01.12.2015 17:04:47
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UPDATE/RWE bringt seine Zukunftsgeschäfte getrennt an die Börse
--RWE formiert neue Gesellschaft aus Erneuerbare-Energien-Aktivitäten, Netzen und Vertrieb
--RWE bringt mindestens 10 Prozent an der neuen Gesellschaft an die Börse
--RWE will langfristig Mehrheitsaktionär der neuen Gesellschaft bleiben
(NEU: Vorstandsaussagen aus der Telefonkonferenz, Investorenreaktion)
Von Hendrik Varnholt
FRANKFURT (Dow Jones)--RWE überrascht die Investoren mit einer Konzernspaltung light. Der Energiekonzern trennt seine Wachstumsaktivitäten vom schwierigen Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken: Das Unternehmen formiert aus der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, dem Netzgeschäft und dem Vertrieb eine neue Aktiengesellschaft. RWE bleibe zwar Mehrheitseigentümer der bislang namenlosen Tochter, sagte Konzernchef Peter Terium am Dienstag. Mindestens 10 Prozent an der neuen Gesellschaft werde der Energieversorger aber an die Börse bringen.
Damit folgt RWE in Teilen dem Beispiel des Konkurrenten Eon, der vor einem Jahr die Trennung der Zukunftsaktivitäten von der konventionellen Stromerzeugung angekündigt hatte. In bedeutenden Einzelheiten unterscheidet sich das Vorgehen der beiden Energiekonzerne aber: RWE überführt anders als Eon die Aktivitäten mit Wachstumspotenzial und nicht das angeschlagene Stromgeschäft in eine neue Gesellschaft. RWE strebt nach den Worten von Terium zudem keine vollständige Trennung der Unternehmen an. "Wir spalten den Konzern nicht auf", sagte er in einer Telefonkonferenz.
Terium spielt damit auf die geplante Eigentümerstruktur an: RWE soll nach den Worten des Konzernchefs auch langfristig mindestens 51 Prozent an der Erneuerbare-Energien-, Netze- und Vertriebsgesellschaft halten. Damit bleiben die Geschäfte in der Bilanz der RWE AG vollkonsolidiert. Zugleich allerdings kann die neue Tochter etwa gegenüber Banken und den Aktionären als eigenständig auftreten. Wer in die Zukunftsgesellschaft investiert, muss nicht fürchten, die Kosten unrentabler Kraftwerke zu tragen.
RWE wagt damit gemessen an den Eigentumsverhältnissen zwar nur eine Spaltung light. Andererseits gelingt es dem Konzern aber, sich klarer in zwei Teile zu trennen als Eon. Im Gegensatz zu dem Konkurrenten wird RWE die Zukunftsgeschäfte nämlich nicht mit den Atomkraftwerken zusammenlegen. Dazu hatte die Politik Eon aus Angst um die Rückstellungen für den Kraftwerksrückbau gezwungen. RWE kommt nach seinem aktuellen Plan um einen solchen Schritt herum. Offenkundig will Terium die Politiker mit dem Hinweis auf die Beteiligungsstruktur besänftigen. "Es geht kein Geld durch die Tür", sagte er denn auch am Dienstag.
Die eigene Kapitalausstattung soll die neue Wachstumsgesellschaft nach den Worten von Terium zum Großteil durch den Börsengang finanzieren: Die für Ende des nächsten Jahres vorgesehene Erstnotierung ist den Angaben zufolge zunächst in Form einer 10-prozentigen Kapitalerhöhung geplant. Der erwartete Erlös, den Terium zunächst nicht bezifferte, werde der neuen Gesellschaft zur "Wachstumsfinanzierung in Zukunftsmärkten" dienen, sagte der Konzernchef. Die neue Tochter werde vor allem in Erneuerbare Energien investieren - und auf dem Zukunftsfeld mehr ausgeben, als es RWE nach seinem jüngst zusammengestrichenen Investionsplan vorgesehen hatte.
Über die Kapitalerhöhung bei der Tochtergesellschaft hinaus plant RWE laut Terium auch, bis zur Mehrheitsgrenze eigene Aktien an dem neuen Unternehmen abzugeben. Dies werde unter Umständen zusammen mit dem Börsengang, womöglich aber auch später geschehen, sagte der Konzernchef. Die RWE-Dachgesellschaft selbst soll außerdem ein neues Sparprogramm stärken. Dies sehe Kostensenkungen in der Höhe eines dreistelligen Millionen-Euro-Betrags vor, sagte Terium, der die Vorhaben als "nächste logische Schritte des Umbaus von RWE" bezeichnete.
Über die Pläne informierte der Konzernchef am Dienstag allerdings nur unfreiwillig. Medien hatten wenige Stunden zuvor über den bevorstehenden Konzernumbau berichtete. Auch Dow Jones Newswires hatte ein Informant berichtet, RWE wolle die konventionelle Stromerzeugung stärker von den Wachstumsaktivitäten trennen. Die Berichte hätten die "überfallartige" Information notwendig gemacht, sagte Terium. Der Aufsichtsrat werde die Schritte am 11. Dezember diskutieren.
Investoren reagierten heftig auf die Nachrichten: Die RWE-Aktie lag am Nachmittag rund 14 Prozent im Plus. Thomas Deser, Fondsmanager bei Union Investment, etwa lobte die Ankündigungen als "positives Signal an den Kapitalmarkt, die Politik und die Ratingagenturen". Die Trennung der Aktivitäten bedeute eine "verbesserte Liquiditätssituation", die "Sicherung des Kreditratings" und einen "Zugang zu frischen Mitteln für Wachstumsinvestionen". RWE werde damit wieder als "glaubwürdiger Partner der Energiewende" wahrgenommen, sagte Deser. Zudem schaffe der Konzern die Voraussetzungen, um die Risiken aus dem Atomausstieg in eine Atomstiftung auszulagern.
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
DJG/hev/reg
(END) Dow Jones Newswires
December 01, 2015 10:34 ET (15:34 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 34 AM EST 12-01-15
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