21.07.2015 14:45:46

UPDATE2/SAP kommt mit Umbau gut voran, Kosten drücken den Gewinn

   --SAP verdient unterm Strich 15 Prozent weniger

   --Betriebsergebnis steigt minimal

   --Konzernumbau kommt schneller voran als geplant, Großteil der Restrukturierungskosten bereits gebucht

   --SAP bestätigt Ausblick, sieht hohe Wachstumsdynamik in neuen Kerngeschäftsfeldern

   (NEU: Weitere Aussagen des Finanzvorstandes)

   Von Archibald Preuschat

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bei Deutschlands größtem Software-Hersteller SAP hat der Umbau des Geschäftsmodells im zweiten Quartal seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der Wechsel von fest installierter Software zu Programmen aus ausgelagerten Rechenzentren - der Cloud - nagt an der Marge, Restrukturierungskosten am Nettoergebnis. Doch Finanzvorstand Luka Mucic sieht SAP jetzt bestens gerüstet für die Zukunft. Das DAX-Unternehmen soll profitabler werden. Die Notwendigkeit für weitere Konzernumbauten im kommenden Jahr sieht Mucic nicht mehr, wie er am Dienstag bei der Zahlenvorlage sagte. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte SAP.

   Nach Steuern und Minderheitsanteilen verdiente der DAX-Konzern aus Walldorf 471 Millionen Euro, das sind 15 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, in dem das Nettoergebnis bereits mit 298 Millionen Euro für eine Rückstellung in einem Rechtsstreit belastet war. Hauptgrund für diese Entwicklung sind laut Mucic Restrukturierungskosten. Er bezifferte die in diesem Jahr bislang angefallenen Restrukturierungskosten auf 418 Millionen Euro, das ist der Löwenanteil der im Gesamtjahr erwarteten Kosten von 470 Millionen bis 530 Millionen Euro.

   SAP hatte im März angekündigt, etwa 2.200 Mitarbeiter, rund 3 Prozent der Gesamtbelegschaft, entweder für höherwertige Tätigkeiten zu qualifizieren oder ihnen Abfindungsangebote zu unterbreiten, damit sie das Unternehmen verlassen. Mit diesem Programm, dem zweiten innerhalb von zwei Jahren, sei man im zweiten Quartal recht zügig vorangekommen, sagte Mucic. Im kommenden Jahr sieht er keine Notwendigkeit für ähnliche Maßnahmen, die sich im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich positiv auf das operative Ergebnis auswirken sollen.

   In einem Telefoninterview mit dem Wall Street Journal sagte der Finanzvorstand, dass auch die Investitionen in das Cloud-Geschäft, etwa den Bau von Rechenzentren, ihren Höhepunkt bereits im ersten Halbjahr des Vorjahres ihren Höhepunkt überschritten haben. "Wir müssen die Rechenzentren-Kapazitäten nicht mehr erweitern", sagte Mucic.

   Er stellte auch ein steigendes operatives Ergebnis in Aussicht. "Wir sind fest überzeugt, dass das Cloud-Geschäft nicht nur unseren Umsatz steigert, sondern langfristig auch unser Betriebsergebnis erhöhen wird." Auch die Marge aus dem Cloud-Geschäft soll zulegen.

   Dieses zeigte im abgelaufenen Quartal trotz deutlicher Umsatzsteigerungen nur ein leichtes Plus und erreichte nach den IFRS-Rechnungslegungsstandards 701 Millionen Euro, 1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch nach Nicht-IFRS-Standards und um Währungsschwankungen bereinigt stieg die Kennziffer um 1 Prozent und erreichte 1,39 Milliarden Euro. Mit dem Wert verfehlte SAP die Markterwartungen von 1,4 Milliarden Euro leicht. Die operative Marge des Software-Herstellers sank nach Nicht-IFRS-Standards um 1,7 Punkte auf jetzt 28 Prozent. Währungsbereinigt betrug der Rückgang 2 Prozent. Wie andere Unternehmen auch profitiert SAP von einem schwächeren Euro insbesondere gegenüber dem Dollar.

