Empfehlung des "Anleihekönigs" Gundlach: Bezüglich der Zinsentwicklung besser auf den Anleihemarkt statt auf die Fed hören

• 2022 von ausufernder Inflation geprägt
• Höhere Leitzinsen führen zu kontinuierlichem Rückgang der Teuerung
• Blick auf Anleihemarkt verrät laut Gundlach viel über künftige Zinsentwicklung



Ein turbulentes Jahr liegt hinter den Marktteilnehmern. So war das Jahr 2022 von zahlreichen Krisen geprägt. Der Ukraine-Krieg, die ausufernde Inflation, stark anziehende Energiepreise, höhere Zinsen, anhaltende Lieferengpässe sowie die strengen Corona-Lockdowns in China waren die bestimmenden Themen im vergangenen Jahr.

Um der zunehmenden Teuerung entgegenzuwirken, verabschiedete sich die US-Notenbank Fed 2022 von ihrer ultralockeren Zinspolitik, die sie in Reaktion auf die Corona-Pandemie in den Jahren zuvor an den Tag gelegt hatte. In der Folge wurden die US-Leitzinsen 2022 insgesamt siebenmal angehoben, um die Inflation wieder in Richtung des 2-Prozent-Ziels der Fed zu drücken.

US-Inflation fällt im Dezember zum sechsen Mal in Folge

Die drastische Maßnahme, die zu einem Großteil zur trüben Börsenstimmung im vergangenen Jahr beitrug, zeigt jedoch bereits deutliche Wirkung. So zeigten die US-Inflationsdaten für den Monat Dezember 2022 bereits den sechsten Rückgang in Folge: Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel auf 6,5 Prozent zurück, während sie im November noch bei 7,1 Prozent rangiert hatte. Zwar ist sie damit noch immer ein ganzes Stück von den avisierten zwei Prozent entfernt, dennoch mehren sich die Hoffnungen am Markt, mit den Zinserhöhungen der Fed könnte es bald vorbei sein. Denn auch wenn es den Anlegern und Verbrauchern zugutekommt, wenn den Preissteigerungen Einhalt geboten wird, machen mittlerweile Sorgen die Runde, die massiven Zinserhöhungen könnten über das Ziel hinaus schießen und die Wirtschaft in eine Rezession stürzen.

Niedrigere Inflation schürt Zinssenkungsfantasien

Aus diesem Grund versuchen Marktbeobachter abzusehen, wann die Fed ihren Zinserhöhungszyklus für beendet erklärt und stattdessen wieder ans Senken der Leitzinsen denkt.

Die Fed selbst hat dabei bereits zu verstehen gegeben, dass sie es für angemessen hält, in puncto Zinserhöhungen einen Gang zurückzuschalten. Vom Ende der restriktiven Geldpolitik möchte sie jedoch noch nichts wissen. So offenbarte das Protokoll der Fed-Sitzung Mitte Dezember, dass die Währungshüter auch weiterhin entschlossen gegen die Inflation vergehen wollen: "Die Teilnehmer gingen weiterhin davon aus, dass eine kontinuierliche Erhöhung der Leitzinsen angemessen wäre, um die Ziele zu erreichen", heißt es in den Minutes. Laut Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank müsse die Fed jedoch mittlerweile tatsächlich aufpassen, es mit den Erhöhungen nicht zu weit zu treiben: "Die Fed wird weiter an der Zinsschraube drehen, muss aber langsam achtgeben, diese nicht zu überdrehen", zitiert Reuters den Ökonom.

"Bond King" Gundlach: Augen auf den Anleihemarkt

Geht es nach "Bond King" Jeffery Gundlach, sollten sich Anleger bei der Frage, wie sich die Zinsen weiter entwickeln werden, aber weniger auf die Aussagen der Währungshüter selbst verlassen, sondern vielmehr ein Auge auf den Anleihemarkt haben. So meinte er in seinem Webcast "Just Markets": "Meine mehr als 40-jährige Erfahrung im Finanzwesen empfiehlt den Anlegern dringend, sich eher an den Marktaussagen zu orientieren als an den Aussagen der Fed."

