26.03.2015 22:57:39

Weser-Kurier: Zum Fall Bergdahl schreibt Thomas Spang:

Bremen (ots) - War es richtig, dass US-Präsident Barack Obama mit Terroristen über die Freilassung eines Mannes verhandelte, dem die Army nun Fahnenflucht und Feigheit vorhält? Die Anklage gegen den in Afghanistan ausgetauschten Feldwebel Bowe Bergdahl befeuert einen leidenschaftlichen Streit. Für einige Republikaner ist der 28-jährige schon vor Prozessbeginn jetzt ein Deserteur, der seine Kameraden verraten hat. Sie halten Obama vor, er habe nicht nur die Sicherheit anderer US-Bürger gefährdet, sondern dafür auch noch den Bruch geltender Gesetze in Kauf genommen. Dabei steht bislang nur fest, dass sich der damalige Gefreite nach einem Monat in Afghanistan unerlaubt von seiner Truppe entfernt hat. Dass Bergdahl dabei die Absicht hatte, zu den Taliban überzulaufen und nicht wieder zurückzukehren, ist angesichts seiner zwölf Fluchtversuche schwer zu beweisen. Viel mehr spricht für die Kurzschluss-Handlung eines überforderten Soldaten, der besser gar nicht erst von der Army rekrutiert worden wäre. Leider hatten die US-Streitkräfte 2007 kaum eine andere Wahl, als jeden zu nehmen, der sich freiwillig meldete. Die Generäle mussten genügend Soldaten für die Kriege in Irak und Afghanistan finden. Vor diesem Hintergrund sollte es nicht überraschen, wenn Bergdahl - sofern es überhaupt zu einem Prozess kommt - am Ende nur eine milde Strafe erhält. Mit den Misshandlungen in fünf Jahren Taliban-Gefangenschaft ist der junge Mann gestraft genug für sein Leben. Das politische Gezeter gegen den Präsidenten ist nicht viel mehr als eine billige Kritik. Natürlich musste sich das Weiße Haus dafür einsetzen, Bergdahl zurück in die USA zu bringen
auch wenn es sich in seinem Fall gewiss nicht um einen Helden handelte. Obamas Fehler bestand darin, dessen Rückkehr vor zehn Monaten im Rosengarten zu verkünden. Er hätte es besser bei einer Pressemitteilung belassen.

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