Imperium 18.09.2024 06:10:00

Vom indischen Unternehmer zu einem der reichsten Menschen der Welt: Die Geschichte des Reliance Industries-Geschäftsführers Mukesh Ambani

Vom indischen Unternehmer zu einem der reichsten Menschen der Welt: Die Geschichte des Reliance Industries-Geschäftsführers Mukesh Ambani

• Bachelor in Chemieingenieurwesen
• Stanford-Studium abgebrochen
• Früher Einstieg bei Familienunternehmen Reliance Industries


In Familienkonzern hineingeboren

Mukesh Dhirubhai Ambani wurde am 19. April 1957 in Aden, der viertgrößten Stadt im Jemen, als Sohn von Dhirubhai Ambani und Kokilaben Ambani geboren. Ambani hat außerdem einen jüngeren Bruder, Anil Ambani, und zwei Schwestern, Nina Bhadrashyam Kothari und Dipti Dattaraj Salgaonkar. Sein Vater Dhirubhai gründete 1966 das Erdöl- und Textilunternehmen Reliance Industries, damals noch unter dem Namen Reliance Textiles and Engineers, und brachte es 1977 an die Bombay Stock Exchange (BSE).

Ambani besuchte laut "CNN" das Institut für Chemische Technologie an der Universität von Bombay (heute Mumbai) und schloss die Ausbildung 1979 mit einem Bachelor in Chemieingenieurwesen ab. Zwischen 1979 und 1989 war er außerdem an der Stanford University eingeschrieben, verließ die US-amerikanische Eliteuniversität jedoch ohne Abschluss, um den Bau einer Polyestergarnfabrik für Reliance zu unterstützen.

Reliance-Einstieg im Jahr 1981

Im Jahr 1981 begann Ambani dann offiziell, bei der Firma seines Vaters zu arbeiten, wie die "Times of India" berichtet. Seit seinem Eintritt in das Unternehmen war er vor allem für die Rückwärtsintegration von Textilien in Polyesterfasern sowie den Ausbau der Petrochemie, Erdölraffination und der Öl- und Gasproduktion zuständig, wie Reliance informiert. 1985 verstarb Rasikbhai Meswani, der damalige geschäftsführende Direktor des Konzerns, 1986 erlitt Ambanis Vater Dhirubhai dann einen Schlaganfall, wie der Unternehmer 2011 in einem Interview mit dem Online-Portal "wealthymatters" erzählte. Zwar habe sich der Reliance-Gründer anschließend wieder erholt, zwischenzeitlich mussten Amabani und sein Bruder Anil aber die Geschäfte des Konzerns leiten.

2002 starb Dhirubhai dann im Alter von 69 Jahren, wie CNN berichtet. Ambanis Vater hinterließ jedoch kein Testament, was eine folgenschwere Fehde zwischen den beiden Söhnen zur Folge hatte. Auf einer Vorstandssitzung wurde Mukesh Ambani schließlich zum Vorsitzenden von Reliance ernannt, sein Bruder Anil wurde stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer. In den Folgejahren wurde aber bekannt, dass es nach wie vor Unstimmigkeiten um die Konzernleitung gab.

Unternehmensteilung nach Streit

In den Jahren nach Dhirubhais Tod verhärteten sich die Fronten zwischen Mukesh und Anil, ehe deren Mutter Kokilaben Ambani 2005 dafür sorgte, dass der Streit zwischen ihren Söhnen beigelegt wurde. Ihr Sohn Mukesh erhielt mit Reliance Industries die Obhut über die Branchen Öl, Petrochemie sowie Textilien, während sein Bruder Anil die neueren Geschäftssektoren des Mischkonzerns, darunter Telekommunikation und digitale Dienstleistungen, übernahm, so CNN. Damit ging auch die Aufspaltung des Unternehmens einher. Ambanis Bruder leitet seitdem die Reliance - Anil Dhirubhai Ambani Group, kurz: Reliance Group.

Kritik für Bau von 27-stöckigem Wohnhaus

Trotz der mittlerweile alleinigen Leitung des Milliardenkonzerns fand Ambani Zeit, selbst eine Familie zu gründen. Bereits 1985 heiratete er seine Frau Nita, mit der er drei Kinder - eine Tochter namens Isha und zwei Söhne namens Anant und Akash - hat. Seit 2010 wohnt Ambani mit seiner Familie in einem 27-stöckigen Haus in Mumbai, das in Anlehnung an die mythische Insel "Antilia" getauft wurde, so die "Los Angeles Times". Das Gebäude mit einer Fläche von mehr als 37.000 Quadratmetern wurde sieben Jahre lang gebaut und gilt als das teuerste private Wohnhaus aller Zeiten. Die genauen Kosten der Immobilie sind nicht bekannt, ein Sprecher der Familie erklärte aber, dass der Bau zwischen 50 und 70 Millionen US-Dollar gekostet habe. Laut Medienberichten werden die tatsächlichen Gesamtkosten aber deutlich höher geschätzt. Mit dem Bau zog Ambani heftige Kritik auf sich. "Es ist eine überwältigende Darbietung von Reichtum", kommentierte Autor Hamish McDonald, der ein Buch über die Familienverhältnisse der Ambanis geschrieben hat, gegenüber dem Blatt. "Es ist eine Art Positionierung der Wirtschaftsmagnaten als die neuen Maharadschas von Indien."

