01.09.2015 21:12:38
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WAZ: In Europa geht es um Anstand. Kommentar von Lutz Heuken zur Flüchtlingssituation
Essen (ots) - Wer die Bilder aus Mazedonien sieht, wo total
überforderte Polizisten Bürgerkriegs-Flüchtlinge aus dem Nahen Osten
behandeln wie Vieh, die Bilder aus Ungarn, wo sich Flüchtlinge an neu
verlegtem Stacheldraht böse Wunden zuziehen, und die Bilder aus
Budapest, wo verzweifelte und völlig erschöpfte Menschen Züge
stürmen, die sie nach Deutschland bringen sollen, der kann nur sagen:
Europa soll sich schämen. Welch ein Versagen der Gemeinschaft der 500
Millionen EU-Europäer! Welch eine Schande für die EU, die doch mehr
sein will als ein Markt, die Menschenrechte in aller Welt anmahnt und
die Vorbild für andere Völker-Bünde sein will. Und die so jämmerlich
versagt, wenn es darum geht, einigen Hunderttausend Menschen Zuflucht
zu bieten vor der Hölle ihrer syrischen, afghanischen oder irakischen
Heimat. In Deutschland haben fast all diese Menschen Recht auf Asyl.
Warum aber müssen sie sich dann auf den quälenden, oft
lebensgefährlichen Weg in die Freiheit machen? Warum ertrinken sie im
Meer, ersticken in Lkw? Warum bemühen sich einige Länder wie Schweden
und Deutschland um diese Menschen, während sich andere - wie Polen
und die baltischen Länder - vor ihrer moralischen Verantwortung
drücken. Das unwürdige Geschacher um die Flüchtlinge erweckt den
Eindruck, dass dieses große Europa wegen dieser Menschen vor dem
finanziellen Kollaps und dem organisatorischen Chaos steht. Die
Flüchtlinge erscheinen so als Bedrohung unserer Lebensweise und
unseres Wohlstandes. Wundert es da, wenn sich Rechtsextremisten
berufen fühlen, Flüchtlinge anzugreifen? Doch wie sieht die Realität
aus: Selbst in Deutschland, das in diesem Jahr 800000 Flüchtlinge
erwartet, kommt nur 1 Flüchtling auf 100 Einwohner. Und das soll ein
reiches Land, das soll eine reiche Europäische Union überfordern?
Eine Union, die Milliarden und Milliarden ausgibt, um Banken zu
retten? Nein, in der Frage der Flüchtlinge geht es in Europa nicht um
den Wohlstand. Es geht um Anstand.
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