Nachfolger steht fest |
23.08.2024 16:25:00
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Wechsel an der Spitze: Nestlé-CEO Schneider nimmt seinen Hut - Aktie gibt nach
Der neue Firmenlenker und Konzernveteran Laurent Freixe will nun die Performance wieder verbessern und Marktanteile gewinnen. In den vergangenen Quartalen hatte der Nahrungsmittelmulti mit seinen Zahlen enttäuscht. Das spiegelte sich zuletzt auch im Aktienkurs wider, der sich schlecht entwickelte. Dass dies der Grund für den Wechsel an der Konzernspitze ist, wollte Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Analysten zwar nicht bestätigen.
Am Markt herrschte zunächst Unsicherheit vor.
Marktanteile gewinnen
Sowohl der neue Chef Freixe als auch Bulcke erklärten in dem Gespräch unisono, dass es nun darum gehe, die Performance von Nestlé wieder zu verbessern und Marktanteile zu gewinnen. "Mein Fokus liegt auf organischem Wachstum", betonte Freixe. Zukäufe könne er sich zwar vorstellen, aber es gehe darum, wieder stärker aus eigener Kraft zu wachsen. Und zwar vor allem in den Kernkategorien des Konzerns, also bei den Produkten, in denen Nestlé besonders stark sei.
Dazu müsse der Konzern auch investieren, sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in die Produktivität. Zudem will Freixe die digitale Transformation vorantreiben. Das alles sei nicht einfach, denn Nestlé sei ein komplexes Unternehmen. "Wir sind gleichzeitig der globalste und der lokalste Konzern der Welt."
Keine Aussage zur Prognose
Auf die Frage nach Prognosen für 2024 sowie 2025 vertröstete Verwaltungsratspräsident Bulcke die Analysten jedoch. "Ziel dieses Gesprächs ist es nicht, unsere aktuelle Prognose zu kommentieren", betonte er. Vielmehr gehe es darum, die Hintergründe des abrupten Wechsels an der Konzernspitze zu erläutern.
Der Schweizer Lebensmittelriese hatte am Donnerstagabend überraschend den Rücktritt von Konzernchef Mark Schneider bekannt gegeben. Schneider galt bei seinem Amtsantritt noch als Hoffnungsträger. Er stand seit Anfang 2017 an der Spitze von Nestlé und kam damals vom deutschen Gesundheitskonzern Fresenius.
Nestlé-Aktie unter Druck - Unsicherheit nach Chef-Wechsel
Der überraschende Chefwechsel hat am Freitag die Nestlé-Anleger verunsichert. Der Aktienkurs fiel im frühen Züricher Handel um bis zu vier Prozent, während der Schweizer Leitindex SMI nur moderat nachgab. Zuletzt verringerte sich den Abgabedruck auf Nestlé aber etwas, wie das aktuelle Minus von 0,36 Prozent bei 89,12 Schweizer Franken zeigt.
Mit Laurent Freixe wird ein Firmenurgestein von Nestlé den Chefposten von Mark Schneider übernehmen. Die Amtsübergabe findet mehr oder weniger per sofort statt, wie der Konzern am Donnerstagabend mitteilte. In ersten Reaktionen von Analysten hieß es denn auch, der Austausch komme überraschend. Es sei unklar, was der neue Mann an der Spitze des Lebensmittelkonzerns bedeute.
Analystin Celine Pannuti von der Bank JPMorgan gibt sich skeptisch, wenn auch nicht zur eigentlichen Auswahl des neuen Chefs, der seit 1986 für Nestlé tätig ist. Ein solch unerwarteter und rascher Chefwechsel werfe aber Fragen auf hinsichtlich des laufenden Geschäfts und der kommenden Jahre. Ihre These lautet: Bis das neue Management Klarheit über den weiteren Weg bringe, dürfte der Aktienkurs unter Druck bleiben.
Auch die Analysten der UBS weisen in einem ersten Kommentar darauf hin, dass der Chefwechsel Fragen aufwerfe. In Anbetracht dessen, dass sowohl die operative Entwicklung als auch die Kursentwicklung des Konzerns in den letzten zweieinhalb Jahren enttäuscht hätten, sei die Entscheidung keine große Überraschung. Freixe sei den Investoren jedoch gut bekannt und schon 2016 als potenzieller Nachfolger von Paul Bulcke gehandelt worden.
"Big Bang" und "Back to the roots" titelte Vontobel-Experte Jean-Philippe Bertschy. Auch wenn die Entwicklung bei Nestlé zuletzt unterdurchschnittlich gewesen sei, liege es eigentlich nicht in der Tradition des Konzerns, solch abrupte Wechsel vorzunehmen. Die Herausforderungen für den neuen Mann an der Spitze seien umfangreich, doch radikale Änderungen erwartet der Experte nicht. Er rechnet eher mit einer gewissen Kontinuität bei gleichzeitiger Re-Fokussierung auf die Marken und die Konsumenten. Auf jeden Fall brauche Nestlé nun Stabilität, um das Vertrauen der Investoren wiederzuerlangen.
Laut Analysten Andreas von Arx von der Baader Bank ist der bisherige Konzernlenker Schneider vor allem über die Kursentwicklung bei Nestlé gestolpert. 2024 hat der Kurs um zehn Prozent nachgegeben, womit die Aktie zu den zwei schlechtesten im SMI zählt. Seit dem Rekordhoch von Anfang 2022 fällt der Kursrutsch aber viel deutlicher aus. Gut ein Drittel ist er seither gefallen - und das bei einer Aktie, die von vielen Anlegern als eher defensive Anlagemöglichkeit angesehen wird.
Von Arx sieht in dem abrupten Wechsel an der Spitze denn auch ein Indiz für Anlegerdruck. Er hob vor diesem Hintergrund hervor, dass eine schnelle Entscheidung getroffen wurde. Die Besetzung mit einem internen Kandidaten sei dabei möglicherweise nicht nach dem Geschmack der Investoren, vermutet er. Diese hätten vielleicht eher eine ausführliche Suche nach einem Nachfolger begrüßt. Die Botschaft sei nun eher Stabilität als langfristige Veränderung.
ZÜRICH (Dow Jones / dpa-AFX)
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