   Umsatzseitig haben sich die Trends der vergangenen Quartale fortgesetzt. So verzeichnete das Cloud-Geschäft (Non-IFRS) ein Plus von währungsbereinigt 92 Prozent auf 555 Millionen Euro. Cloud und Software zusammen erlösten 4,07 Milliarden Euro, ein währungsbereinigtes Plus von 9 Prozent. Der Gesamtumsatz legte derweil währungsbereinigt um 8 Prozent auf 4,97 Milliarden Euro zu.

   Von Dow Jones befragte Analysten hatten im Vorfeld mit einem Gesamtumsatz von 4,91 Milliarden Euro sowie Erlösen aus Cloud und Software von 4,07 Milliarden Euro gerechnet. Die Schätzungen beziehen sich auf Nicht-IFRS-Zahlen, die das Unternehmen bei seiner Berichterstattung auch selbst in den Vordergrund stellt. Der Markt war sich derweil uneins über die Qualität des SAP-Quartalsergebnisses. Während die Aktie zunächst deutlich schwächer notierte, drehte sie zur Mittagszeit ins Plus. Um 14.13 Uhr liegt das Papier mit 0,3 Prozent bei 68,58 Euro leicht im Minus und folgt der Entwicklung des Leitindex DAX.

   Der Trend zur steigenden Bedeutung der Cloud auf Kosten der Profitabilität zeichnet sich bereits seit geraumer Zeit ab. Nun ist das Cloud-Geschäft nicht per se unrentabler als das mit fest installierter Software. Doch es braucht vier Jahre, bis in der Cloud die Umsätze erreicht werden, die im klassischen Software-Geschäft sofort anfallen würden. Die gleiche Profitabilität wird wegen Anlaufkosten für den Bau von Rechenzentren sogar erst nach fünf Jahren erreicht. Das hemmt das Ergebnis-Wachstum von SAP.

   SAP geht nach wie vor von einem stark steigenden Cloud-Geschäft aus, es soll im laufenden Jahr 1,95 bis 2,05 Milliarden Euro erlösen. Das Wachstum von etwa 86 Prozent wird freilich zu 50 Prozentpunkten von den jüngsten Zukäufen Concur und Fieldglass getragen. Im vergangenen Jahr kaufte SAP das cloud-basierte Reisekostenabrechnungssystem Concur für 8,2 Milliarden Dollar, der teuerste Zukauf in der Geschichte des Unternehmens aus Walldorf.

   SAP bekräftige bei der Vorlage des Zweitquartalsberichts auch, dass sich das Betriebsergebnis im Gesamtjahr auf 5,6 bis 5,9 Milliarden Euro summieren soll, im Vorjahr wurden 5,64 Milliarden Euro erreicht. Die Cloud- und Softwareerlöse werden weiterhin auf Nicht-IFRS-Basis und währungsbereinigt um 8 bis 10 Prozent über dem Vorjahreswert von 14,33 Milliarden Euro erwartet.

   Positiv stimmt Mucic die Wachstumsdynamik im wichtigen Geschäft rund um die Echtzeit-Datenbank Hana. Sie wird per Ende Juni von 7.200 Kunden eingesetzt, doppelt so vielen wie noch zum Ende des ersten Quartals. SAP S/4 Hana, eine Software, die Hana-Technologie nutzt und sowohl fest installiert wie auch in der Cloud eingesetzt werden kann, hatte zum Ende des 2. Quartals 900 Kunden, verglichen mit 360 drei Monate zuvor. Mucic stimmt das hoffnungsfroh, der gemeinsame Verkauf der Software-Applikationen mit der Datenbank ist für SAP naturgemäß lukrativer, als wenn Kunden SAP-Software auf Datenbanken von Mitbewerbern, etwa Oracle, nutzen.

   Regional verzeichnete SAP das stärkste Wachstum in der Region Amerika, wo die Erlöse bei Cloud und Software währungsbereinigt um 13 Prozent zulegten, in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) betrug das Plus ebenso wie in Asien 7 Prozent.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/kla

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   July 21, 2015 08:14 ET (12:14 GMT)

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