15.06.2016 22:10:45

UPDATE/US-Notenbank projiziert flacheren Zinspfad

   --Leitzins bleibt bei 0,25 bis 0,50 Prozent

   --Sechs Ratsmitglieder sehen 2016 nur eine Zinserhöhung

   --Signal für geringeres Zinsniveau auch für 2017 und 2018

   (NEU: Yellen-Pressekonferenz, Analysten)

   Von Jon Hilsenrath

   WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Währungshüter zeichnen in ihren neuen Projektionen einen flacheren Zinspfad als bisher. Sechs Ratsmitglieder rechnen nun damit, dass es in diesem Jahr nur zu einer Zinserhöhung kommen wird. Im März war nur ein Ratsmitglied dieser Ansicht gewesen. Bis Ende 2017 wird der Leitzins den neuen Projektionen zufolge nur auf 1,625 (zuvor: 1,875) Prozent steigen, bis Ende 2018 auf 2,375 (3,000) Prozent.

   Bei der aktuellen Sitzung tastete die Federal Reserve ihren Leitzins wegen der "Brexit"-Angst und den Zweifeln an der Stabilität des US-Aufschwungs nicht an. Der Zinssatz verharrte damit in der Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent. Ökonomen und Börsianer hatten diesen Beschluss einhellig erwartet. Es gab keine Gegenstimme im Fed-Rat.

   In ihrer Pressekonferenz sagte Fed-Chefin Janet Yellen, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten "durchwachsen" gewesen seien, das Jobwachstum habe sich "spürbar abgeschwächt", der Abschwung in manchen Sektoren sei "nicht erwartet" gewesen. Allerdings sollte auf Berichte zu einzelnen Monaten nicht überreagiert werden.

   Im Mai war das Jobwachstum dramatisch eingebrochen, auch ist die US-Wirtschaft zuletzt nur zögerlich gewachsen, während die Inflation weiter unter dem Zielwert der US-Notenbank liegt.

"Brexit"-Gefahr lässt die Fed zaudern Am 23. Juni stimmen zudem die Briten über die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU ab. Der mögliche "Brexit" hat die Nervosität an den Finanzmärkten stark steigen lassen, in den vergangenen Tagen mussten die weltweiten Börsen beträchtlich Federn lassen, während Anleger sich in Staatsanleihen flüchteten, was deren Renditen auf neue Rekordtiefstände fallen ließ.

   Ein EU-Austritt Großbritanniens würde ziemlich sicher heftige Schockwellen auslösen, nicht nur im weltweiten Finanzsystem, sondern auch für die globale Wirtschaft, einschließlich der USA. Yellen sagte, ein möglicher "Brexit" würde in künftigen Entscheidungen der Fed "eingearbeitet".

   Analyst Greg McBride von Bankrate.com sieht derzeit keinen großen Kurswechsel. "Der trübselige Jobreport für Mai und die 'Brexit'-Angst hält die Fed derzeit vor einer Straffung zurück. Sie verwies aber auch auf die besseren Konsumausgaben und darauf, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal zu fangen scheine. Und eine Mehrheit der Ratsmitglieder erwartet immer noch zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr. Das legt nahe, dass eine Zinserhöhung im Juli möglich ist, solange die ökonomischen Daten es zulassen."

Kritik an den Prognosen der Fed Analyst Ian Shepherdson von Pantheon Macroeconomics nimmt indessen die Prognosen der Fed zur Arbeitslosenquote aufs Korn. "Es ist lächerlich, aber die Fed erwartet, dass die Quote in diesem Jahr bei 4,7 Prozent bleibt und im nächsten Jahr nur um ein zehntel Prozentpunkt fällt. Schon in den letzten Jahren waren die Prognosen der Fed zur Arbeitslosenquote miserabel und sie läuft nun wirklich Gefahr, hinter der Verengung am Arbeitsmarkt zurückzubleiben."

   Die Fed hatte ihre Zinsen im Dezember 2015 erstmals seit fast zehn Jahren wieder angehoben. Der Leitzins stieg um 25 Basispunkte. Doch zu Jahresbeginn waren die Finanzmärkte wegen der starken Konjunkturabkühlung in China und des Verfalls der Ölpreise in Aufruhr geraten, weshalb weitere Zinsschritte bislang ausblieben.

   Die Finanzmärkte zeigten nur verhaltene Reaktionen auf die neuen Aussagen und Projektionen. Allerdings preisen die Fed-Funds-Futures nun die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im Juli mit null Prozent ein; zuvor waren 21 Prozent gewesen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   Mitarbeit: Andreas Plecko

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   June 15, 2016 15:37 ET (19:37 GMT)

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