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23.08.2016 17:24:46

UPDATE3/Volkswagen einigt sich mit Zulieferern

   --Zulieferer wollen Lieferboykott schnell beenden

   --Volkswagen will Arbeitnehmer früher zurück in die Werke holen

   --Lieferverträge laufen weiter

   --Parteien einigen sich auf engere Abstimmung

   (NEU: Durchgehend neu)

   Von Hendrik Varnholt

   FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen hat den Streit mit seinen Zulieferern ES Automobilguss und Car Trim beigelegt. Das berichteten am Dienstag übereinstimmend der Autokonzern und die beiden Lieferanten. Die Zulieferer kündigten an, ihren Lieferboykott "kurzfristig" zu beenden. Ein Volkswagen-Sprecher sagte vor dem Hintergrund am Nachmittag, vor allem in den Teilewerken des Autokonzerns könnten die Beschäftigten voraussichtlich früher wieder zur Arbeit zurückkehren als in dem bislang verfolgten Notfallplan vorgesehen.

   Wie informierte Personen auf Seiten beider Verhandlungsparteien in Gesprächen mit Dow Jones Newswires sagten, haben sich Volkswagen und die Automobilzulieferer am Dienstagmorgen darauf geeinigt, die bestehenden Lieferbeziehungen fortzuführen. Der Autokonzern und die Zulieferer legten den Angaben zufolge zudem fest, dass sich Führungskräfte der Unternehmen künftig enger austauschen und insbesondere vor Auslaufen eines Auftrags miteinander kommunizieren.

   Der Streit zwischen ES Automobilguss und Car Trim auf der einen Seite und Volkswagen auf der anderen hatte sich nach Angaben der Insider allerdings vor allem an einem für die Zukunft geplanten Projekt entzündet. Nach Darstellung der Zulieferer hat Volkswagen die Zusammenarbeit in dem Projekt überraschend gekündigt. In der Folge forderten die Lieferanten rund 50 Millionen Euro Schadensersatz. Den Insider-Angaben zufolge einigten sich Volkswagen und die Zulieferer nun darauf, die in der Sache geführten Auseinandersetzungen beizulegen. Offen blieb zunächst, ob der Autokonzern den Lieferanten in dem Zusammenhang Schadensersatz zahlt - und damit, ob ES Automobilguss und Car Trim ihr Ziel mit dem Lieferboykott erreicht haben.

Juristische Auseinandersetzung ist formell noch nicht beendet Sowohl Volkswagen als auch die Zulieferer verwiesen auf eine Vereinbarung, Stillschweigen über die Details des Verhandlungsergebnisses zu bewahren. Ein Sprecher des Landgerichts Braunschweig, vor dem sich die Parteien wegen des offenbar geplatzten Projekts stritten, sagte am Dienstagnachmittag, die Rechtsstreitigkeiten seien noch immer anhängig. Bislang habe niemand die entsprechenden Anträge zurückgezogen.

   ES Automobilguss und Car Trim sind Lieferanten von Sitzbezügen und Getriebegehäusen. Weil die Unternehmen die Teile seit einigen Tagen nicht mehr bereitstellten, stoppte Volkswagen am Montag die Produktion des Modells Golf in Wolfsburg. Schon vorher hatte der Konzern die Passat-Herstellung in Emden vorläufig eingestellt. Von dem Lieferboykott sind zudem Volkswagen-Werke betroffen, die etwa Getriebe herstellen. Nach einem Notfallplan des Autoherstellers sollten insgesamt rund 27.700 Mitarbeiter wegen des Teilemangels zeitweise ihre Arbeit einstellen.

   Nach den Worten eines Volkswagen-Sprechers dürften die Auswirkungen angesichts der Einigung aber geringer ausfallen. Wahrscheinlich sei etwa, dass am Standort Kassel anders als bislang geplant keine Arbeitspausen notwendig würden. In der dortigen Getriebe- und Abgasanlagenfertigung hatte Volkswagen eigentlich vom 25. bis zum 29. August die Arbeit von rund 1.500 Beschäftigten verkürzen wollen. Als unwahrscheinlich bezeichnete es der Sprecher dagegen, dass die Golf-Produktion in Wolfsburg mit rund 10.000 Mitarbeitern schon in dieser Woche wieder in Betrieb gehe.

Arbeitnehmervertreter kritisieren Zulieferer Im Umfeld von Volkswagen herrschte am Dienstag gleichwohl Erleichterung. Der Betriebsrat begrüße die Einigung, sagte ein Sprecher der Arbeitnehmervertretung bei Volkswagen. Über das Vorgehen der Zulieferer äußerte er sich abermals empört. Die Mitarbeiter hätten "kein Verständnis dafür, dass sie wegen des einseitig verhängten Lieferstopps nicht mehr an ihre Arbeitsplätze gehen konnten".

   Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kritisierte das Vorgehen der zur Prevent-Gruppe gehörenden Zulieferer: "Es bleibt bei mir ein Unbehagen über das Vorgehen der Prevent Group, die nicht bereit war, den in unserem Rechtsstaat vorgesehenen Weg einer Klärung vor den Gerichten zu gehen", sagte Weil laut einer Mitteilung. Die Zulieferergruppe habe "stattdessen einen Großkonflikt mit beträchtlichen Schäden eröffnet". Das Landgericht Braunschweig hatte die Zulieferer in Einstweiligen Verfügungen zur Wiederaufnahme der Lieferungen verpflichtet. Die Unternehmen reagierten darauf zunächst aber nicht.

   Weil gab sich zugleich aber erleichtert. "Es ist gut, dass jetzt eine Einigung erfolgt ist und damit die Klärung eines Streits, der für alle Beteiligten wirtschaftlich schädlich und belastend war", sagte er. Die Volkswagen-Beschäftigten könnten nun "rasch wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren". Sie seien "Opfer eines Konflikts geworden, der ohne Not auf ihrem Rücken ausgetragen worden ist". "Dieses Beispiel darf keine Schule machen", forderte Weil mit Blick auf das Vorgehen der Zulieferer.

   Auch an der Börse sorgte die Einigung für Zufriedenheit. Der Kurs der Volkswagen-Vorzugsaktie lag am Nachmittag rund 2,7 Prozent im Plus. Die Marktteilnehmer hätten "nach dem Dieselgate einfach keine weitere offene Flanke bei VW sehen" wollen, sagte dazu ein Aktienhändler.

   (Mitarbeit: Michael Denzin)

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

   DJG/hev/kla

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   August 23, 2016 10:54 ET (14:54 GMT)

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