09.02.2017 23:13:56
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Volkswagen
Dass er aber öffentlich Vorstand und Aufsichtsrat ein Ultimatum stellt, beweist: Im Staate Wolfsburg ist noch mehr faul als im Zuge des Abgasskandals schon bekannt geworden ist. Das eigentliche Ziel des Betriebsrats ist die Abberufung von Markenvorstand Herbert Diess. Man habe kein Vertrauen mehr in ihn, heißt es.
Solche personellen, von Männerbünden geprägten Querelen kommen
auch in anderen Konzernen vor. In Wolfsburg hat der Betriebsrat sogar
aufgrund seiner starken Stellung gewisse Chancen, Diess loszuwerden
sofern er die Vertreter des Landes Niedersachsen als Miteigentümer
auf seine Seite ziehen kann. Doch Einfluss bedeutet auch
Verantwortung. Solche Diskussionen werden zunächst hinter und nicht
vor dem Werkstor geführt.
Noch schwerhöriger, was den Ratschlag des Volkes betrifft, scheint Ferdinand Piëch zu sein. Der 79-jährige Großaktionär und Ex-Konzernchef sieht ausgerechnet in der Abgassaffäre die Chance, seine Fehde mit dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wieder aufleben zu lassen. Selbst ohne den Hinweis, er habe sie vom israelischen Inlandsgemeindienst, besitzt seine Information Sprengkraft: Vorstand und Aufsichtsrat hätten Anfang März und nicht erst im September 2015 von den Manipulationen am Abgassystem erfahren. Trifft dies zu, wurden die Aktionäre durch die späte Veröffentlichung geschädigt und haben Anspruch auf Schadensersatz.
Piëchs Intervention zielt zwar in erster Linie gegen Winterkorn,
bringt aber sozusagen als Kollateralschaden auch einen führenden
Sozialdemokraten in Probleme: Niedersachsens Ministerpräsident
Stephan Weil wusste Piëch zufolge als Mitglied des VW-Aufsichtsrats
ebenfalls früh von den Manipulationen. Er hätte Alarm schlagen müssen
nicht nur im Interesse des Autoherstellers, sondern auch in der
Verpflichtung für den Aufsicht führenden Staat und in Verantwortung
gegenüber den Dieselauto fahrenden Kunden. Letztere sind ohnehin
veärgert, da sie vom Konzern im Vergleich zu den USA als Kunden
zweiter Klasse behandelt werden. Es scheint, als sei außer in
Wolfsburg auch im Staate Niedersachsen manches sehr faul.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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