Corona-Profiteur |
22.12.2020 08:34:39
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Westwing-Aktie im Fokus: Im Fahrwasser des Corona-Booms
DAS IST LOS BEI WESTWING:
Westwing wurde 2011 gegründet und bezeichnet sein Geschäftsmodell als "inspirationsbasierten" Online-Handel. Nur wer sich als Kunde registriert hat, kann die Angebote auf der Website durchstöbern. Das Unternehmen schätzt den Markt für Möbel und Wohnaccessoires weltweit auf ungefähr 575 Milliarden Euro, davon entfalle rund ein Fünftel auf diejenigen elf Länder, in denen das Unternehmen schon vertreten sei. Mehr als die Hälfte seines Umsatzes erwirtschaftet Westwing bisher im deutschsprachigen Raum.
Schwarze Zahlen stellten sich im operativen Geschäft jedoch erst im laufenden Jahr ein. Während der operative Verlust im Gesamtjahr 2019 noch auf rund 34 Millionen Euro gewachsen war, stand nach den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ein Plus von 9,9 Millionen Euro zu Buche. Unterm Strich blieben davon 4,9 Millionen Euro übrig, knapp die Hälfte davon stammte aus dem dritten Quartal. Der freie Barmittelzufluss verbesserte sich im vergangenen Jahresviertel von minus 4,7 Millionen auf plus 7,1 Millionen Euro.
Wie sehr der Trend zum Online-Shopping in der Corona-Krise das Unternehmen antreibt, lässt sich auch am Umsatz ablesen. In den ersten neun Monaten lag er mit 277 Millionen Euro fast 100 Millionen höher als ein Jahr zuvor. Zuletzt schraubte der Vorstand seine Ziele für das Gesamtjahr oben: So soll der Erlös jetzt 415 bis 440 Millionen Euro erreichen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll bei 37 bis 48 Millionen Euro liegen, was einer Marge zwischen 9 und 11 Prozent entspricht.
Die Geschäftsführung beschrieb das laufende Jahr bei einer Präsentation zum Deutschen Eigenkapitalforum Mitte November als "außergewöhnlich". Einige der Langfristziele für Bruttomarge, Marketingausgaben, operativen Gewinn und Barmittelzufluss könnte Westwing bereits im laufenden Jahr erreichen.
Für das kommende Jahr gebe es mit Blick auf die weitere Entwicklung eine hohe Unsicherheit. Trotzdem sieht Westwing im Online-Handel weiterhin große Wachstumschancen und will dabei vor allem auf seine Eigenmarken setzen.
SO ENTWICKELTE SICH DIE AKTIE:
Seit Monaten befindet sich der Aktienkurs im Höhenflug. Erst Mitte Dezember erreichte er mit 33,96 Euro einen Rekordwert. Wer direkt zum Börsengang im Oktober 2018 eingestiegen war, kann zum aktuellen Kurs von knapp 30,5 Euro noch ein Plus von knapp 17 Prozent verbuchen. Nach der guten Entwicklung in den vergangenen Monaten stieg die Westwing-Aktie noch vor Weihnachten in den Nebenwerte-Index SDax auf.
Bis zu den jüngsten Kursen von über 30 Euro war es für Westwing aber ein langer Weg. Nach dem Start auf dem Börsenparkett war es fast ein ganzes Jahr lang steil bergab gegangen. Vom Ausgabepreis bei 26 Euro sank der Kurs bis September 2019 bis auf 1,80 Euro. Auch in den folgenden Monaten gab es nur marginale Steigerungen. Erst im Zuge der Corona-Krise in diesem Frühjahr ging es merklich aufwärts - und seit dem Sommer steil nach oben.
Insgesamt kam Westwing damit auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 635 Millionen Euro. Möbel-Konkurrent Home24 bringt es derzeit auf 552 Millionen.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Selten sind sich die Analysten untereinander so einig. Alle drei von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Experten sprechen eine Kaufempfehlung für Westwing aus. Zuletzt war der Kurs der Westwing-Aktie allerdings nicht mehr weit von dem durchschnittlichen Kursziel der Experten entfernt, das bei 36,33 Euro liegt.
Angetrieben von der außergewöhnlichen Dynamik durch die Corona-Pandemie könnte Westwing langfristig geplante Ziele bereits in diesem Jahr erreichen, schrieb Berenberg-Analyst Graham Renwick. Das Unternehmen sei auf dem richtigen Weg, seine bereinigte Marge für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) noch in diesem Jahr zu erreichen.
Nach Einschätzung des Experten könnte sich die Entwicklung der vergangenen Monate im vierten Geschäftsquartal fortsetzen. So wurden die Corona-Beschränkungen für das öffentliche Leben inzwischen wieder verschärft.
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MÜNCHEN (dpa-AFX)
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