12.05.2016 12:34:46

UPDATE2/RWE verbessert Betriebsergebnis dank gutem Handelsgeschäft

   -- RWE bestätigt Prognose

   -- Konzern rechnet aber mit höheren Schulden

   -- RWE lehnt Vorschlag der Atomkommission ab

   (NEU: Weitere Details, Aussagen des Finanzvorstands)

   FRANKFURT (Dow Jones)--Ein überraschend gutes Handelsgeschäft sorgt bei RWE für operative Verbesserungen: Das Betriebsergebnis des Energiekonzerns ist im ersten Quartal um 7 Prozent gestiegen. Dennoch bestätigte RWE den pessimistischen Ausblick für das Gesamtjahr. Anders als bisher rechnet der Konzern nun zudem mit einem Anstieg der Schulden.

   Am Aktienmarkt kamen die Ergebnisse sehr gut an: Der Kurs des RWE-Papiers verbesserte sich am Donnerstagmittag um knapp 9 Prozent und ist damit Spitzenreiter im DAX.

   Die Handelsssparte steigerte ihr operatives Ergebnis in der Zeit von Januar bis März von 7 Millionen Euro auf 166 Millionen Euro. Konzernweit legte das Betriebsergebnis von 1,63 Milliarden Euro auf 1,75 Milliarden Euro zu. Damit übertraf RWE die Erwartungen der Analysten deutlich: Die von Dow Jones Newswires befragten Branchenexperten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 1,44 Milliarden Euro gerechnet.

   Die niedrigen Börsenstrompreise belasten die Ergebnisse von RWE gleichwohl weiterhin. Die Probleme des Konzerns zeigten sich abermals besonders deutlich im Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken, das unter der Konkurrenz durch erneuerbare Energien leidet. Das operative Ergebnis der Sparte ging um 20 Prozent auf 354 Millionen Euro zurück.

   Auch im britischen Vertriebsgeschäft hat RWE weiterhin Schwierigkeiten. Der Konzern erwarte für die Tochter NPower einen Verlust für das Gesamtjahr, sagte Finanzvorstand Bernhard Günther bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Im ersten Quartal habe die Sparte aber ein positives Ergebnis erzielt. Das genaue Ergebnis weist RWE nicht mehr aus. RWE hatte im vergangenen Jahr in Großbritannien mehr als 350.000 Kunden verloren, nachdem es zu Abrechnungsproblemen gekommen war. Im ersten Quartal hat sich nach den Worten Günthers die Zahl der Kunden um 20.000 reduziert - das sei der geringste Rückgang seit 2013 gewesen.

Deutlich höhere Schulden im ersten Quartal Unter dem Strich, aber bereinigt um Sondereffekte, verdiente RWE in der Zeit von Januar bis März 857 Millionen Euro und damit 2,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein Grund für den Rückgang war, dass sich im Vorjahr Einmalerträge aus dem Verkauf von Wertpapieren positiv ausgewirkt hatten. Der Nettogewinn sank noch stärker: Nach Steuern und Dritten verdiente RWE 879 Millionen Euro, nach 2,17 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch bei dieser Kennzahl hatte ein Sondereffekt im vergangenen Jahr für einen deutlichen Anstieg gesorgt. RWE hatte einen Buchgewinn von 1,45 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea erzielt.

   Rückschritte machte RWE bei den Verbindlichkeiten. Die Nettoschulden stiegen seit Ende Dezember von 25,1 Milliarden Euro auf 27,9 Milliarden Euro. Hauptgründe dafür waren ein saisonal bedingter Rückgang des Free Cash Flow sowie höhere Pensionsrückstellungen aufgrund gesunkener Zinsen. Deshalb rechnet RWE für das laufende Jahr nun mit einem leichten Anstieg der Verschuldung. Bisher hatte der Konzern einen Wert auf dem Niveau des Vorjahres in Aussicht gestellt.

   Den Vorschlag der Atomkommission zur Finanzierungs des Kernenergieausstiegs lehnt der Konzern vor diesem Hintergrund weiter ab. Die Empfehlung sei "nicht akzeptabel", sagte Günther. Die Kosten für RWE könnten sich nach den Worten des Finanzvorstands insgesamt auf etwa 6,7 Milliarden Euro belaufen. Enthalten wäre ein Risikoaufschlag in Höhe von 1,7 Milliarden Euro. "Das ist zu viel", sagte Günther, der Vorschlag gehe über das "wirtschaftlich Verantwortbare" hinaus. RWE suche weiter das Gespräch mit der Politik, um eine Lösung zu finden.

   Der Vorschlag der von der Regierung eingesetzten Atomkommission sieht vor, dass RWE, Eon, EnBW und Vattenfall ihre Rückstellungen von 17,2 Milliarden Euro für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einbringen. Hinzu kommen soll noch ein Risikoaufschlag von 6,1 Milliarden Euro. Damit würden sich die Konzerne ihrer Haftung entledigen.

Handelsgeschäft unterliegt großen Schwankungen Trotz der operativen Verbesserungen ist RWE mit Blick auf die Ergebnisse für das Gesamtjahr weiter pessimistisch. Der Konzern verwies darauf, dass die Erträge im Energiehandel im Jahresverlauf großen Schwankungen unterlägen und das erste Quartal in der Energiebranche traditionell stark sei. Das EBITDA soll im laufenden Jahr 5,2 Milliarden Euro bis 5,5 Milliarden Euro betragen. Das wäre ein Rückgang von bis zu einem Viertel. Das Betriebsergebnis wird nach der Prognose um bis zu 27 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro bis 3,1 Milliarden Euro sinken. Das bereinigte Nettoergebnis wird nach den Erwartungen von RWE im schlimmsten Fall um mehr als die Hälfte zurückgehen: Der Konzern rechnet mit einem Wert von 500 Millionen Euro bis 700 Millionen Euro.

   Angesichts der dramatischen Veränderungen auf den Strommärkten hatte RWE im vergangenen Jahr einen Umbau angestoßen. Das Wachstumsgeschäft mit den erneuerbaren Energien will der Konzern in eine neue Aktiengesellschaft überführen, die Anfang April unter dem Übergangsnamen RWE International gestartet ist. Voraussichtlich Ende des Jahres will der Konzern 10 Prozent der Anteile der Gesellschaft über eine Kapitalerhöhung an die Börse bringen. Das Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken sowie der Energiehandel bleiben bei RWE.

   Kontakt zum Autor: jenny.busche@wsj.com

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   May 12, 2016 06:04 ET (10:04 GMT)

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