28.09.2014 18:22:31
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UPDATE: Längster Air-France-Streik nach zwei Wochen beendet
-- Piloten lenken ein und beenden Arbeitskampf
-- Am Sonntag und Montag noch zahlreiche Flugausfälle
(NEU: Air France kündigt Rückkehr zu normalem Flugbetrieb ab Dienstag an)
PARIS (Dow Jones/AFP)--Nach zwei Wochen und hunderten gestrichenen Flügen ist der längste Streik bei Frankreichs größter Fluggesellschaft Air France zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft SNPL lenkte am Sonntag ein, obwohl sie nicht die Arbeitsbedingungen aller Piloten sichern konnte. Allerdings wurde der Ausbau einer europaweiten Billigairline ausgebremst. Air France kündigte für Sonntag und Montag noch zahlreiche Flugausfälle an.
Die letzten Gespräche zwischen Gewerkschaft und dem Unternehmen Air France-KLM, an dem der französische Staat mit knapp 16 Prozent beteiligt ist, waren in der Nacht gescheitert. Am Sonntagmittag gaben die Arbeitnehmervertreter schließlich nach. Die SNPL "übernimmt Verantwortung", indem sie "den Arbeitskampf beendet", sagte ihr Sprecher Guillaume Schmid der Nachrichtenagentur AFP. Die Gespräche sollten in einem "ruhigeren Rahmen" fortgesetzt werden.
Der Streik hat Air France seit dem 15. September täglich 15 bis 20 Millionen Euro kostete. Am Sonntag kündigte die Fluggesellschaft eine Rückkehr des normalen Flugbetriebes ab Dienstag an, die bereits für Sonntag und Montag stornierten Flüge würden trotz des beendeten Streiks aus organisatorischen Gründen ausfallen. Der Konzern begrüßte in einer Erklärung das Einlenken. Zugleich beklagte er, dass die Gewerkschaften ihre Unterschrift unter ein Abschlussdokument verweigerten, das grünes Licht für den Ausbau der französischen Billigtochter Transavia France gegeben hätte.
Auch Frankreichs Premierminister Manuel Valls begrüßte das Streikende. Allerdings gehen die Piloten nicht mit ganz leeren Händen aus dem Ringen. Anlass für ihren Streik waren die Pläne von Air France, ihre Billigtochter Transavia europaweit auszubauen. Die Piloten erreichten, dass die Pläne für eine Transavia Europe auf Eis gelegt wurden. Transavia France soll allerdings trotz des Widerstandes fortentwickelt werden. Und die Piloten der französischen Billigairline werden nicht, wie von der SNPL verlangt, die gleichen Verträge wie ihre Kollegen beim Mutterkonzern erhalten. Aus Sicht des Unternehmens und der Regierung ist Transavia von zentraler Bedeutung für die Zukunft des ganzen Unternehmens.
Am Freitagabend hatte die Gewerkschaft einen letzten Vorstoß unternommen und die Einsetzung eines unabhängigen Vermittlers gefordert. Dem hatte die Regierung in Paris aber eine Absage erteilt. Insbesondere Premierminister Valls hatte sich mehrfach hart gezeigt und den Piloten einen "unerträglichen" Konflikt auf dem Rücken der Passagiere und zum Schaden der ganzen Wirtschaft vorgeworfen. Nun müssten sich alle Seiten anstrengen, um das Vertrauen zurückzugewinnen, erklärte er am Sonntag.
"Die Bedingungen für einen sozialen Dialog sind heute nicht gegeben", sagte SNPL-Sprecher Schmid. Angesichts der zunehmend ablehnenden Haltung der Bevölkerung wollten die Piloten aber keine weitere Eskalation. Schon jetzt wird ihr Arbeitskampf als längster Air-France-Streik in die Geschichte eingehen. Für 14 Tage war rund die Hälfte der Maschinen von Europas zweitgrößter Fluggesellschaft am Boden geblieben. Der bislang längste Streik bei Air France liegt 16 Jahre zurück und dauerte zehn Tage.
Der Arbeitskampf bedrohte auch die Bemühungen, die Konzernobergesellschaft wieder in die Gewinnzone zurückzuführen. Air France-KLM verbuchte im Rahmen seines 2012 gestarteten dreijährigen Restrukturierungsplans zwar schon Erfolge, steckt aber immer noch in den roten Zahlen.
Air France leidet wie andere europäische Premium-Airlines unter dem harten Wettbewerb, wobei Ryanair und Easyjet ihn im Billigsegment verschärfen und arabische Fluggesellschaften wie Etihad oder Emirates auf der Langstrecke anheizen. Mit dem Ausbau einer Billig-Tochter und Einsparungen suchen die Franzosen im Prinzip den gleichen Ausweg aus dem Dilemma wie die Deutsche Lufthansa.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/kla
(END) Dow Jones Newswires
September 28, 2014 11:51 ET (15:51 GMT)- - 11 51 AM EDT 09-28-14
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