20.04.2016 11:48:46
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UPDATE/RWE-Chef stimmt Aktionäre auf noch härtere Zeiten ein
ESSEN (Dow Jones)-- RWE-Chef Peter Terium hat die Aktionäre auf der Hauptversammlung auf eine Verschärfung der Krise eingestimmt. "Wenn sich das niedrige Strompreisniveau nachhaltig etabliert, wird die konventionelle Stromerzeugung wirtschaftlich kollabieren", sagte Terium. Der RWE-Chef sprach angesichts eines "historischen" Tiefpunkts bei den Börsenstrompreisen von einem "Ausnahmezustand". "Heute erwirtschaften viele Anlagen nicht einmal mehr ihre Betriebskosten."
Terium warnte zudem vor zusätzlichen Belastungen im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus der Kernenergie. "Wir stehen hier vor einem erheblichen finanziellen Risiko", sagte der RWE-Chef. Noch verhandeln die Energiekonzerne mit einer von der Bundesregierung eingesetzten Kommission darüber, wie die Kosten für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Lagerung des strahlenden Mülls verteilt werden. Das Gremium will in Kürze seine Empfehlung vorlegen.
Kurz nachdem Terium seine Rede begonnen hatte, kam es in der Essener Grugahalle zu einem Tumult: Umweltschützer riefen "Eure Zeit ist abgelaufen" und stürmten die Bühne. Nachdem Sicherheitskräfte die Demonstranten aus dem Saal gebracht hatten, konnte der RWE-Chef seine Rede fortsetzen. Kurz darauf kam es zu einem erneuten Zwischenfall.
Geplante Streichung der Dividende sorgt für Kritik und Lob Terium muss sich bei der Hauptversammlung auf deutliche Kritik der Anleger einstellen. RWE will angesichts der wegbrechenden Gewinne erstmals seit mehr als 60 Jahren keine Dividende an seine Stammaktionäre ausschütten, Inhaber von Vorzugsaktien sollen 13 Cent je Papier erhalten. "Was muss passieren, damit Sie sich in der Lage sehen, uns Aktionären wieder eine Dividende vorschlagen zu können?" fragte Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) laut Redenotizen.
Im vergangenen Jahr musste RWE 2,1 Milliarden Euro auf seine Kraftwerke abschreiben. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit weiteren Gewinnrückgängen. Die Streichung der Dividende trifft besonders die Kommunen, die rund 24 Prozent der RWE-Anteile halten und denen Millioneneinnahmen entgehen. Sie hatten gar damit gedroht, dem RWE-Vorstand die Entlastung zu verweigern.
Von anderer Seite gab es aber Lob für die Maßnahme. "RWE steht mit dem Rücken zur Wand und kann es sich derzeit nicht leisten, mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten", sagte Ingo Speich laut Redetext. Der Portfoliomanager von Union Investment hatte schon im vergangenen Jahr darauf gedrängt, die Dividende zu senken.
Wenn sich die Strompreise nicht erholten, müsse die Politik den Konzernen zur Hilfe kommen, forderte RWE-Chef Terium erneut. In diesem Fall führe "kein Weg an einem Kapazitätsmarkt vorbei". Ein solcher Mechanismus würde die Unternehmen dafür entlohnen, dass sie Kraftwerke bereitstellen - auch wenn diese gar keinen Strom liefern.
"Was steht am Ende der alten RWE? Deren Abwicklung?" Der Umbau des Konzerns, den die RWE-Führung im vergangenen Jahr angestoßen hatte, gehe "teils besser als erwartet" voran, sagte Terium. Das Wachstumsgeschäft mit den erneuerbaren Energien will der Konzern in eine neue Aktiengesellschaft überführen, die Anfang April unter dem Übergangsnamen RWE International gestartet ist. Voraussichtlich Ende des Jahres will RWE 10 Prozent der Anteile der Gesellschaft über eine Kapitalerhöhung an die Börse bringen. Das Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken sowie der Energiehandel bleiben bei RWE. "Die RWE AG ist Hauptprofiteurin der neuen Gesellschaft", sagte Terium. "Sie profitiert von Wachstum und Dividenden."
Speich von Union Investment lobte die neue Konzernstrategie. "Zur Aufspaltung gibt es keine Alternative", sagte er. "Nur so hält sich RWE die Tür zum Kapitalmarkt offen und damit die Möglichkeit, frisches Eigenkapital auch bei internationalen Investoren einzuwerben." DSW-Chef Tüngler fürchtet hingegen, dass die "schlechten Zeiten" erst noch kommen werden. "Was steht am Ende der alten RWE? Deren Abwicklung?"
Die Hauptversammlung wird auch über Veränderungen im Aufsichtsrat abstimmen. Neu in das Gremium gewählt werden sollen unter anderem der frühere Eon-Finanzvorstand Erhard Schipporeit, die IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz und die frühere Chefin der Internationalen Energieagentur, Maria van der Hoeven. Daimler-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche und der frühere Thyssenkrupp-Chef Ekkehard Schulz werden ebenso ausscheiden wie der bisherige Aufsichtsratschef Manfred Schneider. Sein Nachfolger soll der ehemalige SAP-Finanzvorstand Werner Brandt werden, der bereits Mitglied des Aufsichtsrats ist.
Kontakt zum Autor: jenny.busche@wsj.com
DJG/jen/kla
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April 20, 2016 05:18 ET (09:18 GMT)
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