05.03.2017 21:31:46
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UPDATE/Die Deutsche Bank korrigiert ihren Kurs
--Postbank bleibt im Konzern, Änderungen in den Sparten
--Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro
--Minderheitsanteil am Asset Management wird über Börsengang verkauft
--Personalkarussell im Vorstand dreht sich - Schenck und Sewing zu Co-CEOs befördert
--Für 2016 wird Dividende von 0,19 Euro, für 2017 mindestens 0,11 Euro pro Aktie gezahlt
(NEU: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Einzelheiten)
Von Matthias Goldschmidt und Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank korrigiert den Kurs und polstert ihre Kapitaldecke auf. Das Institut kündigte am Sonntag eine milliardenschwere Kapitalerhöhung sowie eine ganze Reihe von Maßnahmen an, mit denen es wieder in die Wachstumsspur zurückfinden will: Die Postbank will die Deutsche Bank nun doch behalten und in ihr Privat- und Firmenkundengeschäft integrieren. Beratungs- und Finanzierungsgeschäft, Kapitalmarktgeschäft sowie Transaktionsbank werden zusammengelegt. Nicht zuletzt will die Frankfurter Bank einen Teil der Vermögensverwaltung an die Börse bringen.
Über all diese Maßnahmen ist bereits spekuliert worden. Insbesondere die Kapitalerhöhung war nie wirklich vom Tisch, auch wenn es nach der glimpflicher als befürchteten Einigung im Hypothekenstreit in den USA kurz vor Weihnachten und der zum Jahresende verbesserten Kapitalquote der Bank erst einmal nicht akut danach aussah. Nun will sich die Deutsche Bank 8 Milliarden Euro am Kapitalmarkt besorgen. Geld braucht der DAX-Konzern, nicht zuletzt für die Integration der Postbank.
Postbank bleibt im Konzern Bei der Postbank hat die Deutsche Bank einen "Sinneswandel" durchgemacht, wie Vorstandschef John Cryan in einer Telefonkonferenz sagte. Seitdem sich der frühere Vorstand im April 2015 entschieden habe, die Postbank zu verkaufen, hätten sich die Umstände geändert, führte er aus. Es gebe neue regulatorische Vorschriften, die dafür sprächen, die Postbank zu behalten. Zudem habe sich das operative Umfeld deutlich verbessert.
Wahr ist aber auch: Die Deutsche Bank ist die Postbank nicht losgeworden, jedenfalls nicht zu einem attraktiven Preis, wie Cryan zugab. "Wir konnten uns nicht leisten, sie zu behalten, wir konnten uns auch nicht leisten, sie zu verkaufen", sagte der Manager. Letztlich hätten aber nicht nur die finanziellen Aspekte den Ausschlag gegeben. "Die strategischen Vorteile, die Postbank zu behalten, waren überwältigend".
Die Postbank soll nun mit dem Firmen- und Privatkundengeschäft der Deutschen Bank zusammengelegt werden. Mit einem Kundenstamm von mehr als 20 Millionen Kunden erhofft sich die Deutsche Bank als klarer Marktführer in erster Linie Größenvorteile in einem stark fragmentierten deutschen Bankenmarkt.
Die Synergien durch die Integration beziffert der Konzern auf 900 Millionen Euro ab 2022, die Restrukturierungs- und Abfindungskosten auf 1,0 Milliarden Euro. Ob und wie viele Stellen durch die Integration wegfallen, sagte Privatkundenvorstand Christian Sewing in der Telefonkonferenz nicht.
Vermögensverwaltung soll in Deutschland an die Börse Kosten will die Bank auch an anderer Stelle sparen. Durch die Zusammenlegung von Corporate Finance, Global Markets und Transaktionsbank zu einer neuen Unternehmens- und Investmentbank will das Institut die Kosten um 0,7 Milliarden Euro von zuletzt 12,9 Milliarden Euro reduzieren. Hier stehen allerdings nicht nur Einsparungen im Vordergrund, auch die Kunden - mit Schwerpunkt Unternehmenskunden - sollen gezielter angesprochen werden.
Die dritte Säule der strategischen Neuausrichtung der Bank betrifft die Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank will einen Minderheitsanteil davon in den nächsten zwei Jahren an die Börse bringen. Das Asset Management, das seinen Sitz in Deutschland haben wird, soll auch hierzulande gelistet werden. Cryan stellte in der Konferenz unmissverständlich klar, dass die Deutsche Bank einen Mehrheitsanteil an der Deutsche Asset Management behalten wird.
Nicht nur ein Teil der Vermögensverwaltung, auch unter anderem rund 20 Milliarden Euro an risikogewichteten Aktiva im Kapitalmarktgeschäft sollen abgestoßen werden. Diese Altbestände sollen gesondert verwaltet werden. Cryan will dies explizit nicht als neue Bad Bank verstanden wissen. Die Deutsche Bank hatte ihre Non-Core-Einheit zum Jahresende 2016 aufgelöst.
Anleger bekommen nun doch eine Dividende für 2016 Aus dem Teil-Börsengang und den weiteren Veräußerungen erhofft sich die Bank bis zu 2 Milliarden Euro an zusätzliches Kapital. Dem stehen Aufwendungen von ebenfalls 2 Milliarden Euro gegenüber, die in der Bilanz zwischen 2017 und 2021 auftauchen werden. 70 Prozent davon werden in den kommenden beiden Jahren anfallen.
Um den Anlegern die Kapitalerhöhung schmackhaft zu machen, winkt ihnen trotz Milliardenverlusts und vorheriger Bekundungen für 2016 eine Dividende in Höhe von 0,19 Euro je Aktie. 2017 soll die Auschüttung mindestens 0,11 Euro pro Aktie betragen.
Die Deutsche Bank wird bis zu 687,5 Millionen neue Aktien platzieren. Die 8 Milliarden Euro sind von dem begleitenden Bankenkonsortium gezeichnet, der Preis beträgt entsprechend 11,65 Euro je Anteil. Der Prospekt soll am 20. März veröffentlicht werden, die Zeichnungsfrist bis zum 6. April laufen.
Nach Abschluss der Kapitalerhöhung wird die harte Kernkapitalquote zum 31. Dezember 2016 pro-forma bei 14,1 Prozent liegen. Ausgewiesen hatte die Bank für Ende 2016 eine harte Kernkapitalquote nach Vollumsetzung des Bankenregelwerks Basel 3 von 11,9 Prozent.
Deutsche Bank sucht neuen Finanzvorstand Die Umstrukturierungen bringen auch personelle Änderungen in der Führungsriege mit sich: So soll die neue Unternehmens- und Investmentbank künftig von Finanzvorstand Marcus Schenck gemeinsam mit Garth Ritchie geleitet werden. Die Suche nach einem neuen CFO läuft. Der bisherige Chef-Investmentbanker Jeff Urwin wird sich aus dem Vorstand zurückziehen.
Im Zuge der Integration in der Privat- und Firmenkundenbank wird Postbank-Chef Frank Strauß in den Vorstand aufrücken. Er wird das Geschäft gemeinsam mit Sewing leiten. Nicht zuletzt wurden Schenck und Sewing mit sofortiger Wirkung zu stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt.
Kontakt zum Autor: matthias.goldschmidt@wsj.com
DJG/mgo/kla
(END) Dow Jones Newswires
March 05, 2017 15:00 ET (20:00 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.- - 03 00 PM EST 03-05-17
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