19.01.2007 15:26:00

UPDATE: Stiftungsstreit überdeckt bei ThyssenKrupp Rekordgewinn

(NEU: Aussagen von der Hauptversammlung, Marktreaktionen)

   Von Andreas Heitker

   Dow Jones Newswires

   BOCHUM (Dow Jones)--Die Diskussion um die umstrittene Stärkung der Krupp-Stiftung hat auf der Hauptversammlung der ThyssenKrupp AG die Freude über einen neuen Rekordgewinn des Konzerns im ersten Quartal weit in den Hintergrund gedrängt. Während Vorstand und Aufsichtsrat das Entsenderecht der Stiftung verteidigten, erneuerten zahlreiche Aktionärssprecher die Kritik an der geplanten Sonderstellung des Hauptaktionärs.

   Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Cromme betonte auf der Hauptversammlung, die umstrittene Satzungsänderung entmündige nicht die anderen Aktionäre und sei auch nicht als Abwehrmaßnahme oder "Poison Pill" gegen eine feindliche Übernahme zu verstehen. Cromme versprach, dass es bei ThyssenKrupp auch in Zukunft gute Corporate Governance geben werde. Hier gehe es "um einen speziellen Sonderfall".

   ThyssenKrupp will ihrem Hauptaktionär, der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, künftig drei Aufsichtsratsmandate fest zusagen. Diesem so genannten Entsenderecht müssten 75% der Aktionäre zustimmen. Die Stiftung hält mittlerweile 25,1% der ThyssenKrupp-Aktien.

   Vorstandsvorsitzender Ekkehard Schulz sagte, das Entsenderecht trage der Höhe dieser Beteiligung Rechnung. Die Stiftung begleite das Unternehmen seit nunmehr 40 Jahren als Hauptaktionärin und habe immer auch die Strategie des Konzerns mitgetragen. Die Bedeutung eines Großaktionärs für ThyssenKrupp wisse der Vorstand "besonders in der heutigen Zeit" zu schätzen", betonte Schulz.

   Sprecher der Kleinaktionäre äußerten sich uneinheitlich. Kritik kam von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Geschäftsführer Thomas Hechtfischer bezeichnete die Pläne als "überflüssig". Es könne durchaus drei Stiftungsvertreter im Aufsichtsrat geben - nur müssten diese auch weiterhin von der Hauptversammlung gewählt werden.

   Hans-Christoph Hürth von Hermes Investment, der auch zahlreiche Pensionsfonds vertrat, verwies darauf, dass mit den Plänen des Konzerns das Prinzip missachtet werde, wonach eine Aktie auch eine Stimme haben müsse. Die Stiftung erhalte eine überproportionale Vertretung im Aufsichtsrat.

   Andere Kleinaktionäre begrüßten dagegen die Stärkung der Stiftung als "Schutzschild gegen ein feindliche Übenahme". Schon das bisherige Stiftungsmodell habe dem Unternehmen, seinen Aktionären und der ganzen Region gut getan, sagte ein Sprecher. Die Kritik an dem Entsenderecht sei eine "Anbiederung an ausländische Heuschrecken".

   Vorstandschef Schulz erklärte die Satzungsänderung ebenso wie eine neue Ermächtigung zu einem Aktienrückkauf sowie die Schaffung eines genehmigten Kapitals von bis zu 500 Mio EUR mit Absicherungsmaßnahmen für die Wachstumsstrategie des Konzerns. Er bekräftigte, dass ThyssenKrupp in den nächsten fünf Jahren einen Umsatz von 55 Mrd bis 60 Mrd EUR anstrebt. Konkrete Vorhaben, für die eine Kapitalerhöhung erforderlich sei, gebe es derzeit aber nicht.

   Für das laufende Jahr erneuerte Schulz die Prognose eines Vorsteuer-Ergebnisses von mehr als 2,5 Mrd EUR - obwohl der Konzern bereits im ersten Quartal einen neuen Höchststand bei den Gewinnen verbuchte. Das Ergebnis vor Steuern stieg von Oktober bis Dezember auf eine Mrd EUR nach lediglich 425 Mio EUR im Vorjahr. Der Umsatz legte im ersten Quartal auf 12,2 (Vorjahr: 10,9) Mrd EUR und der Auftragseingang auf 13,0 (11,6) Mrd EUR zu.

   Damit übertraf der Ruhrkonzern die Erwartungen der Analysten deutlich. "Die Zahlen sind fantastisch - aber der Ausblick ist sehr konservativ", sagte BHF-Analyst Hermann Reith. An der Börse musste ThyssenKrupp am Freitag dennoch deutliche Einbußen hinnehmen. Die im Dax gelistete Aktie verlor bis zum Nachmittag 1,9% auf 35,53 EUR. Händler begründeten dies allerdings mit Gewinnmitnahmen nach den Kurssteigerungen der vergangenen Wochen.

   Die ThyssenKrupp-Aktie hatte bereits im Jahr 2006 um 98% zugelegt und war damit Spitzenreiter des Jahres im DAX gewesen. Der Vorstand sieht diese Entwicklung auch als Beleg für einen Stimmungswandel an den Börsen gegenüber Konglomeraten. Aktuelle Studien - wie von der Boston Consulting Group - unterstrichen das besondere Wertpotenzial von diversifizierten Unternehmen, sagte Schulz in Bochum. "Nicht auf die Zahl der Geschäfte kommt es an, sondern auf deren Führung."

   Webseite: http://www.thyssenkrupp.de/

   -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 - 13872 14,

   andreas.heitker@dowjones.com

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