2021 wurde ein mit Sprengstoff beladenes Auto vor dem Gebäude geparkt. Zu einer Explosion kam es jedoch nicht. Bei der Untersuchung des Fahrzeugs wurde außerdem ein angeblicher Drohbrief gefunden, wie CNN berichtete. Kurz darauf wurde der Polizeibeamte Sachin Vaze aufgrund seiner mutmaßlichen Beteiligung an der Aktion verhaftet.

Vermögen in Milliardenhöhe

Aufgrund der Leitung von Reliance Industries ist Ambani außerdem kein Unbekannter auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen weltweit. Derzeit befindet sich der Unternehmer mit einem Vermögen von 116 Milliarden US-Dollar auf dem zwölften Platz des Rankings (Stand: 16. September 2023) und damit noch hinter Tesla-CEO Elon Musk, Amazon-Gründer Jeff Bezos und LVMH-Chef Bernard Arnault. Im Oktober 2007 schaffte er es aber zweitweise auf den ersten Platz der Liste, wie aus einem Bericht der "Economic Times" hervorgeht. Damals belief sich sein Vermögen auf 63,2 Milliarden US-Dollar.

Reliance Foundation setzt philanthropische Projekte um

Im Jahr 2010 rief Ambani mit seiner Frau Nita die "Reliance Foundation" ins Leben. Die gemeinnützige Organisation wird auch von Ambanis Gattin geleitet und soll die Herausforderungen Indiens mit verschiedenen Projekten meistern, wie es auf dem Webauftritt heißt. Zu den Aufgabengebieten der Stiftung gehören ländliche Transformation, Gesundheit, Bildung, Sport, Emanzipation von Frauen, Katastrophenmanagement, Kunst sowie die Erneuerung von urbanem Raum. "Ich versichere Ihnen, dass die Reliance Foundation bei jeder Herausforderung, der sich Indien gegenübersieht, an der Seite jedes Inders steht und dies auch weiterhin tun wird", erklärte Nita Ambani. "Gemeinsam werden wir sie meistern, wie wir es immer getan haben."

Fokus auf Digitalisierung

Auch wenn Reliace Industries nach wie vor das Kerngeschäft um Petrochemie und Textilien bedient, streckt Ambani mittlerweile auch vermehrt die Fühler in Richtung modernerer Themen aus. Besonders im Bereich der Digitalisierung ist der Geschäftsführer aktiver geworden. "Alles, was digital werden kann, wird auch digital", zitierte Forbes den Unternehmer dazu. "Indien kann es sich nicht leisten, zurückzubleiben." Mit dem Mobilfunknetzwerk Jio biete Reliance Kunden seit 2016 etwa Highspeed-Internet zum Kampfpreis an, so CNN. Einige Konkurrenten mussten sich aufgrund des daraus resultierenden Preiskrieges ganz aus dem Sektor zurückziehen, weil sie nicht mehr wettbewerbsfähig waren. 2020 sammelte Ambani Geldmittel in Höhe von mehr als 27 Milliarden US-Dollar ein, die in die Weiterentwicklung von Jio flossen. Auch Tech-Riesen wie der Facebook-Konzern Meta und der Suchmaschinenanbieter Google investierten im Rahmen der Finanzierungsrunde in den Dienst.

Reliance-Nachfolge gesichert

Im August 2022 erklärte der Unternehmer gegenüber CNN, dass er derzeit nicht plane, die Unternehmensführung abzugeben. Sobald dies aber nötig sei, würden seine Kinder das Zepter in die Hand nehmen, so Ambani. Reliance-Führungskräfte schulen die Nachkommen des Milliardärs dazu bereits täglich. "Unsere Führungskräfte der nächsten Generation übernehmen selbstbewusst die Zügel in den Unternehmen", bestätigte er. "Akash und Isha haben Führungsrollen bei Jio bzw. im Einzelhandel übernommen. Sie haben sich von Anfang an leidenschaftlich für unser Verbrauchergeschäft engagiert. […] Anant ist ebenfalls mit großem Eifer in unser neues Energiegeschäft eingestiegen." Die Nachfolge des Ambani-Clans scheint damit gesichert.

Redaktion finanzen.at

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