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25.09.2015 22:12:48

UPDATE/VW macht Matthias Müller zum Chef und baut den Konzern um

   --Müller hat die Konzernführung mit sofortiger Wirkung übernommen

   --VW-Aufsichtsrat beschließt auch Umbau der Unternehmensstruktur

   --Volkswagen bildet Markengruppen und dezentralisiert sich

   --Wegen des Abgasskandals ist unter anderem Porsche-Entwicklungschef Hatz beurlaubt

   (Neu: Zusammenfassung der Entwicklungen, weitere Details und Hintergründe)

   Von Hendrik Varnholt

   FRANKFURT (Dow Jones)--Porsche-Chef Matthias Müller hat die Führung des Volkswagen-Konzerns übernommen. Der Aufsichtsrat des Autoherstellers habe den 62 Jahre alten Manager mit sofortiger Wirkung zum Vorstandsvorsitzenden berufen, sagte der geschäftsführende Vorsitzende des Kontrollgremiums, Berthold Huber, am Freitag. Müller ist damit Nachfolger von Martin Winterkorn, der am Mittwoch wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte von Dieselmotoren zurückgetreten war.

   Der Volkswagen-Aufsichtsrat beschloss am Freitag zudem, schon zu Beginn des nächsten Jahres die Konzernstruktur umzubauen: Viele Aufgaben verlagert der Autohersteller demnach aus der obersten Konzernführung auf die Marken und Regionalorganisationen. "Wir fahren die Komplexität im Konzern zurück", sagte Huber. Die übergeordneten Abteilungen sollten sich künftig "auf Effizienzen und Zukunftsthemen" konzentrieren, teilte Volkswagen mit.

   Die nun beschlossene Dezentralisierung des Konzerns hatten die Volkswagen-Verantwortlichen noch unter Winterkorn vorbereitet. Der geschäftsführende Aufsichtsratschef Huber stellte die Veränderungen aber auch in einen Zusammenhang mit dem Abgasskandal. Die Entwicklungen der vergangenen Tage hätten die Dringlichkeit des Vorhabens bestätigt, sagte Huber. Volkswagen werde deshalb bei der Umsetzung der neuen Führungsstruktur "keine Zeit verlieren".

   Volkswagen hatte nach einer Veröffentlichung amerikanischer Behörden am Sonntag zugegeben, die Steuerungssoftware bestimmter Dieselmotoren so konzipiert zu haben, dass sie bei Abgastests den wahren Schadstoffausstoß verschleiert. Der dadurch ausgelöste Skandal hat innerhalb des Autokonzerns mehrere Personalentscheidungen ausgelöst. "Der Aufsichtsrat hat nach aktueller Erkenntnislage empfohlen, einige Mitarbeiter umgehend zu beurlauben", heißt es in einer Mitteilung des Aufsichtsrats.

   Am Freitagabend bestätigte ein Porsche-Sprecher, zu den Beurlaubten gehöre der Entwicklungsvorstand des Sportwagenbauers, Wolfgang Hatz. Hatz war seit dem Jahr 2011 Porsche-Entwicklungsvorstand. Im Volkswagen-Konzern war er zuvor für die Motoren- und Getriebeentwicklung verantwortlich gewesen.

   Die Personalentscheidungen sind keine Überraschung. Eine informierte Person hatte schon am Donnerstag von der bevorstehenden Ernennung Müllers berichtet. Ein Insider hatte auch vorausgesagt, dass Hatz zu den ersten von der Aufarbeitung des Skandals Betroffenen gehören werde.

   Für Erstaunen sorgte bei einigen Beobachtern allerdings, dass Volkswagen gleichzeitig mit der Aufklärung der Diesel-Manipulationen die Konzernstruktur umbaut. Im Zuge des Schritts fällt den Unternehmensangaben zufolge im Konzernvorstand das Ressort Produktion weg. Die Produktionsaufgaben würden künftig stärker "in den Marken und Regionen eigenständig" organisiert, zitierte Volkswagen den Aufsichtsratschef Huber. Bislang ist Thomas Ulbrich Produktionsvorstand des Konzerns.

   Den Volkswagen-Vorstand verlässt zudem der Vertriebsvorstand Christian Klingler. Dies stehe nicht im Zusammenhang mit den Abgas-Manipulationen, teilte Volkswagen mit. Klingler habe "unterschiedliche Auffassungen über die Geschäftsstrategie" vertreten. Seine Position im Volkswagen-Markenvorstand übernehme der bisherige Seat-Chef Jürgen Stackmann. Ihn löst den Angaben zufolge Luca de Meo ab, der bislang Vertriebsvorstand bei Audi ist.

