Land unter der Führung von Präsident Putin im Februar seine Truppen in die Ukraine schickte, reagierten zahlreiche westliche Staaten mit scharfen Sanktionen, die noch immer in Kraft sind. So verhängte die EU mehrere Sanktionspakete, die Einzelpersonen, die Wirtschaft sowie diplomatische Maßnahmen betreffen, um den russischen Aktivitäten mit schwerwiegenden Konsequenzen zu begegnen. Darüber hinaus soll es Russland möglichst erschwert werden, die Aggression gegen die Ukraine fortzusetzen.

Börse Moskau öffnet russischen Anleihemarkt wieder - für "nicht feindliche Länder"

Russland antwortete seinerseits mit eigenen Maßnahmen. So schloss das Land im Februar seine Märkte, um zu verhindern, dass Kapital während des Krieges abfließen kann. Nun will sich die russische Föderation jedoch wieder etwas öffnen. So gab die Börse Moskau in einer Pressemitteilung kürzlich bekannt, dass der russische Anleihemarkt für "gebietsfremde Kunden aus nicht feindlichen Ländern sowie gebietsfremde Personen, deren letztliche Begünstigte russische juristische Personen oder Individuen sind", wieder öffnen wolle. Darüber hinaus informierte die Börse, dass "Banken, Broker und Management-Unternehmen" damit begonnen hätten "ihre ausländischen Kunden" zu registrieren.

Zu den feindlichen Staaten Russlands zählt die Föderation unter anderem zahlreiche EU-Mitgliedstaaten sowie Kanada und Japan, Länder die laut BBC News im letzten Jahr 90 Prozent der Investments in Russland ausmachten. Wie der Nachrichtensender vermutet, könnten zu den akzeptierten Ländern unter anderem die Türkei und China zählen, da diese bisher keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben.

Russische Wirtschaft schrumpft im zweiten Quartal

Der Schritt in Richtung vermehrter Öffnung könnte dem Fakt geschuldet sein, dass die russische Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 deutlich schrumpfte. So reduzierte sich das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni zum Vorjahresquartal um vier Prozent. Dies ist allerdings weniger, als im Vorfeld von Ökonomen erwartet wurde. Dennoch fiel die Wirtschaftsleistung im zweiten Jahresviertel auf das Niveau von 2018 zurück. Für das dritte Quartal rechnet die russische Notenbank mit einem Rückgang der Konjunktur um sieben Prozent.

Wall Street-Banken wagen die Rückkehr

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben unterschiedliche Wall Street-Banken in den vergangenen Tagen bereits mit einer vorsichtigen Rückkehr an den russischen Anleihemarkt begonnen, wie die Agentur aus ihr vorliegenden Dokumenten erfuhr. Das alles im Rahmen der nach wie vor geltenden Sanktionen. Mit dem Schritt wollen die Finanzhäuser Anlegern die Möglichkeit geben, russische Assets abzustoßen, die im Westen mittlerweile als toxisch angesehen werden.

Vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte die russische Föderation Staatsanleihen im Wert von rund 40 Milliarden US-Dollar ausstehend, wovon etwa die Hälfte von ausländischen Fonds gehalten wurde, wie Reuters schreibt. Viele Anleger hatten mit der Invasion Russlands in die Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen nun keine Möglichkeit mehr, ihre Investments, die innerhalb kürzester Zeit an Wert verloren, noch loszuschlagen. Aus diesem Grund haben das US-Finanzministerium sowie die europäischen Behörden mittlerweile Schritte unternommen, um es Banken zu ermöglichen Transaktionen in Russland zu ermöglichen, ohne dass dabei Sanktionen verletzt werden.

Zu den zurückkehrenden Banken gehören laut Reuters Jefferies, Barclays, die Deutsche Bank, die Bank of America sowie JPMorgan. Dennoch ist die Rückkehr an den russischen Anleihemarkt auch für die Finanzprofis kompliziert. So meint ein Jefferies-Sprecher zu Reuters, dass die Bank "innerhalb der globalen Sanktionsrichtlinien arbeite, um die Bedürfnisse unserer Kunden zu erleichtern, diese komplizierte Situation zu meistern."

Redaktion finanzen.at

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