So würden verschiedene Indikatoren schon aktuell darauf hindeuten, dass den USA eine Rezession bevorstehe, insbesondere am Anleihemarkt, wo eine inverse Zinskurve Bände spreche: "Der Kurs der 3-Monats- zur 10-Jahres-Anleihe wurde vor nicht allzu langer Zeit invers. Zehnjährige Staatsanleihen brachten über 200 Basispunkte mehr als die Drei-Monats-Bonds. Wir sehen, dass wir genau das Setup haben, das bis in die Zeit von Volcker zurückreicht. Wir haben die 3-10er[-Kurve] seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr so invers gesehen."

Neben dem Anleihemarkt würden unter anderem der Abfall der Verbraucher-Sparquoten, der zurückgehende Leading Economic Index des Conference Boards sowie die jüngsten ISM-Einkaufsmanager-Daten darauf hindeuten, dass eine Rezession bevorstehe, wie Kitco zusammenfasst.

Fed wird übers Ziel hinaus schießen

Der "Anleihekönig" ist außerdem davon überzeugt, dass die Fed mit ihren Zinserhöhungen über das Ziel hinausschießen und eine negative Inflation herbeiführen wird. Schließlich würde der sprunghafte Anstieg der Teuerung 2022 einem Pendel gleichen, dass nun in Reaktion auf den Zinsanstieg zurückschwinge: "Es ist absurd zu glauben, dass die Inflationsrate von 9,1 Prozent auf 2 Prozent fallen und dann auf magische Weise dort stehen bleiben würde. Es ist fast wie ein physikalisches Gesetz, wenn man ein Pendel hat. Wenn es zu einem Extrem kommt und den Bogen in die andere Richtung zurückgeht, hört es nicht in der Mitte auf. Es geht über die Mitte hinaus", urteilte Gundlach in dem Webcast. Aus diesem Grund geht der Starinvestor davon aus, dass das 2-Prozent-Ziel in 2023 zwar erreicht werden dürfte, auf Jahresbasis dürfte die Teuerung jedoch ins Negative fallen.

40-60-Portfolio empfohlen

Vor diesem Hintergrund sprach sich der DoubleLine Capital CEO auch für ein Investment am Anleihemarkt aus, welchen er dem Aktienmarkt vorzieht: "Der Rentenmarkt ist gegenüber der Börse nachweislich günstig, und ich empfehle kein 60-40-Portfolio, sondern eher ein 40-60-Portfolio oder sogar ein 40-25-15-Portfolio, mit Anleihen, Aktien und anderen Dingen. Die Anleiheallokation wird sich in diesem Jahr als viel lohnender erweisen.", so Gundlach.

Was den weiteren Zinspfad der US-Notenbank angeht, prophezeit der "Bond King", dass es keinen Anstieg der Leitzinsen auf fünf Prozent geben werde. Bis Mai oder Juni würden die Zinsen bei knapp unter fünf Prozent liegen, dann würde die Fed die Zinsen senken. Der Anleihemarkt sende außerdem Signale, die darauf hindeuteten, dass die Zinsen bis Ende 2023 niedriger stehen würden als aktuell, also niedriger als die Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent.

Gundlach bullish für Gold

Neben einem Investment am Anleihemarkt sprach sich Gundlach in seinem Webcast außerdem für Gold im Portfolio aus. Dies sei einem sich abschwächenden US-Dollar geschuldet, der den Goldpreis antreibe und das Edelmetall 2023 zu einem attraktiven Investment mache: "Es ist ein einigermaßen guter Zeitpunkt, um Gold zu kaufen und Gold zu besitzen. Gold war eine meiner Empfehlungen, als ich wieder bullish wurde bei rund 1.800 US-Dollar oder so. Wir sind davon gerade nicht sehr weit entfernt", so der Börsenexperte.

Redaktion finanzen.at

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