   Die zwölf Marken des Konzerns sortiert Volkswagen künftig in vier getrennte Gruppen für das Volumen-, Premium-, Sport- und Nutzfahrzeuggeschäft. Die Führungsstruktur auf Konzernebene richte sich damit "noch konsequenter nach dem technischen Baukastensystem aus", erklärte Volkswagen.

   Der Autokonzern stärkt darüber hinaus die Regionalverantwortlichen. Das gilt auch für Nordamerika: Volkswagen bildet dort eine eigene Regionalorganisation für die Märkte USA, Mexiko und Kanada. Ihre Führung übernimmt den Angaben zufolge zum 1. November Winfried Vahland, der bislang Vorstandschef von Skoda ist. Neuer Skoda-Chef wird Bernhard Maier, der derzeit das Vertriebsressort bei Porsche führt. Michael Horn bleibt Präsident der Volkswagen Group of America.

   Die künftige Struktur wird der neue Konzernchef Müller etablieren müssen. Helfen dürfte ihm dabei, dass er die Volkswagen-Interna so gut kennt wie nur wenige andere Manager: Der 62 Jahre alte IT-Experte hat seine Karriere im Jahr 1977 bei Audi begonnen. Dort wurde er oberster Produktmanager, bevor er im Jahr 2007 zu Volkswagen und drei Jahre später zu Porsche wechselte. Bei dem Sportwagenhersteller hat er sich als Vermittler und Krisenmanager bewiesen. Als er dort die Chefposition übernahm, hatte Porsche gerade die Zeit des Volkswagen-Übernahmekampfs hinter sich. Müller musste das Unternehmen in den Zwölf-Marken-Konzern integrieren.

   Die Entscheidung des Aufsichtsrats für Müller ist aber keine für eine völlig neue Unternehmenskultur. Der 62-Jährige gilt als Vertrauter seines Vorgängers Winterkorn. Er steht zudem für eine gewisse Behutsamkeit bei technischen Veränderungen: Jüngst fiel er als Kritiker selbstfahrender Autos auf. Um die Technik gebe es einen "Hype", sagte er.

   Der Abgasskandal, der Müller in seine neue Position brachte, stellt den 62-Jährigen vor eine zusätzliche Herausforderung. Er selbst sagte am Freitag unmittelbar nach seiner Ernennung: "Meine vordringlichste Aufgabe wird es sein, Vertrauen für den Volkswagen-Konzern zurückzugewinnen - durch schonungslose Aufklärung und maximale Transparenz, aber auch, indem wir die richtigen Lehren aus der aktuellen Situation ziehen."

   Müller darf darüber hinaus die Herausforderungen nicht aus dem Blick verlieren, vor denen Volkswagen schon vor der aktuellen Krise stand. Er muss das Unternehmen durch die anstehenden Umbrüche in der Automobilindustrie führen. Vor allem die zunehmende Digitalisierung verändert in der Branche viel: Schon heute gewinnen IT-Unternehmen wie Google und Apple im Automobilgeschäft an Bedeutung. Hinzu kommt, dass Volkswagen wie andere Automobilkonzerne weiter ganz erheblich in elektrisch angetriebene Fahrzeuge investieren muss.

   Müller werde "seine neue Aufgabe unmittelbar und mit ganzer Kraft angehen", sagte der geschäftsführende Aufsichtsratschef Huber. Der 62-Jährige sei "eine Persönlichkeit von großer strategischer, unternehmerischer und sozialer Kompetenz". Der Aufsichtsrat schätze "seinen kritischen und konstruktiven Blick". Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück lobte Müller als "ausgezeichneten Vorstandschef". Er sei "der Richtige, um jetzt den Tanker Volkswagen durch den Sturm zu steuern und wieder auf den richtigen Kurs zu bringen".

   Müller behält den Angaben zufolge seinen ohnehin bis zum Februar 2020 laufenden Vorstandsvertrag. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers muss er weiter auch die Aufgaben als Porsche-Chef erfüllen.

   Noch in diesem Jahr will Volkswagen zudem einen neuen Aufsichtsratschef bestimmen. Die Position soll Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch übernehmen. Sie ist seit dem Rücktritt von Ferdinand Piech im April unbesetzt. Arbeitnehmervertreter Huber führt das Kontrollgremium nur kommissarisch. Wie zuvor schon angekündigt, hat der Aufsichtsrat am Freitag beschlossen, Pötsch zunächst bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 9. November als neues Aufsichtsratsmitglied vorzuschlagen. Anschließend will das Gremium den Manager zu seinem Vorsitzenden wählen.

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

   Mitarbeit: Ilka Kopplin

   DJG/hev/

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   September 25, 2015 15:42 ET (19:42 GMT)

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